Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №16/2008

Sonderthema

Ludwig Thoma
Leben und Werk

Ludwig Thoma war ein deutscher Schriftsteller, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde.

Ludwig Thoma wurde am 21. Januar 1867 als fünftes Kind eines Försters in Oberammergau geboren. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte er im Forsthaus Vorderriß an der Isar nahe der Tiroler Grenze, einer damals sehr abgelegenen und einsamen Gegend. Kurz nachdem die Familie nach Forstenried bei München übersiedelte, Ludwig war erst sieben Jahre alt, starb der Vater. Nun musste die Mutter die sieben Kinder alleine großziehen, Ludwig bekam einen Vormund. Schon als Schüler setzte er sich gegen Schein­autorität und Doppelmoral heftig zur Wehr, was zur Folge hatte, dass er häufig die Schule wechseln musste.


Ludwig ThomaSo besuchte er die Gymnasien in Landstuhl/Pfalz, Neuburg an der Donau, Burghausen, München und Landshut, wo er 1886 das Abitur bestand. Eines seiner populärsten Werke, die Lausbubengeschichten, gehen im Wesentlichen auf Erlebnisse während seiner Schulzeit zurück.
Thoma wollte – wie sein Vater – Förster werden und begann ein Studium der Forstwissenschaft in Aschaffenburg, brach es jedoch nach dem ersten Jahr ab und wechselte zur Rechtswissenschaft über, die er in München und Erlangen studierte. In seiner Aschaffenburger Zeit gehörte er dem ältesten Forstcorps, nämlich dem Corps Hubertia an. Während seines Studiums an der Ludwig-Maximilians-Universität in München wurde er Mitglied im Corps Suevia München.
Von 1890 bis 1893 war er Rechtspraktikant in Traunstein. 1894 starb seine Mutter, im gleichen Jahr ließ er sich als Rechtsanwalt in Dachau nieder. Hier lernte er «seine Bauern» kennen, die er in der Folgezeit so treffend beschrieb. 1897 zog er nach München um, wo er mit den Mitarbeitern der 1896 von Albert Langen gegründeten satirischen Wochenschrift «Simplicissimus» in Kontakt kam. Es folgten erste Veröffentlichungen in dieser Zeitschrift unter dem Pseudonym «Peter Schlemihl». 1899 gab er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf und wurde fester Mitarbeiter des «Simplicissimus», ein Jahr später dessen Chefredakteur.
In den nächsten Jahren folgten Reisen durch Europa und eine rege schriftstellerische Tätigkeit. So verfasste er unter anderem die Theaterstücke Die Medaille und Die Lokalbahn. 1907 heiratete er die 25-jährige auf den Philippinen geborene Tänzerin Marietta di Rigardo, genannt Marion, eine für damalige Zeiten emanzipierte junge Frau. Die Ehe hielt nicht lange, zu verschieden waren die Temperamente der beiden, Marion langweilte sich zusehends, sie unternahm Seitensprünge. 1911 wurde die Ehe geschieden, die beiden blieben aber befreundet.
