Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №10/2010

Nachrichten aus Deutschland

Flirt-Dienste sollen Hunderttausende Nutzer betrogen haben

Lukratives Internetgeschäft mit falscher Liebe: In Kiel sind sechs SMS-Chat-Betreiber angeklagt. Sie sollen Flirt-Nachrichten nicht an echte Singles weitergeleitet, sondern von Profis beantwortet lassen haben. Ist das Betrug – oder eine Dienstleistung? 700 000 Kunden sind betroffen.

Kiel. Am anderen Ende wartet der Traumpartner sehnsüchtig auf eine SMS – mit diesem Versprechen warben die SMS-Flirt-Chats im Internet. Millionenfach wurden Kunden per E-Mail angelockt, für Preise von 1,99 Euro die vermeintlichen Singles per SMS anzuschreiben. Doch hinter den Profilen im Netz verbargen sich lediglich bezahlte Animateure. Ihre Arbeitgeber machten große Kasse.
Nun beginnt vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel ein Prozess, bei dem sechs Besitzer solcher Flirt-Dienste auf der Anklagebank sitzen – drei von ihnen befinden sich bereits in Untersuchungshaft.
Dabei wird sich alles um eine heikle Rechtsfrage drehen: Täuschten die Absender der Mails die Adressaten bewusst, um sie immer wieder in den teuren Chat zu locken? Das wäre gewerbsmäßiger Betrug, was die Kieler Staatsanwaltschaft glaubt. Oder muss ein Kunde von Flirt-Chats wissen, dass der Partner am anderen Ende nicht real existiert und ihm nur kostenpflichtige Dienstleistungen bietet?
Im aktuellen Fall gaben 700 000 Handy-Nutzer rund 46 Millionen Euro für die Text-Nachrichten mit den gefälschten Singles aus. Insgesamt gingen etwa 30 Millionen SMS auf den Flirt-Kurzwahlnummern ein, sagte der Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft Uwe Wick. Jahrelang sammelten Fahnder akribisch Fakten – die Anklage ist über 220 Seiten dick. Zum Prozessauftakt werden zwei Staatsanwältinnen die 22 Seiten des Anklagesatzes vortragen. Zwölf Anwälte sind aufgeboten, die Vorwürfe zu entkräften. Höchststrafe für schweren Betrug wären zehn Jahre Haft.
Die Verteidiger kritisieren schon im Vorfeld «Besonderheiten» des Verfahrens. Die Staatsanwaltschaft nenne Fantasiezahlen in der «Hoffnung auf öffentliche Wirkung und Vorverurteilung», rügen sie. Die beiden Anwälte sind sich sicher, dass sich die von der Staatsanwaltschaft genannten Angaben zu Geschädigten und Schadenssumme im Prozess als nicht haltbar erweisen werden. Nach Ansicht der Anwälte blendet die Anklage aus, «dass es zahlreiche Personen gab, die mit der geführten Kommunikation sehr zufrieden waren und sich nicht mehr erwartet haben».
Die Verteidiger verweisen auf den Generalstaatsanwalt von Bremen, der bei SMS-Chats bereits 2004 Betrug verneint habe, weil es dabei «um eine lediglich virtuelle Rea­lität geht».
Das Kieler Verfahren könnte nur der Anfang einer größeren Prozesswelle sein: Vier andere Chat-Betreiber warten bereits auf ihr Verfahren, zudem laufen gegen 200 weitere Personen Ermittlungen wegen Flirt-Abzocke.
Derweil bereitet man sich am Landgericht Kiel auf ein Mammut-Verfahren vor: «Die Kammer rüstet sich für ein längeres Verfahren ein», sagte Landgerichtssprecherin Susanne Bracker. «Es ist ein langwieriger, komplizierter Prozess.» Nicht nur in den Medien und bei Verbraucherschützern scheint das Interesse groß zu sein. Auch Internetforen blicken wegen des Falls aufmerksam in den Norden.

 

Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Was drückt Ihrer Meinung nach dieses Bild aus? Welche Schlagwörter fallen Ihnen ein? Wovor werden die Handy-Nutzer gewarnt?

img1

http://handy.t-online.de

1.2. Der Artikel heißt: «Flirt-Dienste sollen Hunderttausende Nutzer betrogen haben». Was meinen Sie: Wovon ist die Rede in diesem Artikel?

