Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №14/2009

Methodisches

Bücher für alle

Lesetext

Digitale Vervielfältigung, weltweite Zugänglichkeit und totale Kundenorientierung heißen die Herausforderungen an Bibliotheken im 21. Jahrhundert. Doch die Meinungen gehen auseinander: Pessimisten halten sie im Zeitalter des Internets für überflüssig. Optimisten glauben, dass sie sich auch unter den neuen Anforderungen bewähren. Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass schon die erste Revolution der Medienlandschaft einen Entwicklungsschub für das Bibliothekswesen bewirkte.

Mediale Revolutionen
Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (1450) minderte zwar den Stellenwert der Schreibschrift, verlieh dem geschriebenen und gedruckten Text zugleich aber eine ungeahnte Reichweite. In der Gegenwart erlebt die mediale Revolution des 15. Jahrhunderts eine Art Neuauflage. Mit der Digitalisierung verliert die Schreibschrift als Kommunikationsmittel weiter an Bedeutung, wiederum kann jedoch die Reichweite und Zugänglichkeit des gedruckten Textes um ein Vielfaches erhöht werden. Gerade hierin liegt aber auch die Gefahr für die Bibliotheken: Wenn Bücher weltweit elektronisch in Umlauf sind, dann werden Gebäude für ihre Aufbewahrung nicht mehr gebraucht.

Kontrolliert und gefangen
Über Jahrtausende war der vervielfältigte Text materialisiert und gefangen. Die Steintafeln der Babylonier, die Papyri der Ägypter, die Pergamente der Griechen, die Kodizes der Christen – sie alle hatten eines gemeinsam: Sie wurden im Interesse einer höheren Instanz beschrieben und unter ihrer Kontrolle aufbewahrt. Texte existierten als physikalischer Gegenstand an einem festen Ort – der Bibliothek. Da ausschließlich die kulturellen Zentren der Zivilisationen über Bibliotheken verfügten, mussten Gelehrte oft weite Reisen unternehmen, um sie zu nutzen.

Wenige Texte an wenigen Orten
Private Textsammlungen waren bis ins 15. Jahrhundert Ausnahmefälle: Zuerst bei griechischen Gelehrten, die eigene Schriften und Werke ihrer Schüler aufbewahrten, dann bei privilegierten Römern, die sich den Luxus leisten konnten, Literatur zu Repräsentationszwecken in ihren Häusern zu horten. Doch selbst ihnen wurde die Lektüre bald knapp...
  Mit der Verbreitung des Christentums und dem Untergang des Römischen Reiches nahm die Konzentration von Schriftwerken nach dem Schema: «wenige Texte an wenigen Orten» zu. Die christlichen Bibliotheken kristallisierten sich als mächtige und einzige Bildungsinstitutionen Europas heraus. Sie wurden integrierter Bestandteil welt­abgewandter Klosterschulen. Das dünne Netz christlicher Bücherinseln im riesigen Meer des Analphabetismus bekam erst nach über fünfhundert Jahren engere Maschen.

Bildungsaufschwung
Die Hofbibliotheken Karls des Gro­ßen waren ein erster, die Einrichtung bischöflicher Domschulen mit Bibliotheken der entscheidende Schritt, durch den Schrift und Literatur in die Städte zurückfanden. Die endgültige Trennung von kirchlicher und weltlicher Bildung im 12. Jahrhundert war dann ebenso zwangsläufig wie die Gründung von Universitäten. Dank des immer preiswerteren Papiers und der Erfindung der Druckerpresse wuchsen die Bücherbestände Ende des Mittelalters rasant.

Wiederentdecktes Ideal
Je mehr Fachkräfte es gab, umso größer war die Nachfrage nach verschriftlichtem Wissen. Das Ideal, alles Relevante der Kultur und Wissenschaft an einem Ort zu sammeln, so wie es die Ptolemäer mit ihrer Großen Bibliothek verwirklicht hatten, wurde wiederentdeckt – und mit ihm der Kanon: Welche Schriften sind eigentlich relevant?

Bücher im Überfluss
Noch heute gehört die systematische Auswahl nach archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten zu den wichtigsten Aufgaben der Bibliotheken. Die Digitalisierung mag den Vorteil bringen, dass sich Wissen dekonzentriert und Texte weltweit über das Internet zum Leser gelangen. Mit der Befreiung der Bücher aus den Bibliotheken geht aber auch ein Kontrollverlust einher: Ertrinken wir bald in einer unüberschaubaren Flut von nutzlosem Lesestoff? – Einige Bibliotheken sehen in diesem Problem ihre Chance. Sie bieten ihren Nutzern nicht nur elektronischen Zugriff auf ihre gut sortierten Bestände, sogenannte Onleihen, sondern auch interaktive Ebenen: Hier beraten sich Leser gegenseitig bei der Auswahl von Büchern oder liefern der Bibliothek nützliche Hinweise zur Erweiterung ihres Bestands.

