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Sonderthema

Johann Philipp Reis
Leben und Werk

Johann Philipp Reis war ein deutscher Physiker und Erfinder des ersten funktionierenden Gerätes zur Übertragung von Tönen über elektrische Leitungen und gilt damit als zentraler Wegbereiter des Telefons. Im Zuge dieser Entwicklung erfand Reis auch das Kontaktmikrophon und gab seinem Apparat 1861 den Namen «Telephon», der sich später international durchsetzen konnte. Eine weitere Erfindung von Reis waren die Rollschlittschuhe, welche als Vorläufer der modernen Inline-Skates gelten können.

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Reis’ Wohnhaus in Friedrichsdorf

Philipp Reis wurde am 7. Januar 1834 in Gelnhausen als Sohn des Bäckers Sigismund Reis geboren. Ein Jahr nach seiner Geburt verstarb seine Mutter und 1844 der Vater. Durch den frühen Tod der Eltern wuchs er bei seiner Großmutter auf.

Über seine Kindheit erinnerte sich Reis später: «Während mein Vater stets bemüht war, meine geistigen Kräfte durch Belehrung über die Umgebung (durch Besprechung des wirklich Wahrgenommenen) auszubilden, wendete der Großmutter Tätigkeit auf die Gemütsbildung und die Entwicklung des religiösen Sinns, wozu sie durch die Erfahrung eines langen Lebens, ihre Belesenheit und besonders durch die Gabe zu erzählen, sehr befähigt war.»
Von 1840 an besuchte Philipp Reis die Volksschule in Gelnhausen. Seine Lehrer erkannten schnell die ungewöhnliche Begabung ihres Zöglings und bemühten sich, seinen Vater dazu zu bewegen, Philipp Reis auf eine höhere Schule zu schicken. Nach dem Willen des Vaters sollte der Schulwechsel nach Abschluss der mittleren Klasse der Volksschule geschehen. Leider verstarb sein Vater, noch ehe Philipp Reis dieses Lebensjahr vollendet hatte.
1845 wechselte der Junge von der Gelnhäuser Bürgerschule ins hessische Friedrichsdorf an das Institut Louis Frédéric Garnier. Dort blieb er bis zu seinem 14. Lebensjahr. Danach besuchte er das Hasselsche Institut in Frankfurt am Main.
Am 1. März 1850 begann er eine kaufmännische Lehre bei dem Frankfurter Farbwarenhandel Johann Friedrich Beyerbach und besuchte eine Handelsschule. Neben seiner beruflichen Ausbildung betrieb er naturwissenschaftliche Studien an einer polytechnischen Vorschule und beim ehrwürdigen Physikalischen Verein in Frankfurt am Main. Dort wurde er 1851 auch Mitglied. Bereits 1852 fasste Reis den Gedanken, an der Sprachübermittlung durch elektrischen Strom zu forschen.
Nach seiner Militärdienstzeit 1855 bei den hessischen Jägern in Kassel und verschiedener Studien­reisen betrieb Reis in Frankfurt erneut naturwissenschaftliche Studien und hatte vor, in Heidelberg eine Lehrerausbildung anzugehen, erhielt aber 1858 bei einem Aufenthalt in Friedrichsdorf von Direktor Garnier unverhofft eine Anstellung als Lehrer für Französisch, Physik, Mathematik und Chemie an dessen Knabeninstitut. In Gelnhausen heiratete er, erwarb ein Haus in Friedrichsdorf und beschäftigte sich in der Freizeit weiter mit Mechanik und Elektrotechnik. Dabei entwickelte er nicht nur seine Rollschlittschuhe, sondern auch ein Veloziped, eine frühe Form des Fahrrades. In weiteren Experimenten forschte er an der Solarkraft.
Um seinen Schülern einen anspruchsvollen Unterricht zu ermöglichen, baute er aus einfachen Mitteln anschauliche Modelle. Eines war der Nachbau einer Ohrmuschel, die Reis zu seiner bedeutenden Erfindung angeregt hatte: «Durch meinen Physikunterricht dazu veranlasst, griff ich im Jahre 1860 eine schon früher begonnene Arbeit über die Gehörwerkzeuge wieder auf und hatte bald die Freude, meine Mühen durch Erfolg belohnt zu sehen, indem es mir gelang, einen Apparat zu erfinden, durch welchen es ermöglicht wird, die Funktion der Gehörwerkzeuge klar und anschaulich zu machen; mit welchem man aber auch Töne aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung reproduzieren kann. – Ich nannte das Instrument Telephon.»