 

2. Wortschatz

akri|bisch <Adj.> (bildungsspr.): peinlich genau, höchst sorgfältig, äußerst gründlich: -es Quellenstudium; etw. a. kontrollieren.

Ab|zo|cke, die; - (salopp): das Abzocken; das Abgezocktwerden. ab|zo|cken <sw. V.; hat> (salopp): a) ausnehmen, jmdm. auf listige od. hinterhältige Weise Geld abnehmen: wir wollen uns hier nicht a. lassen. b) abgaunern: wegen abgezockter öffentlicher Mittel vor Gericht stehen.

 

3. Arbeit am Wortschatz

3.1. Schreiben Sie den Wortschatz, der zu den Sachbereichen «Internet» und «Gerichtsprozess» gehört, aus dem Text heraus.

3.2. Ordnen Sie folgende Substantive nach ihrem Genus.

Feminina

Maskulina

Neutra

 

 

 


Abzocke • Animateur • Anklage • Anwalt • Besitzer • Betrug • Dienst • Ende • Fakt • Forum • Gericht • Geschäft • Haft • Interesse • Kasse • Kommunikation • Kunde • Nachricht • Netz • Nummer • Nutzer • Profil • Prozess • Staatsanwaltschaft • Verfahren • Versprechen • Vorverurteilung

3.3. Bilden Sie die Pluralformen von folgenden Substantiven.

die Anklage – die ...
der Anwalt – die ...
der Dienst – die ...
das Ende – die ...
der Fakt – die ...
das Geschäft – die ...
das Interesse – die ...
das Internetforum – die ...
die Nummer – die ...
der Profi – die ...
der Prozess – die ...
das Verfahren – die ...

3.4. Ordnen Sie zu.

1. die Anklage
2. die Ermittlung
3. der Anwalt
4. der Staatsanwalt
5. die Staatsanwaltschaft
6. der Prozess

a) staatliches Organ der Rechtspflege, zu dessen Aufgaben besonders die Durchführung von Ermittlungsverfahren und die Anklageerhebung in Strafsachen gehören
b) Beschuldigung vor Gericht
c) Jurist, der die Interessen des Staates wahrnimmt, besonders als Ankläger in Strafverfahren
d) Jurist mit staatlicher Zulassung als Berater und Vertreter in Rechtsangelegenheiten, besonders auch Prozessen
e) polizeiliche Untersuchung
f) vor einem Gericht ausgetragener Rechtsstreit


3.5. Welche Anglizismen kommen im Text vor? Sprechen Sie über deren Rolle im Text. Für welche Angloamerikanismen gibt es deutsche Äquivalente?

3.6. Bestimmen Sie das Genus der folgenden Anglizismen?

Flirt • SMS • Chat • Single • E-Mail • Internet

Wie haben Sie das grammatische Geschlecht bestimmt?

3.7. Sagen Sie es anders. Ersetzen Sie die deutschsprachigen Äquivalente durch Angloamerikanismen.

– Hallo! Hast du meine Nachricht erhalten?
– Meinst du den Brief? Leider konnte ich ihn nicht öffnen. Hast du etwas beigelegt?
– Nein. Nur meine Gefühle zu dir!

3.8. Was drückt Mammut- in der Zusammensetzung «das Mammut-Verfahren» aus?
Anmerkung: Mammut- (emotional verstärkend): drückt in Bildungen mit Substantiven aus, dass etwas von gewaltiger Anzahl, Menge, räumlich oder zeitlich von besonders großer Ausdehnung ist.

3.9. Serienbildungen. Setzen Sie die Reihe fort: das Mammut-Verfahren, die Mammut-Rede...

3.10. Mini-Dialoge. Reagieren Sie auf die Äußerungen Ihres Partners und gebrauchen Sie dabei Zusammensetzungen mit Mammut-.

Muster: – Ich habe gehört, dass du an einem Deutsch-Seminar teilgenommen hast. Wie war es?
– Ach, es war eine Mammut-Veranstaltung! Ich habe noch nie in meinem Leben so viel deutsch gesprochen!

a) – Ist dein neues Buch in einer großen Auflage erschienen?
– ...
b) – Du hast die ganze Zeit allein in der Redaktion gearbeitet! Wie hast du das geschafft?
– ...
c) – Dein Vater war sehr lange auf Dienstreise.
– ...
d) – Ich weiß, dass du ein neues Haus bezogen hast.
– ...
e) – Wenn wir sechs Monate Ferien hätten!
– ...

