Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №1/2009

Bildung und Erziehung

Auf der Spur der Rechtschreib-Gene

Buchstaben werden verdreht, einzelne Silben weggelassen – etwa vier Prozent der Deutschen sind Legastheniker. Forscher arbeiten daran, die verantwortlichen Gene aufzuspüren und einen Gentest zu entwickeln. So könnten bereits Kleinkinder gezielt gefördert werden.

Shcule? Schuule? Oder doch Schuhle? Aller Anfang ist schwer, das gilt auch beim Lesen- und Schreibenlernen. Bei den meisten Kindern legen sich1 anfängliche Buchstabendreher und andere unsystematische Fehler recht schnell. Doch etwa vier Prozent der deutschen Schulkinder kämpfen weiterhin mit dem geschriebenen Wort. Wo liegt die Ursache für eine solche Lese-Rechtschreibschwäche oder auch Legasthenie? «Die Legasthenie hat nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun. Sie scheint zum größten Teil genetisch bedingt zu sein, wie Zwillingsstudien gezeigt haben», erklärt Arndt Wilcke, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig. Hilfe verspricht eine spezielle Förderung der Kinder: So gibt es etwa in Sachsen Schulklassen für Legastheniker – sie setzen ab dem dritten Schuljahr an2. Üblicherweise fällt diese Schwäche erst dann auf, wenn die Kinder sechs bis acht Jahre alt sind und Lesen und Schreiben lernen. Der Großteil der Sprach­entwicklung ist dann jedoch bereits abgeschlossen. Generell gilt: Je früher die Veranlagung3 zur Legasthenie erkannt wird, desto höher sind die Erfolgschancen einer Förderung. Werden betroffene Kinder bereits im Kindergartenalter gezielt gefördert, lernen sie meist gut Lesen und Schreiben.
Die Forscher am IZI wollen die Früherkennung von Legasthenie nun verbessern. «Wir versuchen herauszufinden, welche Gene die Lese-Rechtschreibschwäche hervorrufen. Eine Veranlagung zur Legasthenie könnte man dann durch einen genetischen Test feststellen und betroffene Kinder bereits im Kleinkindalter entsprechend fördern», sagt Wilcke. Doch wie wollen die Wissenschaftler die verantwortlichen Gene finden? «Wir nehmen Speichelproben von Kindern, die eine Lese-Rechtschreibschwäche haben, extrahieren4 die DNA5 und vergleichen bestimmte Gene mit denen nicht betroffener Kinder. Gibt es signifikante6 Unterschiede? Wenn ja, ist das ein erster Hinweis, dass dieses Gen bei der Ausbildung der Legasthenie eine Rolle spielen könnte», erklärt Wilcke. Die Hypothese, die die IZI-Forscher aufgestellt haben: In der Zeit, in der sich beim Embryo das Gehirn entwickelt, wandern die Nervenzellen an die für sie vorgesehenen Stellen – gesteuert von Genen. Sind diese fehlerhaft, wandern die Nervenzellen nicht weit genug oder an die falschen Stellen. Hier könnte ein Grund für die Legasthenie liegen. Hinweise auf Gene, die für die Legasthenie verantwortlich sind, liegen bereits vor. Die ersten Schritte zum Gentest sind also gemacht. Bis ein solcher Test allerdings einsatzbereit ist, wird noch einige Zeit vergehen – mindestens fünf Jahre hält Wilcke für durchaus realistisch.


1le|gen <sw. V.; hat> [mhd. legen, ahd. leg(g)an, eigtl. = liegen machen; Kausativ zu liegen]: <l. + sich> nachlassen, aufhören, schwinden: der Wind, der Sturm legt sich [allmählich]; das legt sich [bald wieder]; die Aufregung, der Zorn, die Begeisterung hatte sich schnell gelegt; ihre Trauer wird sich bald l.

2an|set|zen <sw. V.; hat>: a) mit etw. beginnen: zum Reden, zum Sprechen, zum Sprung a.; [mit der Arbeit, den Überlegungen] an einer bestimmten Stelle a.; zum Überholen a. (einen Überholvorgang einleiten); zum Endspurt a.; b) beginnen, einsetzen: hier muss die Kritik a.

3Ver|an|la|gung, die; -, -en: in der Natur eines Menschen liegende, angeborene Geartetheit, Anlage, Eigenart, aus der sich bestimmte besondere Neigungen, Fähigkeiten od. Anfälligkeiten ergeben: ihre praktische, künstlerische, musikalische, homosexuelle V.; eine V. zur Fettsucht; sie hat eine V. zur Politikerin.

4ex|tra|hie|ren <sw. V.; hat>: 1. (Med.) [her]ausziehen: einen Zahn e. 2. (Chemie, Pharm.) ausziehen: Wirkstoffe aus Pflanzen e.

5DNA, die; - [engl. deoxyribonucleic acid]: Desoxyribo[se]nukleinsäure.

6si|gni|fi|kant <Adj.>: (bildungsspr.) in deutlicher Weise als wesentlich, wichtig, erheblich erkennbar: ein -er Unterschied; das wohl -este politische Ereignis des Jahres.