Reis’ erster Telefonhörer war ein Holzmodell eines Ohres. Er versuchte, die Funktionsweise des Ohres auf einen technischen Apparat zu übertragen, und hatte dabei die Idee, den Luftschall in elektrische Schwingungen umzuwandeln. Als Trommelfell benutzte er eine Wursthaut mit einem Metallplättchen und als Gehörknöchelchen (Hammer) einen Draht. Schallwellen versetzten die Wursthaut in Schwingungen, die einen Stromkreis zwischen Metallplättchen und Draht unterbrachen. Im Laufe seiner Versuche erkannte Reis, dass statt des Ohrmodells auch ein mit einer Membran bespannter Schalltrichter verwendet werden konnte.
Der andere Teil des Telefonhörers, der Empfänger, bestand aus einer Stricknadel, um die Kupferdraht gewickelt war. Die Nadel war mit einem Holzkästchen verbunden, das als Resonanzboden die von der Nadel empfangenen Stromimpulse verstärkte. Der Fehler in Reis’ Anordnung bestand darin, dass der Strom zwischen Metallplättchen und Draht durch den Schall unterbrochen und nicht in ständiger Schwingung gehalten wurde.
Von 1858 bis 1863 arbeitete Reis in Friedrichsdorf an den ersten Prototypen seines Telephons und erfand dabei auch das Kontaktmikrofon. Insgesamt entstanden in der Zeit drei verbesserte Weiterentwicklungen. Am 26. Oktober 1861 führte er einen Prototyp seines Fernsprechers erstmals öffentlich zahlreichen Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt vor.
Reis’ Schwager las im Garten des Physikalischen Vereins aus einem Buch vor. Philipp Reis hörte die Worte an seinem Apparat im Saal und wiederholte sie laut. Nach dem Einwand eines Zuhörers, könnte Reis das Buch kennen, sprach jener Zuhörer die Sätze «Das Pferd frisst keinen Gurkensalat» und «Die Sonne ist von Kupfer» in das Telefon im Garten.
Da sein Apparat noch lange nicht perfekt war, konnte Reis zwar nicht verstehen, was das Pferd frisst, auch meinte er, die Sonne sei aus Zucker, dennoch mit dem etwas dadaistisch anmutenden Satz «Das Pferd frisst keinen Gurkensalat» bewies Reis damals, dass sein Telefon wirklich funktionierte und das Gesagte nicht etwa vorher abgesprochen war.
Im Physikalischen Verein hielt man sein Telefon dann leider für eine nutzlose Spielerei, erzählt Lioba Naegele, Referentin für Nachrichtentechnik am Frankfurter Museum für Kommunikation. «Man konnte sich nicht so richtig vorstellen, für was so ein Gerät eigentlich gut sein sollte, und die weitere Entwicklung zeigt ja auch, dass man damals eher an so etwas wie den Rundfunk dachte. Man hat dann Texte oder z. B. Opern übertragen über das Telefon.»
Das Telefon von Philipp Reis glich noch nicht dem Telefon, das wir heute kennen. Es war eigentlich dazu da, um Nachrichten über eine weite Entfernung zu übertragen und nicht ein Gerät, mit dem zwei Menschen kommunizieren können.
Da Philipp Reis auch einige Zeit später keine technische Verbesserung seines anfälligen Aufbaus anzubieten im Stande war und der Telegraf bereits ohne größere Probleme arbeitete, war seiner Erfindung zunächst kein Erfolg beschieden. Eine kommerzielle Verwertung des Telefons konnte man sich damals nicht vorstellen. Werner von Siemens, der damals der Vorführung von Reis beiwohnte, hat sich später dann sehr geärgert. «Wir Esel haben zwar das Wunder des Verstehens auf 60 Fuß und mehr angestaunt, aber die Sache nicht verfolgt.»
Daraufhin erschien im Jahresbericht 1860/61 des Vereins auf Seite 57 ein wissenschaftlicher Fachbericht von Reis zum Telefon: Über Telephonie durch den galvanischen Strom.
Von diesen ersten Erfolgen ermuntert, verbesserte Reis seinen Apparat bis 1863 wesentlich und ließ seine Modelle in größeren Mengen von Johann Valentin Albert, einem Frankfurter Kaufmann und Mechaniker, herstellen, um sie international als wissenschaftliches Demonstrationsobjekt für 8 bis 12 Taler zu verkaufen. So wurde der deutsche Erfinder in der Fachwelt weltweit bekannt. Ein weitreichender wirtschaftlicher Nutzen blieb Reis jedoch versagt.