3.11. Erklären Sie die folgenden Komposita.

der SMS-Chat-Betreiber • die Flirt-Nachricht • die Anklagebank • die Rechtsfrage • der Handy-Nutzer • der Anklagesatz • die Flirt-Abzocke • die Fantasiezahlen • die Schadenssumme • die Prozesswelle • der Verbraucherschützer

Welche Komposita gehören zu metaphorischen Bildungen? Warum?

3.12. Rätsel: Auf welcher Bank lässt es sich nicht bequem sitzen?

3.13. Fügen Sie passende Verben hinzu.

a) Geld ...
b) Vorwürfe ...
c) den Betrug ...
d) Kunden ...
e) Nachrichten ...
f) Dienstleistungen ...

absenden • anbieten • anlocken • anschreiben • ausgeben • beantworten (lassen) • bekommen • betrügen • bieten • entkräften • erweisen • locken • machen • nachweisen • täuschen • verdienen • verneinen

Bringen Sie Satzbeispiele.

3.14. Mit welchen Adjektiven bzw. Partizipien lassen sich die folgenden Substantive kombinieren?

a) Liebe ...
b) Singles ...
c) das Internetgeschäft ...
d) der Betrug ...
e) Angaben ...
f) der Prozess ...
g) Dienstleistungen ...
h) Rechtsfragen ...

akribisch • aktuell • echt • ergiebig • falsch • gefälscht • genannt • gewerbsmäßig • gewinnbringend • haltbar • heikel • jahrelang • kompliziert • kostenpflichtig • kurz • lang • langwierig • laufend • lukrativ • nachweisbar • offensichtlich • real • schwer • sehnsüchtig • telefonisch • vermeintlich • virtuell

Bringen Sie Satzbeispiele.

3.15. Bilden Sie bitte eine kurze Situation, in der Sie die folgenden Ausdrücke gebrauchen: große Kasse machen, auf der Anklagebank sitzen, sich als etw. erweisen, sich etw. sicher sein, sich um etwas drehen.


4. Arbeit am Text

4.1. Hatten Sie recht mit Ihren Annahmen (Aufgabe 1.2)?

4.2. Bestimmen Sie das Thema des Artikels und das Problem, dem er gewidmet ist.

4.3. Kommentieren Sie die folgenden Textstellen.

a) Lukratives Internetgeschäft mit falscher Liebe...
b) Am anderen Ende wartet der Traumpartner sehnsüchtig auf eine SMS – mit diesem Versprechen warben die SMS-Flirt-Chats im Internet.
c) Doch hinter den Profilen im Netz verbargen sich lediglich bezahlte Animateure.
d) Die Verteidiger kritisieren schon im Vorfeld «Besonderheiten» des Verfahrens.
e) Das Kieler Verfahren könnte nur der Anfang einer größeren Prozesswelle sein...
f) Derweil bereitet man sich am Landgericht Kiel auf ein Mammut-Verfahren vor...
g) Auch Internetforen blicken wegen des Falls aufmerksam in den Norden.

4.4. Wem gehören die folgenden Worte? Wie sind sie zu verstehen?

1. Die Kammer rüstet sich für ein längeres Verfahren ein… 2. Es ist ein langwieriger, komplizierter Prozess.

4.5. Stimmt das?

 

R

F

a) In Kiel sind sechzehn SMS-Chat-Betreiber angeklagt.

   

b) Die Kunden wurden telefonisch angelockt, die vermeintlichen Singles anzurufen und anzuschreiben.

   

c) Flirt-Nachrichten wurden nicht von echten Singles, sondern von bezahlten Animateuren beantwortet.

   

d) Es geht dabei um gewerbsmäßigen Betrug.

   

e) Die Verteidiger sind sich sicher, dass die Kunden mit der geführten Kommunikation zufrieden waren.

   

 

4.6. Akribische Fakten. Ordnen Sie zu.

1. 6
2. 700 000
3. 1,99
4. rund 46 Millionen
5. etwa 30 Millionen
6. 220
7. 12
8. 10
9. 2004

a) Euro-Preis für SMS an vermeintliche Singles;
b) Schadenssumme in Euro;
c) Gesamtzahl der auf den Flirt-Kurzwahlnummern eingegangenen SMS;
d) Verteidiger;
e) betroffene Kunden;
f) angeklagte SMS-Chat-Betreiber;
g) Zahl der Seiten in der Anklage;
h) Präzedenzfall;
i) Höchststrafe für schweren Betrug.

