Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №16/2008

Landeskunde

Helgoland – die rote Felseninsel

«Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand! Das sind die Farben von Helgoland!» So beschreiben die Helgoländer oder «Halunder» ihre gerade mal einen Quadratkilometer große Heimat. Neben der abwechslungsreichen Natur bietet Deutschlands einzige Hochseeinsel glasklare, pollenarme Luft, aber auch zollfreien Alkohol und Zigaretten für Schnäppchenjäger.

img1

Schaukelnd auf die Hochseeinsel
Seit im März 1952 die deutsche Flagge auf Helgoland gehisst wurde, lockt das Seebad Tagestouristen und Urlauber. Rund 2300 Gästebetten stehen für Besucher bereit. Knapp eine halbe Million Tagesgäste besuchten 2004 die Insel, und für die meisten beginnt das Abenteuer schon bei der Anfahrt. Wer mit einem großen Schiff kommt, muss nämlich kurz vor der Insel in ein sogenanntes «Börteboot» umsteigen, und das kann schon mal heftig schaukeln. Autos gibt es auf Helgoland natürlich nicht – schließlich können selbst Kinder das Inselchen bequem in einer Stunde umrunden. Das geht am besten auf dem etwa 3,5 Kilometer langen Klippenrundweg, der zu Helgolands Wahrzeichen, der «Langen Anna» (siehe das Bild oben), führt. Der einzige freistehende deutsche Felsturm im Meer wurde 1969 zum Naturdenkmal erklärt. Bereits um 1860 hatten Sturm und Brandung die ursprüngliche Verbindung des Felsturms zur Insel endgültig zerstört. Und wenn die hochbetagte Anna nicht inzwischen eine Art Stützkorsett aus Beton verpasst bekommen hätte, wäre die alte Dame wohl längst Opfer der Wellen geworden.

Das Wappentier wird importiert
Auf dem Rückweg von der «Langen Anna» bietet sich ein Abstecher zu den bunten Hummerbuden unten am Binnenhafen an. Die roten, blauen und gelben Miniaturhäuschen beherbergen heute Geschäfte und Imbissbuden, einige dienen den Fischern aber auch noch als Geräteschuppen. Hummer, einst das heimliche Wappentier Helgolands, wird rund um die Insel allerdings immer seltener gefangen. Zwar steht die Delikatesse noch auf den Speisekarten vieler Restaurants, aber häufig stammt der teure «König der Krebse» heute aus Norwegen oder Kanada. Echt helgoländisch sind dagegen die wesentlich preiswerteren «Knieper» – Taschenkrebse, die ebenfalls sehr schmackhaft sind. Überhaupt sind Fischgerichte aller Art fester Bestandteil der Helgoländer Küche. Nationalgetränk ist neben Tee ein gehaltvoller Eiergrog aus Eiern, Rum und Zucker.

Kippen auf den Klippen
Hauptanziehungspunkt für viele Tagesgäste ist nach wie vor der «Lung Wai», die Helgoländer Einkaufsmeile. Auch nach dem Wegfall der Duty-free-Shops innerhalb der Europäischen Union (EU) kann man hier weiter zollfrei für den persönlichen Gebrauch einkaufen. Verlockend ist das Angebot an Alkoholika – die Kunden sollen angeblich zwischen knapp 600 verschiedenen Sorten Spirituosen wählen können. Kein Wunder also, dass böse Zungen vom «Fuselfelsen» sprechen. Auch Zigaretten, Schmuck oder Parfüms sind auf Helgoland vergleichsweise billig. Einiges, was unter dem Etikett «duty free» verkauft wird, ist allerdings tatsächlich teurer als auf dem Festland. Und die Anziehungskraft der zollfreien Waren lässt offenbar nach: Die Zahl der Tagesgäste geht immer weiter zurück. Für die rund 1500 vom Tourismus abhängigen Helgoländer eine bedrohliche Entwicklung, die sie zwingt, intensiv über neue Vermarktungskonzepte für ihre Insel nachzudenken.

img2

Helgoländer Tracht
aus dem 19. Jahrhundert

Kleines Naturwunder
Naturfreunde und Erholungssuchende wissen das saubere Wasser und die glasklare Luft am staub- und pollenärmsten Ort der Republik zu schätzen. Und auch wenn die faszinierenden Felsformationen der roten Steilküste unter den Bombardements und Sprengungen zu Kriegszeiten gelitten haben, hat Helgoland den Naturliebhabern noch heute viel zu bieten. Zum Beispiel Deutschlands einzigen Seevogelfelsen, den sogenannten Lummenfelsen – Naturschutzgebiet und Nistplatz für Trottellummen, Dreizehenmöwen und den Eissturmvogel. Im Frühjahr brüten die Lummenweibchen ihre Eier aus. Ende Juni/Anfang Juli kann man dort dann den «Lummensprung» beobachten: Die noch nicht flüggen Lummenkinder stürzen sich 40 Meter tief hinunter zu den wartenden Eltern ins Wasser und schwimmen mit ihnen hinaus auf die offene See.
Seehunde und Kegelrobben lassen sich dagegen hautnah an den beiden Stränden von Helgolands vorgelagerter Badedüne erleben. Von der Hauptinsel fahren Boote im Zehn-Minuten-Takt dorthin. Vor allem der flach abfallende Südstrand ist mit seinem ruhigen Wasser ideal für Kinder. Die Unterwasserwelt der Nordsee lässt sich am besten im 1998 eröffneten Aquarium beobachten. In 19 naturnah gestalteten Becken gibt es unter anderem Haie, Kabeljau, Plattfische und vor Ort geborene Seehundfamilien zu sehen. Exotisches bietet dagegen die Pflanzenwelt der Insel: Seit einigen Jahren gedeihen auf Helgoland Pflanzen des Südens wie japanische Faserbananen, Feigen, Hanfpalmen und Kamelien. Angepflanzt wurden sie von der Projektgruppe «Exoten auf Helgoland», die testen will, ob die Gewächse im milden Klima der Insel dauerhaft überleben können.

«Zuallererst sind wir Helgoländer»: Halunder und ihre Traditionen
«Zunächst mal bin ich Helgoländer, dann Friese und dann Deutscher» – diese Haltung ist typisch für das ganz eigene Völkchen, das seiner Insel in guten und schlechten Zeiten die Treue hält. Auf ihrem entlegenen Felsen inmitten der Nordsee haben die «Halunder» eine Vielzahl eigener Traditionen entwickelt und bis heute bewahrt. Zu den vielen Bräuchen zählt zum Beispiel das sogenannte «Wensken» (Wünschen): Am 1. Januar besuchen die Kinder vormittags Verwandte und enge Freunde, wünschen alles Gute für das neue Jahr und erhalten als Dank ein Geldstück. Nachmittags ziehen die Männer los, während die verheirateten Frauen zu Hause die Neujahrswünsche entgegennehmen und die Besucher mit Sherry oder Portwein bewirten. Das Wünschen klingt auf Halunder (Helgoländisch) so: «Ik wenske djüm en freeliges Naidjooar, Sinhait, Glik en Seägen, en dat’ et djüm altids wel gung mai.» («Ich wünsche euch ein frohes neues Jahr, Gesundheit, Glück und Segen, und dass es euch allzeit gut gehen möge.») Der friesische Dialekt wird heute noch von etwa einem Drittel der Helgoländer gesprochen. Damit das Halunder bei den jungen Leuten nicht in Vergessenheit gerät, wird es als Wahlfach in der Grundschule unterrichtet und sogar schon im Kindergarten gesprochen.

Der Text ist entnommen aus: http://www.planet-wissen.de