1906 wurde Thoma zusammen mit Hermann Hesse Herausgeber der Zeitschrift «März». Im gleichen Jahr wurde er wegen eines im «Simplizissimus» veröffentlichten Gedichtes wegen «Beleidigung einiger Mitglieder eines Sittlichkeitsvereines» zu sechs Wochen Haft verurteilt, die er in Stadelheim bei München absitzen musste. 1908 hatte einer seiner größten Erfolge, das Lustspiel Moral, Premiere. Hier ließ er einen Vertreter eines Sittlichkeitsvereins, der eine schlimme Verfehlung gegen die Grundsätze eines solchen Vereines begangen hatte, sagen: «Moralisch sein, das bringe ich in meinem Zimmer allein fertig, aber das hat keinen erzieherischen Wert. Die Hauptsache ist, dass man sich öffentlich zu moralischen Grundsätzen bekennt. Das wirkt günstig auf die Familie, auf den Staat.»
1908 bezog er sein Haus «Auf den Tuften» am Tegernsee.
Thomas Einstellung war bis dahin eher linksliberal gewesen. So hatte er sich mit oftmals beißender Kritik an Gesellschaft, Kirche und Staat nicht zurückgehalten. Dies änderte sich mit Beginn des Ersten Weltkrieges. Der «Simplizissimus» wurde zunehmend zahnlos, und Thoma konnte und wollte sich der allgemeinen Kriegsbegeisterung nicht entziehen. Er meldete sich freiwillig als Sanitäter und zog mit einer bayerischen Division an die Ostfront nach Galizien. Dort erkrankte er schwer an der Ruhr und wurde felddienstuntauglich. Im Juli 1917 wird er Mitglied der Deutschen Vaterlandspartei, die für einen kompromisslosen Siegfrieden eintrat. Die sich abzeichnende Kriegsniederlage im November 1918 konnte er nicht verkraften. Er verstand die Welt nicht mehr und zog sich verbittert in sein Haus zurück.
1918 begegnete er der aus der jüdischen Sekt-Dynastie Feist-Belmont stammenden, mittlerweile verheirateten Maidi Liebermann von Wahlendorf, mit der er schon 1904 einmal zusammengetroffen war. Thoma entbrannte in heftiger Liebe zu ihr und beklagte sein Schicksal, sie nicht schon damals zu seiner Frau genommen zu haben. Bis zu seinem Tod sollte er heftig um sie werben. Sie blieb ihm zwar verbunden, konnte sich jedoch nicht entschließen, ganz zu ihm zu ziehen, da der Ehemann die Scheidung verweigerte.
Von 1916 bis 1921 entstanden zahlreiche Werke. Für den «Miesbacher Anzeiger» verfasste er zahlreiche anonyme und meist antisemitische Hetzartikel vor allem gegen die Regierung in Berlin und die Sozialdemokratie. Er bezeichnete die Reichshauptstadt Berlin als «Entenpfuhl» und eine «Mischung von galizischem Judennest und New Yorker Verbrecher-Viertel», die Weimarer Republik beschimpfte er als «charakterlose Deppokratie». Thoma starb am 26. August 1921 in seinem Haus am Tegernsee an Magenkrebs. Den größten Teil seines beträchtlichen Vermögens sowie seine Honorare und Tantiemen vermachte er Maidi Liebermann.
Ludwig Thoma fand auf dem Gemeindefriedhof von Rottach-Egern am Tegernsee seine letzte Ruhe. Seine Grabstätte liegt heute zwischen derjenigen seines langjährigen Freundes, des Schriftstellers Ludwig Ganghofer und der seiner Geliebten Maidi Liebermann.

