Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №16/2009

Sonderthema

Barock

Historischer und künstlerischer Hintergrund

Der Dreißigjährige Krieg
Die Situation im 17. und 18. Jahrhundert sah folgendermaßen aus: In der ersten Hälfte des 17. Jahr­­hunderts dominierte Spanien in Europa. An der Spitze des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stand der habsburgische Kaiser, dessen Macht sich jedoch nur über Österreich und das Königreich Böhmen erstreckte. In den übrigen Gebieten herrschten die Landesfürsten und die freien Reichsstädte. Nach dem Krieg beherrschte schließlich Spanien den Kontinent. Der Krieg brach 1618 aus, als protestantische Stände in Böhmen gegen die Verletzung der Religionsfreiheit auftraten. 1619 wurde Ferdinand II. zum deutschen Kaiser gewählt, wodurch sich das Verhältnis zwischen den beiden Konfessionen in der Kurfürsten-Versammlung umkehrte. Anschließend zog der Kaiser gegen den Führer der Protestanten, Friedrich V., in die Schlacht. Der katholische Kaiser gewann die Schlacht, schaffte die konfessionelle Freiheit in Böhmen ab und machte den Katholizismus zur verbindlichen Religion. Das Ende des Krieges war hiermit jedoch nicht erreicht, da Spanien sich nun einmischte und zahlreiche Ländereien in Deutschland eroberte. Dadurch wehrten sich wiederum Frankreich und die protestantischen Reichsfürsten. Auf der Seite der Protestanten trat 1625 der dänische König in den Krieg ein. Jedoch gelang es den katholischen Feldherren Tilly und Wallenstein, ganz Norddeutschland zu erobern, wodurch die protestantischen Fürsten um ihre Machtstellung fürchteten. Nun wurde aus dem bisherigen Glaubenskrieg zunehmend ein Krieg um die Vorherrschaft in Deutschland. Der «deutsche» Krieg wurde 1630 durch den Kriegseintritt Schwedens beendet. Durch die Unterstützung der Interessen von Gustav II. Adolf konnten die Protestanten zahlreiche Ländereien zurückgewinnen, jedoch kam der protestantische Vormarsch durch den Tod des schwedischen Königs wieder ins Stocken. Durch den Kriegseintritt Frankreichs endete 1635 der Religionskrieg. Schweden gelang es nun, durch die Unterstützung von Frankreich, den katholischen Kaiser mehrfach zu schlagen und ihn zu Zugeständnissen zu bewegen. Die Kriegsparteien setzten sich in Osnabrück und Münster zu Friedenversammlungen zusammen und beendeten diesen mit dem Westfälischen Frieden. Frankreich gelangte auf Kosten des Kaisers von Spanien zur Vormachtsstellung in Europa und die Schweden beherrschten den Ostseeraum.

Absolutismus
Auf politischer Ebene entwickelte sich eine neue Herrschaftsform: der Absolutismus. Ein Fürst hat die Staatsmacht in seiner Hand und regiert uneingeschränkt, unantastbar über alle erhoben, mit dem Anspruch, Stellvertreter göttlichen Willens auf Erden zu sein. Man folgte dabei dem Motto des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., der sagte: «Der Staat bin ich.» Der Fürst wird unterstützt von einem stehenden Heer, einer straffen Verwaltung und einem klar gegliederten Rechtswesen.
Dies war die Stunde der bürgerlichen Gelehrten, deren Kenntnisse und Fähigkeiten nun eingesetzt werden konnten. Sie waren damit dem Landadel, der ja traditionell nicht so gut ausgebildet war, im Hinblick auf Karrieremöglichkeiten weit voraus. Dieser Vorsprung wurde von den Adligen erst gegen Ende des 17. Jahr­hunderts wieder egalisiert.
Die philosophische Rechtfertigung für die Herrschaftsform des Absolutismus lieferte der Engländer Thomas Hobbes (1588–1679), der die Auffassung vertrat, die Menschen bräuchten einen autoritären Herrscher, da sie sonst in den Krieg aller gegen alle zurückfallen würden.