4.7. Als Fahnder sammelten Sie jahrelang akribisch o.a. Fakten. Erstatten Sie nun an Hand der gesammelten Tatsachen (Aufgabe 4.6) einen kurzen Bericht.

4.8. Beantworten Sie die Fragen.

a) Warum sind in Kiel sechs SMS-Chat-Betreiber angeklagt?
b) Mit welchem Versprechen warben die SMS-Flirt-Chats? Welche Dienstleistungen wurden angeboten?
c) Warum wird die Rechtsfrage im Text als heikel bezeichnet?
d) Was kritisieren die Verteidiger? Warum?
e) Warum wird der Kieler Prozess ein Mammut-Verfahren genannt?
f) Warum könnte dieses Verfahren nur der Anfang einer größeren Prozesswelle sein?

4.9. Setzen Sie die Aussagen fort.

a) Nun beginnt vor der Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kiel ein Prozess, bei dem ...
b) Millionenfach wurden Kunden per E-Mail angelockt, ...
c) Dabei wird sich alles um eine heikle Rechtsfrage drehen, nämlich ...
d) Der Sprecher der Kieler Staatsanwaltschaft Uwe Wick sagte, dass ...
e) Die Verteidiger sind sich sicher, dass ...
f) Nach Ansicht der Anwälte blendet die Anklage aus, dass ...
g) Die Verteidiger verweisen auf den Generalstaatsanwalt von Bremen, der ...

4.10. Der Prozess. Es geht zu wie bei Gericht.

Staatsanwälte/Staatsanwältinnen bringen Fakten vor und klagen sechs SMS-Chat-Betreiber an. Sie führen möglichst stichhaltige Beweise für die Schuld der Angeklagten an.
Die Verteidiger müssen den Angriff der gegnerischen Anwälte abwehren und die Unschuld der Angeklagten nachzuweisen suchen bzw. mildernde Umstände anführen.
Der Vorsitzende Richter muss entscheiden. Er kann zwischendurch Fragen stellen. Wenn er sich ein zureichendes Bild von dem Vorfall gemacht hat, verkündet er sein Urteil.

4.11. Diskussion. Wie wird Ihrer Meinung nach der Prozess ausgehen? Begründen Sie Ihre Meinung.

4.12. Überlegen Sie: Welche Überschrift würden Sie dem Artikel geben?

 

5. Weiterführende Aufgaben

5.1. Was meinen Sie: Gibt es ähnliche Internetgeschäfte in Russland? Berichten Sie darüber.

5.2. Gibt es ähnliche Prozesse in Russland?

5.3. Schreiben Sie eine Notiz zum Thema: «Lukrative Internet-Geschäfte in Russland».

5.4. Verfolgen Sie den Kieler Prozess im Internet. Wie ist der aktuelle Stand? Informieren Sie darüber die Klasse.

5.5. Sehen Sie sich das Bild an. Schreiben Sie eine Bildgeschichte.

img2

Computerkriminalität

http://www.brg-schoren.ac.at

 

Lösungen:
1.1:
Vorsicht, übers Handy kommt die Abzocke!
3.2: Feminina: die Abzocke, die Anklage, die Haft, die Kasse, die Kommunikation, die Nachricht, die Nummer, die Staatsanwaltschaft, die Vorverurteilung; Maskulina: der Animateur, der Anwalt, der Besitzer, der Betrug, der Dienst, der Fakt (auch: das Fakt), der Kunde, der Nutzer, der Prozess; Neutra: das Ende, das Fakt (auch: der Fakt), das Forum, das Gericht, das Geschäft, das Interesse, das Netz, das Profil, das Verfahren, das Versprechen.
3.3: die Anklagen, die Anwälte, die Dienste, die Enden, die Fakten, die Geschäfte, die Interessen, die Internetforen, die Nummern, die Profis, die Prozesse, die Verfahren.
3.4: 1. b, 2. e, 3. d, 4. c, 5. a, 6. f.
3.6: der Flirt; die SMS; der Chat; der Single; die (südd. auch das) E-Mail; das Internet.
3.12: Auf der Anklagebank.
4.6: 1. f, 2. e, 3. a, 4. b, 5. c, 6. g, 7. d, 8. i, 9. h.

Didaktisiert von Natalia Konstantinowa

Der Text ist entnommen aus:
http://www.spiegel.de