Interaktive Zukunft
Die Aussichten, dass diese Dienstleistungen unter dem Stichwort Bibliothek 2.0 das zukünftige Werkzeug zur
Wissensrecherche werden, scheinen gut. So könnte sich auch die These Matthew Battles’ erfüllen. Der Bibliothekar aus Harvard gehört zu den Optimisten: «Bibliotheken werden sich immer aufs Neue gegen die Technik und die Kräfte der Veränderung behaupten.»

Michael März

 

Aufgaben

1. Überlegen Sie sich, ob die Bibliotheken im 21. Jahrhundert, im Zeitalter des Internets, immer noch notwendig sind. Bilden Sie je zwei Sätze nach einem der Muster:
– Im Zeitalter des Internets sind Bibliotheken notwendig, weil ...
– Im Zeitalter des Internets braucht man keine Bibliotheken, weil ...

2. Lesen Sie den Anfang des Textes (Absatz 1). Beachten Sie die Worterklärungen.

3. Formulieren Sie den Grundgedanken des Abschnitts.

4. Welche drei Herausforderungen an Bibliotheken im 21. Jh. werden in diesem Abschnitt genannt? Erklären Sie sie.
– Eine der Herausforderungen an eine moderne Bibliothek ist ... Das bedeutet ..., weil ...

5. Was sagen Optimisten und Pessimisten in Bezug auf die Bibliotheken?

Optimisten

Pessimisten

 

 

 

6. Was ist «die erste Revolution der Medienlandschaft»? Wählen Sie die richtige Antwortvarian­te und erklären Sie, warum Sie sie für richtig halten:

a) Verwendung des lateinischen Alphabets für die deutsche Schriftsprache;
b) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern;
c) Erfindung der Zeitungen und Zeitschriften;
d) Übersetzung religiöser Texte ins Deutsche;
e) Erfindung des Rundfunks und des Fernsehens;
f) Erfindung und Verbreitung des Internets;
g) Erfindung und Verbreitung der drahtlosen Telefonie;
h) elektronische Bücher.

7. Lesen Sie den Text weiter (Absatz 2). Wer hatte recht mit seinen Vermutungen (Aufgabe 6)?

8. Warum kann Gutenbergs Erfindung als eine mediale Revolution betrachtet werden? Gab es Bücher vor der Erfindung des Buchdrucks? Was für Bücher waren es? Wie wurden sie hergestellt?

9. Sprechen Sie über die Bedeutung des Buchdrucks. Gebrauchen Sie Wörter und Wendungen aus dem Kasten.

die exakte Reproduktion von Wissen in einem zuvor nie gekannten Ausmaß • Abschreibfehler wurden vermeidbar • die Autorschaft bekam Bedeutung • Bücher wurden attraktiver und strukturierter • das Lesen verändert sich vom lauten (Vor-)lesen zum heutigen Stilllesen • Beginn einer allgemeinen Alphabetisierung • Bildungsrevolution • Wissen wurde allgemein zugänglicher • gedruckte Bücher waren preiswerter als die handschriftlich kopierten • es gab mehr Exemplare eines Buches • durch das Lesen(-lernen) entwickeln sich die Menschen vom Kind zum Erwachsenen

10. Erklären Sie folgende Textstellen.

  1. Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (1450) minderte zwar den Stellenwert der Schreibschrift, verlieh dem geschriebenen und gedruckten Text zugleich aber eine ungeahnte Reichweite.
  2. In der Gegenwart erlebt die mediale Revolution des 15. Jahrhunderts eine Art Neuauflage.
  3. Mit der Digitalisierung verliert die Schreibschrift als Kommunikationsmittel weiter an Bedeutung, wiederum kann jedoch die Reichweite und Zugänglichkeit des gedruckten Textes um ein Vielfaches erhöht werden.

11. Füllen Sie die Tabelle aus.
Wenn etwas in hohem Maße zutrifft, schreiben Sie «++»; wenn etwas zutrifft, «+», wenn etwas nicht zutrifft, «–».

 

Kommunikationsmittel

Reichweite

Zugäng­lichkeit

handge-       schriebene
Bücher

 

 

 

 

gedruckte
Bücher

 

 

 

digitali­sierte Bücher

 

 

 

Verbalisieren Sie die Tabelle.

12. Richtig oder falsch ist Ihrer Meinung nach die folgende These?
Wenn Bücher weltweit elektronisch in Umlauf sind, dann werden Bibliotheksgebäude nicht mehr gebraucht.