Die Wissenschaftswende
Die Wissenschaftler Nikolaus Kopernikus (1473–1543), Tycho Brahe (1546–1601), Johannes Kep­ler (1571–1630), Galileo Galilei (1564–1642) und Sir Isaac Newton (1643–1727) legten mit ihren mathematischen und physikalischen Forschungen den Grundstein für die neuzeitliche Wissenschaft.
Dies begann mit Nikolaus Kopernikus. Er veröffentlichte 1543 sein Werk Von den Umdrehungen der Himmelsphären, worin er erklärte, dass nicht mehr die Erde im Zentrum des Universums steht, sondern die Sonne und dass sich alles und somit auch die Erde um die Sonne dreht. Kopernikus’ Überlegungen fanden wenig Akzeptanz, da die Kirche von der Verbreitung der Theorie durch Drohungen, auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, abhielt. Als Nächster griff Johannes Kepler die Theorie von Kopernikus auf, berücksichtigte ebenfalls die Beobachtungsdaten von Tycho Brahe zu den Bewegungen der Planeten und bestätigte somit die Theorie von Kopernikus über das heliozentrische Weltbild in seinen drei Gesetzen der Planetenbewegung. Des Weiteren stellte Kepler die revolutionäre These auf, dass die Planeten sich statt auf Kreisbahnen auf elliptischen Bahnen bewegen. Daraufhin erschien sein Werk Die Rudolphinischen Tafeln, welches eine große Bedeutung für die Nachwelt gewann. Mit den Ergebnissen von Johannes Kepler wurden die Grundlagen der astronomischen Forschungen für die folgenden Jahrzehnte geschaffen.
Mit der Erfindung des Fernrohrs gelang es Galilei 1609, Beobachtungen der Himmelskörper anzustellen. Er befasste sich zusätzlich zu der Astronomie auch mit mathematischen Berechnungen, die er auf seine Beobachtungen bezog. Durch erneute Drohungen der Kirche musste er schließlich 1633 dem kopernikanischen Weltbild abschwören, doch sein letztes Werk über die Mechanik und Fallgesetze wurde von anderen Wissenschaftlern aufgegriffen und ermöglichte die mathematische Herleitung der elliptischen Planetenbahnen.
1687 formulierte Newton auf der Grundlage seiner eigenen Erforschungen der Schwerkraft und der Erkenntnisse der drei zuvor genannten Wissenschaftler die Grundsätze für ein neues mechanisch geprägtes Weltbild in seinem Buch Mathematische Prinzipien der Naturlehre. Mit der Übertragung der auf der Erde geltenden Gesetze auf die Bewegungen der Himmelskörper wurden die naturwissenschaftlichen Grundlagen für ein neues Weltbild formuliert. Doch all die Erkenntnisse der Wissenschaftler gerieten letztendlich in den Gegensatz zur Lehre der katholischen Kirche.

Repräsentationskunst
Das große Vorbild für die vielen deutschen Duodezfürstentümer war Frankreich. Dort führte Ludwig XIV. in Versailles ein prunkvolles, verschwenderisches Hof­leben. Maler, Bildhauer, Architekten, Musiker, Schauspieler und Dichter verherrlichten in ihren Werken die Macht der absoluten Fürsten. Palastbauten, Theater- und Opernaufführungen sowie prunkvolle Feste in aufwendig geschmückten Gärten und Sälen sollten Macht und Reichtum der absoluten Fürsten demonstrieren. Die Fürsten wurden zu Mäzenen, die oft beamteten Künstler zu den neuen Kulturträgern. Das Kunstpublikum beschränkte sich auf einen ganz kleinen Ausschnitt der Bevölkerung.
Dies wird klar, wenn man die Kataloge der Buchmessen von Frankfurt und Leipzig untersucht. Werke der Dichtung umfassten nur fünf Prozent des jährlich etwa 500 Titel ausmachenden Angebots, und davon war gut die Hälfte lateinisch abgefasst. Berücksichtigt man nun noch die Tatsache, dass ein Roman ungefähr so viel kostete, wie ein niederer Beamter in einem Monat verdiente, so wird klar, dass nur wenige Tausend Menschen im deutschen Sprachgebiet Literatur lasen und dass diese großteils an den Fürs­tenhöfen zu finden waren.

Der Begriff Barock
Die Barock-Epoche erstreckte sich von ca. 1600 bis 1720. Die Bezeichnung für diese kulturhistorische Epoche entstand im 18. Jahrhundert. Das Wort «Barock» stammte ursprünglich aus dem Portugiesischen. Dort bezeichnete man mit barocco eine unregelmäßige Perle. Vielleicht lässt sich über die Vorliebe barocker Architekten zu elliptischen Formen eine Verbindung zur Namensgebung für die Epoche herstellen.

