Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №15/2008

Vermischtes

Von der Papierrolle zum World Wide Web

Enzyklopädien und Lexika gab und gibt es zu allen Zeiten, in denen Menschen den Wunsch hatten, das Wissen ihrer Zeit systematisch zusammenzutragen und geordnet festzuhalten. Mit dem Online-Portal SPIEGEL Wissen ging im Februar 2008 ein völlig neues Nachschlagewerk an den Start.

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Bibliothek von Alexandria.
© Wissen Media Group, München

Enzyklopädien gab es bereits in der Antike. Schon damalige Gelehrte hatten den Wunsch, das Wissen ihrer Zeit systematisch zusammenzutragen und geordnet festzuhalten. Diese Darstellungen haben sich aber meist nur mit speziellen Sachgebieten beschäftigt. Ein Beispiel ist die Naturalis historia in 37 Büchern von Plinius dem Älteren, ein hauptsächlich naturwissenschaftliches Sammelwerk mit besonderem Interesse für erdkundliche, medizinische und auch kunstgeschichtliche Probleme. Im Mittelalter wurden diese Wissenssammlungen um Werkteile über Gott, Religion und Heilsgeschichte erweitert. Die Verfasser der uns bekannten Enzyklopädien der Antike und des Mittelalters strebten danach, das gesamte Wissen ihrer Zeit oder das Wissen über ein bestimmtes Sachgebiet zu sammeln, systematisch zu ordnen und dadurch dem Leser leichter zugänglich zu machen.

Die neue Ordnung von A bis Z
Das erste alphabetisch geordnete Lexikon stammt aus dem Jahr 1503 und wurde – wie zu dieser Zeit üblich – in lateinischer Sprache verfasst. Als erstes alphabetisch geordnetes Lexikon in einer lebenden Sprache erschien 1674 das Grand Dictionnaire historique von Louis Moréri. Mit diesem Werk beginnt die Geschichte der neuzeitlichen enzyklopädischen Lexikographie. Insgesamt kam es im 17. Jahrhundert, dem Zeitalter des Barock, zu einer regelrechten «Sammelwut» und damit zu einer Expansion großer alphabetischer Lexika, in denen man das Wissen der Welt vereinen wollte.
Das große Zeitalter der Lexika ist dann das 18. Jahrhundert, die Epoche der Aufklärung, die ihr Augenmerk auf die Enzyklopädien richtete. In Frankreich entstand in Distanz zu den Lehren der katholischen Kirche die berühmte Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers des Denis Diderot und des Jean d’Alembert, die mit ihrem Großwerk gesellschaftspolitisch (d. h. aufklärerisch) wirken wollten. Diderot formulierte den Wert seiner Encyclopédie so: «Dieses Werk könnte einem Berufsgelehrten als Bibliothek dienen für alle Fächer, die er nicht selbst betreibt. Es wird die Elementarbücher ersetzen.» Kein Wunder, dass besorgte Buchhändler immer wieder die Befürchtung laut werden ließen, dass Lexika die Absatzchancen anderer Werke mindern könnten. Ein Ruf, der uns heutzutage in anderer Form allzu bekannt vorkommt.
Fast jede Nation schuf in dieser Epoche ihr «Nationallexikon»: In Großbritannien entstand die Encyclopaedia Britannica, in Italien die Enciclopedia Italiana, in Spanien die Enciclopedia Universal Ilustrada und in Deutschland Zedlers Großes Universal-Lexikon.

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Nachschlagen im Netz.
© shutterstock.com

Gepflegte Konversation als Anlass
Im 19. Jahrhundert wurden die sogenannten Konversationslexika entwickelt (F. A. Brockhaus 1809, Meyer 1839, Herder 1854), die eine Abgrenzung von der akademischen Wissensvermittlung vollziehen und eine Bildung vermitteln wollten, die speziell auf das Alltagsbedürfnis des Bürgertums zugeschnitten war. Der Begriff «Konversationslexikon» orientierte sich an der «gepflegten Konversation» als Kennzeichen eines gehobenen gesellschaftlichen Lebensstils, wie er sich vom Adel her auf immer weitere Kreise des Bürgertums ausbreitete. Nicht zu fachlich sollte die Konversation sein, aber auch nicht zu oberflächlich – wer in diesem Stil mitreden konnte, «gehörte dazu», mithilfe des Konversationslexikons.

Der Wandel durch das Internet
Im 20. Jahrhundert entstanden Taschenbuchausgaben und einbändige Lexika, die einen schnellen und preiswerten Zugriff auf Informationen ermöglich­ten. Das Internet revolutionierte nun den Lexikonmarkt grundlegend: Im Frühjahr 2000 ging das kostenfreie Onlineportal wissen.de an den Start,
u. a. mit einem Lexikon von rund 150 000 geprüften Stichwörtern. Kurz darauf, im Jahr 2001, startete Wikipedia, ein frei zugängliches und kostenloses Nachschlagewerk, dessen Inhalte aber von den Nutzern selbst verfasst und korrigiert werden können. Im Februar 2008 folgte schließlich Spiegel Wissen mit einem erweiterten Konzept, wo bei einer Suchanfrage gleich mehrere Quellen durchsucht werden:
– das Lexikon mit rund 115 000 verifizierten lexikalischen Artikeln zur ersten Orientierung, inklusive Stöhrig Deutsche Rechtschreibung und Bertelsmann Deutsches Wörterbuch als Hilfe bei der Rechtschreibung und der Begriffserklärung;
– Wikipedia: die größte freie Enzyklopädie im Netz mit mehr als 670 000 Stichwörtern;
– SPIEGEL-Archiv mit mehr als 700 000 Artikeln aus mehr als 60 Jahren SPIEGEL-Verlagsgeschichte, bei SPIEGEL Online und im SPIEGEL-Länderlexikon sowie Uni-SPIEGEL, Kultur-SPIEGEL und SPIEGEL TV;
– die Archive von manager magazin und manager-magazin.de.
Der wörtliche Sinn des aus dem Griechischen stammenden Wortes Enzyklopädie (enkyklios = kreisförmig + paideia = Bildung, also Bildungskreis) für das immer wiederkehrende, allgemein übliche Wissen bekommt in diesem Zusammenhang eine völlig neue Bedeutung.

Der Text ist entnommen aus: www.wissen.de