13. Lesen Sie den nächsten Abschnitt (Absatz 3).

14. Erklären Sie, welche Rolle spielt die Vervielfältigung der Texte?

15. Zuordnungsaufgabe: Völker und Informationsträger.

1. Ägypter
2. Babylonier
3. Christen
4. Griechen

a) Kodizes
b) Papyri
c) Pergamente
d) Steintafeln

16. Beantworten Sie die Fragen.

  1. Was hatten all die Informationsträger gemeinsam?
  2. Warum dienten sie dem Interesse der höheren Klassen?
  3. Wer verfügte über Bibliotheken?
  4. Wer durfte ursprünglich die Bibliotheken nutzen?
  5. Warum sollten die Bücher ursprünglich kontrolliert werden?

17. Lesen Sie den Text weiter (Absätze 4–6).

18. Füllen Sie die Tabelle zur Geschichte der Textsammlungen aus. Verwenden Sie Informationen aus dem Text, Ihre eigenen Vorkenntnisse und Vermutungen.

 

Bestand

Zwecke

Verbreitung

Besonderes

alte Griechen

 

 

 

 

privilegierte Römer

 

 

 

 

christliche Bibliotheken

 

 

 

 

Bibliotheken Karls des Großen

 

 

 

 

19. Richtig oder falsch sind folgende Aussagen? Kreuzen Sie an.

 

R

F

1. Private Textsammlungen waren nach dem 15. Jh. eine Seltenheit.

   

2. Griechische Gelehrte bewahrten ihre eigenen Schriften und Werke ihrer Schüler auf.

   

3. Fast alle Römer konnten in ihren Häusern Literatur zu Repräsentationszwecken horten.

   

4. Mit der Verbreitung des Christentums nahm auch die Konzentration der Schriftwerke zu, es gab nun Vorläufer unserer Bibliotheken auf Schritt und Tritt.

   

5. Die meisten Schriftwerkaufbewahrungsorte waren mit der Verbreitung des Christentums Klöster.

   

6. Unter Karl dem Großen kamen Schriften und Literatur in die Städte und wurden ein fester Bestandteil der weltlichen Kultur.

   

7. Die endgültige Trennung von kirchlicher und weltlicher Bildung geschah im 12. Jh.

   

8. Ende des Mittelalters gab es noch relativ wenig Bücher, obwohl Papier billiger und der Buchdruck erfunden wurde.

   

20. Erklären Sie folgende Textstellen.

  1. Mit der Verbreitung des Christentums und dem Untergang des Römischen Reiches nahm die Konzentration von Schriftwerken nach dem Schema: «wenige Texte an wenigen Orten» zu.
  2. Die christlichen Bibliotheken kristallisierten sich als mächtige und einzige Bildungsinstitutionen Europas heraus.
  3. Sie wurden integrierter Bestandteil welt­abgewandter Klosterschulen.
  4. Das dünne Netz christlicher Bücherinseln im riesigen Meer des Analphabetismus bekam erst nach über fünfhundert Jahren engere Maschen.
  5. Die endgültige Trennung von kirchlicher und weltlicher Bildung im 12. Jahrhundert war dann ebenso zwangsläufig wie die Gründung von Universitäten.

21. Lesen Sie den Text zu Ende. Formulieren Sie den Grundgedanken des Textes.

22. Beantworten Sie die Fragen.

  1. Von welchem wiederentdeckten Ideal ist die Rede in diesem Abschnitt?
  2. Wie bzw. nach welchen Kriterien werden Bücher für die Bibliotheken ausgewählt?
  3. Welche Vorteile hat die Digitalisierung der Texte?
  4. Welche Nachteile bzw. Gefahren bringt die Digitalisierung der Texte?
  5. Was sind Onleihen?

23. Wie würden Sie die Frage «Ertrinken wir bald in einer unüberschaubaren Flut von nutzlosem Lesestoff?» beantworten? Kommentieren Sie Ihre Antwort.

24. Welcher Satz ist Ihrer Meinung nach korrekt? Erklären Sie, warum Sie das meinen.

  1. Die Bibliotheken werden sich im Zeitalter des Internets behaupten können.
  2. Die Bibliotheken werden sich im Zeitalter des Internets nicht behaupten können.

25. Was passt zusammen? Verbinden Sie. Geben Sie den Inhalt des ganzen Textes wieder, indem Sie die entstandenen Wortgruppen gebrauchen.