Das barocke Lebensgefühl
Aufgrund der schrecklichen Kriegserlebnisse entwickelte sich ein zwiespältiges Lebensgefühl. Zum einen war das Bewusstsein um die Vergänglichkeit menschlichen Lebens überdeutlich, zum anderen galt es, so viel wie möglich aus dem Leben zu machen. Memento mori (Gedenke des Todes) und vanitas (Eitelkeit, Vergänglichkeit) irdischen Strebens standen in krassem Gegensatz zu carpe diem (nütze den Tag) als Lebensauffassung.
Die Widersprüche wurden in vielen Lebensbereichen sichtbar. In der Philosophie gelangte der Franzose René Descartes zu der Überzeugung, dass man gültige Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Welt nur mit dem Verstand fassen könne. Der von ihm begründete Rationalismus mündet in der Aussage: «Cogito, ergo sum.» (Ich denke, also bin ich.) Der Engländer Sir Francis Bacon hingegen vertrat die Auffassung, dass nur die Erfahrung zu Erkenntnissen führt. Seine Philosophie nennt man Empirismus.

Vanitas
Vanitas (lat. «leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit; auch Lüge, Prahlerei, Misserfolg oder Vergeblichkeit») ist ein Wort für die jüdisch-christliche Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): «Es ist alles ganz eitel.» Diese Übersetzung Martin Luthers verwendet «eitel» im ursprünglichen Sinne von «nichtig».
Vanitas-Motive zeigen, dass der Mensch das Leben nicht in der Gewalt hat. Am auffälligsten sind Bilder des Vergangenen und des Vergehenden wie Schädel oder Sanduhr. Ähnliche Darstellungen gibt es jedoch in allen Künsten. Mit dem Aufstreben der Vanitas seit der Renaissance wird ein Konflikt zwischen Mittelalter und Moderne – der Zwiespalt zwischen menschlicher Demut und menschlichem Selbstbewusstsein – auf die Spitze getrieben. Er erreicht einen Höhepunkt in der Zeit des Barock. Vom späteren 18. Jahrhundert an gewinnt die Befreiung von der Demut die Oberhand. Seit etwa 1760 wird die Überwindung der Vanitas ins Zentrum einer bürgerlichen Hochkultur gerückt, und ältere Vanitasmotive werden häufig einer geringer geschätzten Populärkultur zugerechnet. – Der Hinweis auf die eigene Nichtigkeit bleibt eine Rechtfertigungsstrategie für menschliche Werke, die deren Aufwand und Anspruch vor Vorwürfen in Schutz nimmt. Trotz weitgehender Trennung von ihrem religiösen Hintergrund sind Vanitas-Motive bis heute gegenwärtig.

Dichten ist lernbar
In einer Zeit, die keine verbindlichen Regeln mehr kannte, in der Willkür und Gewalt herrschten, entstand die Auffassung, dass Dichten eine Kunst sei, die man lernen könne. Man müsse nur bestimmten Regeln über Vers, Reim, Gattung usw. folgen, wenn man Dichtkunst produzieren wolle. Diese Regeln leiteten sich aus den Werken der griechischen und römischen Antike, der italienischen und französischen Literatur ab. Federführend unter den Verfassern poetischer Regelwerke war Martin Opitz, der 1624 das Buch von der Deutschen Poeterey veröffentlichte.
Zwei seiner Thesen erzielten lang anhaltende Wirkung. So verlangte er in der gebundenen Sprache der Lyrik und des Dramas den Einklang von Vers- und Wortakzent anstelle der bisher üblichen Silbenzählung. Weiters geht auf ihn das Gesetz von der Fallhöhe zurück: Opitz war der Meinung, in Tragödien sollten nur hochgestellte Persönlichkeiten auftreten, da ihr Schicksal, wenn sie aus der Höhe ihrer Position fallen, den Zuschauer mehr beeindrucke als das Leben der gewöhnlichen Leute. Deren Schicksal war für ihn Stoff der Komödie.
Die bevorzugte Literaturform war das Gedicht, vor allem das Sonett. Wichtige Vertreter einer von Zerstörung und Krieg geprägten Zeit sind neben Martin Opitz die Lyriker Andreas Gryphius (1616–1664) und Christian Hoffmann von Hofmannswaldau (1617–1679).
Unabhängig von den drei Leitmotiven waren die Autoren – und somit auch die Gedichte – des Barock sehr stark christlich orientiert. Viele Menschen hatten den Glauben an ein Leben nach dem Tod und erhofften sich oft durch den Tod eine Erlösung.

