Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №1/2010

Sprachliches

Hätten Sie’s gewusst?

Pluralis Majestatis, Pluralis Modestiae und «Krankenschwesternplural»

Mit dem Plural der Majestät (Pluralis Majestatis) wird eine einzelne Person, meist ein Herrscher, bezeichnet bzw. bezeichnet sich die Person selbst. Das ist uns allen geläufig: Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden deutscher Kaiser, weigern uns, auf einem Thron zu sitzen, der ohne «h» geschrieben wird.
Ein Kaiser kann schon mal Ansprüche erheben. Den wahren Helden dagegen ziert die Bescheidenheit – wie auch den Autor. Wenn der, obwohl er ganz alleine schreibt, wir verwendet, ist das als eine Geste der Bescheidenheit (lateinisch modestia) zu verstehen, mit der er die eigene Person zurücktreten lässt oder auch die Leser einbezieht: Mit diesem Exkurs sind wir [= ich und Sie] aber auch schon bei der Methode der Triangulation. Man nennt das Pluralis Modestiae (Plural der Bescheidenheit) oder auch «Autorenplural».
Mit beiden nichts zu tun hat dagegen der vertraulich-herablassende «Krankenschwesternplural», der selbstverständlich nicht nur in Krankenhäusern sein Unwesen treibt: Na, wie geht’s uns denn heute, hatten wir Stuhlgang? Mein lieber Freund und Kupferstecher, das tun wir aber nie wieder!

 

Mehrere Pluralformen

Bei den Substantiven gehört normalerweise zu einer Singularform jeweils genau eine Pluralform: der Hoffnungslauf – die Hoffnungsläufe, die Kartoffelsuppe – die Kartoffelsuppen, das Känguru – die Kängurus.
Gelegentlich kann ein Substantiv aber auch mit zwei verschiedenen Pluralbildungen aufwarten, z. B.: der Bösewicht – die Bösewichte/Bösewichter, die Armbrust – die Armbrüste/Armbruste, das Wrack – die Wracks/Wracke.
Einige Fremdwörter treiben es noch weiter und bringen es gar auf drei verschiedene Pluralformen (von denen aber nicht immer alle gleich geläufig sind): der Bonus – die Bonus/Bonusse/Boni, der Sozius – die Sozien/Sozii/Soziusse, das Konto – die Konten/Kontos/Konti, das Aroma – die Aromas/Aromen/Aromata u. a.

 

Redewendungen mit «viel»

Viel Lärm um nichts
Dieser Titel einer Komödie von Shakespeare (englischer Originaltitel: «Much ado about nothing»; entstanden etwa 1598) wurde im Deutschen zu einer Redensart. Mit ihr kann man zum Ausdruck bringen, dass einer unbedeutenden Sache viel zu viel Beachtung geschenkt wurde und man sie völlig unbegründet aufgebauscht hat. Bei der Komödie handelt es sich um ein Stück voller Intrigen, Verleumdungen und Verwechslungen, bei dem aber die Liebe der beiden im Mittelpunkt stehenden Paare am Ende triumphiert und die Wahrheit über Täuschung und Falschheit siegt.

Viel Feind’, viel Ehr’
Die Redensart besagt, dass es ehrenvoll ist, viele Feinde zu haben: Nach dem Motto «viel Feind’, viel Ehr’» blieb sie ungeachtet aller Kritik ihrer politischen Linie treu.
Die Redensart war der Wahlspruch Georgs von Frundsberg (1473–1528), des Kriegsobersten Maximilians I.

Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt
Im älteren Deutsch bedeutete «berufen» einfach «herbeirufen, zu etwas rufen» und in diesem Sinne verwendet auch Luther das Wort in seiner Übersetzung des Gleichnisses vom Weinberg im Matthäus­evangelium (Matthäus 20, 16): «Also werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.» Man zitiert das Bibelwort, wenn man zum Beispiel sagen will, dass aus einem größeren Personenkreis immer nur einige wenige für etwas Bestimmtes in besonderem Maße geeignet, befähigt oder begabt sind.