Bewertung
Ludwig Thoma bemühte sich in seinen Werken darum, die herrschende Scheinmoral bloßzustellen. Ebenso prangerte er kompromisslos Schwäche und Dummheit des spießbürgerlichen Milieus und das chauvinistische und großmäulige Preußentum mit seinem Pickelhauben-Militarismus an. Er stieß sich auch am Provinzialismus und der klerikalen Politik seiner Zeit im Königreich Bayern. Als brillant werden die mit Humor und Satire gewürzten Erzählungen oder Einakter aus dem bäuerlichen und kleinstädtischen Lebenskreis in Oberbayern angesehen. Die unsentimentalen Schilderungen agrarischen Lebens in den Romanen sind wohl deshalb besonders lebensnah gelungen, weil Thoma aus seiner Rechtsanwaltstätigkeit eine Fülle praxisnaher Einblicke in die Lebens­umstände auf dem Lande gewinnen konnte. Die bayerische Mundart wird prägnant wiedergegeben.

Ludwig Thoma
Zeittafel

1867 21. Januar: Ludwig Thoma wird in Rottach am Tegernsee geboren.
Seine ersten Lebensjahre verbringt Thoma im Forsthaus in der Vorderriß.
1874 Tod des Vaters. Thoma wird von einer Tante in Landshut aufgenommen und besucht dort die Lateinschule.
1879 Thoma besucht das Königliche Wilhelmsgymnasium in München.
1885/1886 Königliche Studienanstalt Landshut. Thoma erhält das Abiturzeugnis.
Studium der Forstwirtschaft in Aschaffenburg.
1887 Thoma wechselt zum Jurastudium an die Ludwig-Maximilians-Universität München.
1890 Thoma wird Rechtspraktikant am Königlichen Amtsgericht Traunstein.
1891 Promotion zum Dr. jur. in Erlangen.
1894 2. Juni: Tod der Mutter.
17. Oktober: Thoma erhält die Zulassung als Rechtsanwalt beim Königlichen Amtsgericht Dachau und eröffnet eine Rechtsanwaltskanzlei in Dachau.
1897 Thoma gibt die Rechtsanwaltskanzlei in Dachau auf und übersiedelt nach München, wo er eine neue Kanzlei eröffnet.
Thomas erstes Buch Agricola (Bauerngeschichten), im bayerischen Dialekt geschrieben, erscheint.
Anschluss an den Künstlerkreis um die im Vorjahr gegründete Zeitschrift «Simplicissimus».
1898 Erste Veröffentlichungen im «Simplicissimus».
1900 Thoma wird Redakteur des «Simplicissimus» und schreibt bis zu seinem Tod knapp 800 Beiträge für die Zeitschrift.
1901 24. August: Uraufführung der Komödie Die Medaille am Residenztheater München.
September: Übersiedlung nach Berlin. Thoma wird Mitarbeiter des Kabaretts «Überbrettl».
1902 Reise nach Paris zu Albert Langen. Bekanntschaft mit Auguste Rodin.
Mai: Radtour nach Venedig.
Oktober: Die Uraufführung der Komödie Die Lokalbahn findet mit großem Erfolg im Königlichen Residenztheater in München statt.
1904 März–Mai: Radtour nach Südfrankreich, Algier und Italien.
Lausbubengeschichten. Aus meiner Jugendzeit (Prosasammlung).
1905 Der Bauernroman Andreas Vöst wird fertiggestellt.
1906 Reise an den Bodensee, nach Tübingen und Ulm gemeinsam mit Albert Langen. Besuch bei Hermann Hesse.
Tante Frieda (Neue Lausbubengeschichten).
1907 Zusammen mit Hermann Hesse, Albert Langen u. a. gibt Thoma die Zeitschrift «März» heraus.
26. März: Eheschließung mit Marion (Marietta di Rigardo, gesch. Maria Schulz).
1908 Übersiedlung in die Tuften in Rottach am Tegernsee.
20. November: Uraufführung von Moral im Kleinen Theater in Berlin.
1909 30. April: Tod von Albert Langen in München.
Briefwechsel des bayrischen Landtagsabgeordneten Jozef Filser.
1911 Scheidung von seiner Frau.
1914 Thoma meldet sich freiwillig zum Kriegsdienst als Krankenpfleger.
1915 April: Versetzung an die Ostfront in Galizien und Russland.
6. Juni: Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse.
August: Thoma erkrankt in Brest-Litowsk an der Ruhr.
September: Rückkehr in die Heimat.
1917 Februar: Thoma beginnt mit der Niederschrift seiner Erinnerungen.
Juli: Er schließt sich der Deutschen Vaterlandspartei an und spricht wiederholt auf Veranstaltungen der Partei.
1918 Liebesbeziehung zu Maidi von Liebermann.
1920 Thoma beginnt mit der Veröffentlichung zahlreicher politischer Artikel im «Miesbacher Anzeiger» (sämtlich anonym, bis 1921).
1921 6. August: Thoma muss sich in München einer Magenoperation unterziehen und erfährt, dass er an Magenkrebs leidet.
26. August: Ludwig Thoma stirbt auf seinem Landsitz in Rottach am Tegernsee.

Der Text ist entnommen aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Thoma