Die Sprachgesellschaften
Um der deutschen Sprache und Dichtung mehr Geltung zu verschaffen und um die anderen Sprachen allmählich zu verdrängen, bildeten sich unter der Führung der gesellschaftlichen Eliten (Fürsten, Hofbeamte und Gelehrte) zahlreiche Sprachgesellschaften. Die ersten Sprachgesellschaften entstanden im
17. Jahrhundert. Ihre vornehmste Aufgabe bestand in der Loslösung von Fremd- und Dialekteinflüssen, d. h. sie waren bestrebt, der Überfremdung der deutschen Sprache durch Lehnwörter aus dem Französischen, Italienischen und dem Lateinischen entgegenzuwirken. Dies geschah oft durch Wortneuschöpfungen aus dem eigenen Sprachmaterial. Sehr wichtig war auch die Vereinheitlichung der Orthografie.
Ein weiteres Ziel der Aktivitäten der Sprachgesellschaften war die Klärung poetologischer Fragen im Hinblick auf die Entwicklung einer deutschen Literatursprache und bestand darin, der deutschen Dichtung wieder Anschluss an die anderen europäischen Dichtungen zu verleihen.
Die Bewegungen waren insgesamt sehr erfolgreich. Die bedeutendste Sprachgesellschaft war die «Fruchtbringende Gesellschaft», auch «Palmenorden» genannt. Sie wurde nach dem Vorbild der Accademia della Crusca in Florenz 1617 in Weimar gegründet, die während ihrer Blütezeit 1640–1680 über 500 Mitglieder hatte.
Weitere bekannte Sprachgesellschaften entstanden in den folgenden Jahren in den Messestädten und dort, wo das gehobene Bürgertum in größerem Umfange am kulturellen Leben teilnahm. Es bildete sich nach und nach eine einheitliche Hochsprache, deren sich die Dichter auch immer mehr bedienten. Merkmale dieser Sprache sind insbesondere das Schmuckbedürfnis, komplexer Satzbau, eine Vorliebe für antithetische Formulierungen. Einen anderen Schwerpunkt der Sprachgelehrten stellte die Formulierung einer deutschen Grammatik dar.

Das Theater
Trotz gründlicher theoretischer Fundamentierung blieb das deutsche Barocktheater weit hinter der literarischen Kraft des englischen, spanischen und französischen Dramas zurück. Dies hat zum Teil sicher mit den speziellen Aufgaben des Theaters in Deutschland zu tun.
Zum einen wurden Dramen zur religiösen Beeinflussung der Bevölkerung eingesetzt. Das Jesuitentheater auf katholischer und das Schultheater auf protestantischer Seite verkörpern die zwei Pole ideologischer Dispute, die auf der Bühne ausgefochten wurden. Zudem verquickte man hier die Mis­sionstätigkeit mit der Ausbildung der Schüler in der lateinischen Sprache, da der Großteil der Stücke nicht auf Deutsch verfasst wurde. Das Publikum erhielt nur eine Inhaltsangabe, damit es der Vorstellung folgen konnte.
Eine weitere Aufgabe des Theaters war die Repräsentation am Fürstenhof. Dazu dienten vor allem Herrschertragödien, deren Stoffe aus der Geschichte stammten. Diese Stücke wurden opulent und prunkvoll ausgestattet, unter Einsatz aller technischen Hilfsmittel jener Zeit inszeniert.
Zu den bekanntesten Autoren dieser Trauerspiele zählen Martin Opitz und Andreas Gryphius.

Wanderbühnen
Einen großen Einfluss auf das deutschsprachige Drama übten englische Wanderbühnen aus, die Stücke aus ihrer Heimat darstellten. Die Komödiendichtung wurde durch die italienische Stegreifkomödie stark beeinflusst, aus der die Figur des Arlecchino, des Harlekin, auch Pickelhering oder Hanswurst genannt, übernommen wurde. Bedeutendster Vertreter der Stegreifkomödie war der Österreicher Josef Anton Stranitzky (1676–1726), der im Kärntnertortheater Wiens erster Schauspieldirektor wurde.

Die Oper
Die Fürsten entwickelten bald eine Vorliebe für die noch repräsentativeren, weil aufwendigeren Gattungen Singspiel und Oper, wodurch das Drama etwas abgewertet wurde. Bekanntester Komponist jener Zeit war Heinrich Schütz, der die italienische Oper in Deutschland heimisch machte.

Der Text ist entnommen aus: http://www.bhak-bludenz.ac.at
http://www.brackwedergymnasium.de