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Philipp-Reis-Denkmal in Gelnhausen

Der Grund lag hauptsächlich in der öffentlichen Haltung zum Telefon in Deutschland, besonders beeinflusst durch die allgemein ablehnende wissenschaftliche Meinung. Eine große Ausnahme war ein Kommunikationspraktiker, der einflussreiche Wilhelm von Legat, Vorsteher der preußischen Telegraphen-Inspektion VIII, Frankfurt am Main. Er erkannte das Potenzial der Erfindung und platzierte einen Artikel zur Reis’schen Erfindung in einer renommierten Fachzeitschrift. Doch ohne wissenschaftliche Reputation fand auch diese Veröffentlichung keine Resonanz. So sperrte sich auch Johann Christian Poggendorff gegen die Bekanntmachung der Erfindung in seinen «Annalen der Physik und Chemie» und nahm den Aufsatz trotz Fürsprache von Legats auch nicht in sein Biographisch-Literarisches Handwörterbuch der exakten Naturwissenschaften auf.
Einige Exemplare seiner Apparate kamen auch nach Russland, Großbritannien, Irland und in die USA. 1865 konnte der britisch-amerikanischer Erfinder David Edward Hughes gute Resultate mit dem deutschen Telephon erzielen. Im Herbst desselben Jahres stellte Stephen M. Yeates, ein technikbegeisterter Instrumentenbauer aus Dublin, die Reis’sche Erfindung einem ausgewählten Kreis erfolgreich vor, dem auch der irische Physiker William Frazer beiwohnte. Frazer bestätigte die Leistungsfähigkeit des Telefons schriftlich. Ab 1868 wurde in den USA mit der deutschen Erfindung gearbeitet.
Am 6. September 1863 führte Reis sein Telefon im Goethehaus von Frankfurt am Main dem Kaiser Franz Joseph von Österreich vor. Bei dieser Demonstration übermittelte er musikalische Töne. Auch vor der hochrangig besetzten Naturforscherversammlung in Gießen am 21. September 1864 konnte er erneut großes Interesse wecken und schaffte es damit sogar, dass ihn die Schriftleitung der «Annalen der Physik und Chemie», welche 1860 noch einen Abdruck seiner Abhandlung über das Telefon verweigert hatte, nun beachten musste. Doch Reis verweigerte jetzt aus Überzeugung einen Artikel, da er sicher war, dass seine Erfindung ohne eine Reputation durch Johann Christian Poggendorff bekannt werden würde. Das zuletzt entwickelte Telefon besaß bereits eine elektromagnetische Anrufeinrichtung, weitere Verbesserungen blieben Reis jedoch versagt. Schon früh an Tuberkulose erkrankt, musste er immer wieder aufs Krankenbett und konnte so seine Erfindung nicht weiterentwickeln. Der Erfinder des ersten funktionsfähigen Telefons verstarb am Nachmittag des 14. Januar 1874 im Alter von 40 Jahren an den Folgen seiner Krankheit. Er wurde auf dem Friedrichsdorfer Friedhof beigesetzt.
Denkmäler für den Erfinder Philipp Reis stehen in der Eschenheimer Anlage in Frankfurt am Main, errichtet 1898, sowie am Untermarkt der Stadt Gelnhausen. Ein weiteres Denkmal für Philipp Reis steht in der nach ihm benannten Philipp-Reis-Passage in Friedrichsdorf. Das Friedrichsdorfer Denkmal stellt dreidimensional eine Sinuskurve aus einzelnen Aluminiumstelen dar, die symbolisch für die übertragenen Schwingungen des Telefons stehen. In seinem Wohnhaus, das heute unter Denkmalschutz steht, befindet sich das Philipp-Reis-Museum. Bei regelmäßigen Veranstaltungen wird dort auch Kindern Reis’ Telefon nahegebracht.
In der Abteilung für Fernmeldetechnik des Deutschen Museums in München findet sich eine Büste, die dem Denkmal in Gelnhausen sehr ähnlich ist. Außerdem ist eine Straße in Karlsruhe, in der sich ein Verwaltungsgebäude der Telekom befindet, nach Philipp Reis benannt.
Ein Originalgerät ist in der Schatzkammer des Museums für Kommunikation in Berlin zu se­hen.
Der VDE, die Deutsche Telekom sowie die Städte Friedrichsdorf und Gelnhausen vergeben alle zwei Jahre den Johann-Philipp-Reis-Preis für besondere wissenschaftliche Leistungen im Bereich der Nachrichtentechnik.

Der Text ist entnommen aus:
http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Reis
http://www.hr-online.de
http://www.deutsches-telefon-museum.de
http://www.hr-online.de