1. Anforderungen
2. Bestandteil
3. Bibliotheken
4. Bildung
5. Bildungsinstitution
6. Bücherinseln
7. Domschulen
8. Gelehrte
9. Instanz
10. Klosterschulen
11. Kundenorientierung
12. Lettern
13. Ort
14. Reichweite
15. Reise
16. Revolution
17. Römer
18. Schriften
19. Text
20. Textsammlung
21. Trennung
22. Vervielfältigung
23. Zentrum
24. Zugänglichkeit

a) beweglich
b) bischöflich
c) christlich
d) digital
e) eigen
f) einzig
g) endgültig
h) fest
i) gedruckt
j) geschrieben
k) griechisch
l) höher
m) integriert
n) kirchlich
o) kulturell
p) mächtig
q) medial
r) neu
s) privat
t) privilegiert
u) total
v) ungeahnt
w) vervielfältigt
x) weit
y) weltabgewandt
z) weltlich
aa) weltweit
bb) wenig

 

Worterklärungen

der Analphabetismus: неграмотность
die Anforderung, -, -en: требования, претензии, запросы
der Aufschwung, -(e)s, -schwünge: взлёт; подъём; порыв
der Ausnahmefall: исключительный случай, исключение
behaupten, (sich): утверждаться, удерживаться, держаться
bewähren, (sich): оказываться пригодным [достоверным]; пройти проверку, выдержать испытание, показать себя (на деле); оправдать себя
das Bibliothekswesen: библиотечное дело
bischöflich: епископский, епископальный
der Bücherbestand: книжные фонды (библиотеки)
das Christentum, -(e)s: христианство (религия)
die Dienstleistung: услуга, одолжение; сфера услуг
die Domschule, Klosterschule: монастырская школа
einhergehen: ходить, идти, шагать, шествовать
die Einrichtung, -, -en: устройство, организация; оборудование (действие); учреждение
ertrinken: (у)тонуть
die Fachkräfte (Pl.): кадры специалистов
fangen: ловить; поймать; (sich ~) попадать(ся)
gelangen (zu Dat.): попадать; добраться, дойти (до чего-л.), достигать (чего-л.)
die Herausforderung, -, -en: вызов
horten: копить, собирать
interaktiv: интерактивный
der Kanon, -s, -s: канон, положение, предписание; правило, совокупность принципов
knapp: скудный, ограниченный
der Kodex, -es и =, -e и Kodizes: кодекс; (древняя) рукопись
die Kundenorientierung: ориентация на (потребности) клиента
sich (Dat.) etw. leisten (können): (быть в состоянии) позволить себе (что-л.)
die Letter, -, -n: литера, буква
der Luxus: роскошь, пышность; расточительство
die Masche, -, -n: петля (вязанья, трикотажа); ячея (сети)
die Neuauflage: новое издание, переиздание; новый вариант
preiswert: недорогой
rasant: бурный; бешеный, головокружительный; стремительный
die Reichweite: дальность [радиус] действия, досягаемость; значение, значимость
relevant: важный, существенный; актуальный; релевантный
die Repräsentation, -, -en: представительство; представительствование, репрезентация; соблюдение этикета [условностей]; представление; живое [яркое, образное] воспоминание
die Schreibschrift: рукописный шрифт
der Schub, -(e)s, Schübe: толчок, сдвиг
der Stellenwert: значение, значимость, ранг
synoptisch: синоптический (synoptisch: [übersichtlich] zusammengestellt, nebeneinandergereiht)
der Überfluss, -es: избыток; изобилие; излишек
überflüssig: (из)лишний, ненужный; сверхкомплектный
in Umlauf sein: находиться в обращении, быть в ходу
ungeahnt: неожиданный, непредвиденный; небывалый
unübersehbar: необозримый, необъятный, огромный; явный, заметный
die Verbreitung, -, -en: распространение; насаждение; расширение; простирание
verleihen: придавать
der Verlust, -es, -e: потеря, утрата, пропажа; убыток; проигрыш
die Vervielfältigung, -, -en: размножение (напр., копии), тиражирование; (при)умножение
verfügen (über Akk.): иметь в своём распоряжении, распоряжаться, располагать
verschriftlichen: die Sprache verschriftlichen: создать письменность
um ein Vielfaches: во много раз
weltabgewandt: далёкий от действительности [от мира, от жизни]; погружённый в мечты
weltweit: охватывающий весь мир, всеобъемлющий; всеобщий
das Werkzeug: инструмент
die Zugänglichkeit: доступность
der Zugriff, -(e)s: хватка, приём; вмешательство; нападение; насильственные действия; происки
zwangsläufig: неизбежный; принудительный, вынужденный; неизбежно; в принудительном порядке, принудительно

 

Der Text ist entnommen aus: http://lexi-tv.de

Didaktisiert von Marianna Busojewa