Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №17/2008

Sonderthema

Das zeichnerische Werk Wilhelm Raabes

Raabes bildkünstlerisches Werk – über 550 Aquarelle und Zeichnungen – befindet sich heute zum überwiegenden Teil im Besitz der Stadt Braunschweig und wird vom Stadtarchiv verwahrt. Einige Blätter und Skizzen sind in Privatbesitz geblieben. Zum Bestand der Stadt Braunschweig gehören Feder- und Bleistiftzeichnungen mit figürlichen Motiven, auch in humoristisch-karikaturistischer Darstellungsweise, und Landschaftsdarstellungen, zum Teil mit symbolhafter Bedeutung, sowie eine große Zahl von kleinformatigen Aquarellen.
Obwohl der Zeichenkunst schon früh und lebenslang das Interesse des Schriftstellers galt, obwohl der junge Raabe schon im Jahr 1841 als Schüler zu zeichnen begann und sein letztes Werk aus dem Sterbejahr 1910 – der Überlieferung nach kurz vor seinem Tod entstanden – kein Erzählwerk, sondern eine Zeichnung war, zeigt das künstlerische Selbstverständnis Raabes in seinen eigenen Aussagen jedoch ein anderes Bild: Der Schriftsteller hat sich stets als «Romanschreiber» gesehen und wollte sich auch von der Öffentlichkeit so verstanden wissen. Das Zeichnen und Malen war für ihn eine Nebentätigkeit, die er im wahrsten Sinne des Wortes «nebenbei» und ganz für sich betrieb und die er nur im Kreise der geselligen Vereinigungen, in denen er Mitglied war, dem Licht der Öffentlichkeit preisgab. Viele seiner Zeichnungen der Braunschweiger Zeit entfalten aus sich heraus einen bemerkenswerten Reiz, der ihnen über den Aspekt, Dokumente biografischer Art zu sein, weit mehr Bedeutung zukommen lässt. Aller – nicht nur persönlichen – Gewichtung und Klassifizierung zum Trotz bilden zeichnerisches Œuvre und Erzählwerk eine Einheit, bedingen sich zuweilen gegenseitig oder entstehen in Abhängigkeit voneinander, entspringen somit derselben Fantasiewelt.
Raabes zeichnerische Produktivität war im Laufe seines Lebens umso größer, je schwieriger sich für den Autor das Schreiben darstellte. Er legte Wert darauf, seine bildkünstlerischen Arbeiten nicht durch Klassifizierungen oder durch Einordnung in bestimmte Kunstschulen zu charakterisieren. Bestimmend waren für ihn vielmehr der Eindruck von Atmosphäre, Stimmung und Gefühl und die Beschränkung auf das Wesentliche im zeichnerischen Schaffensprozess, «ein sachliches Fixieren von innerlich Erlebtem», nennt es 1947 Raabes Enkelin Annamagret Ehninger-Raabe in ihrem Beitrag Wilhelm Raabe als Zeichner und Maler. In diesem Sinne sind Raabes Zeichnungen als «Augenblicksbilder des Lebens» zu bezeichnen, denn er entwarf zumeist spontan mit knappen Feder-, Bleistift- oder Pinselstrichen ein Stimmungsbild der Wirklichkeit, die Atmosphäre eines bestimmten Wirklichkeitsausschnittes. Viele seiner Skizzen und Bilder zeichnete er ohne vorheriges Planen oder Entwerfen auf ein Stück Papier, das für ihn in der Situation gerade greifbar war, auf Manuskriptränder, Rechnungen, Briefe, auf Rückseiten von Post- und Einladungskarten oder in seine Notizbücher. Die verwendeten Papiere sind heute wertvolle Hilfen bei der Datierung und chronologischen Ein- und Zuordnung seiner Zeichnungen.

Der Text ist entnommen aus: http://www.literaturzentrum-braunschweig.de