Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №11/2008

Sonderthema

Schreckgespenst «Gelehrte Frau»

Dorothea Erxleben, Deutschlands erste Doktorin der Medizin

«Ein jeder will gern ein verständiges Weib haben, aber die Mittel des Verstandes will man ihnen nicht zulassen ... Man will, dass wir tugendsam seyn, wie können wir es aber werden, wenn man uns das Lesen der Bücher verbietet, aus welchen die Tugend muss erlernet werden. Soll uns denn dieselbe, wie die gebratenen Tauben in Utopien, aus der Luft zufliegen? Warum müssen wir also in einer aufgedrungenen Unwissenheit verderben? Sind wir denn nicht so wohl Menschen als die Männer?»

Erst 23 Jahre alt war die hochbegabte Dorothea Erxleben – oder Leporin, wie sie mit Mädchennamen hieß, als sie 1738 eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Frauenbildung verfasste: «Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten, darin deren Unerheblichkeit gezeigt, und wie möglich, nötig und nützlich es sei, dass dieses Geschlecht der Gelehrtheit sich befleiße.»

Keine alltägliche Beschäftigung für ein junges Mädchen des frühen 18. Jahrhunderts!

Dorothea arbeitete zu ihrem Vergnügen an der 250 Seiten langen Abhandlung. Das Thema interessierte sie, außerdem konnte sie dabei ihren Geist schulen. Ihre Familie wusste nichts davon.

Erst Jahre später entdeckte ihr Vater die Schrift und drängte auf Veröffentlichung. Der Plan gefiel Dorothea zunächst gar nicht, denn dass ihre Arbeit in hohem Maße gesellschaftlichen und politischen Zündstoff enthielt, war ihr klar: «Die zu erwartenden Urteile schreckten mich ... Aus dem männlichen Geschlecht dürften vielleicht welche sein, die da achten werden, ob kündigte ich ihnen den Krieg an, oder suchte wenigstens ihrem Vorrecht was zu entziehen.»

Dorothea Erxleben

Dorothea Erxleben war schon früh, noch als ganz junges Mädchen, davon überzeugt, «dass alle wohlgesitteten jungen Frauenspersonen in denen Studien ebenso fleißig als in Dingen die Haushaltung betreffend, müssten unterwiesen werden.»

Und sie hatte das Glück, in dem Arzt Christian Polycarp Leporin einen Vater zu haben, der es beklagte, «dass die Talente begabter Frauenzimmer normalerweise in der Küche oder am Nähtisch verschwendet sind».

Dorotheas Gesundheit war nicht besonders gut – und das hatte in ihrem Fall einen glücklichen Nebeneffekt: «Die ersten Jahre meines Lebens brachte ich in gro­ßer Schwachheit und fast beständigen kränklichen Umständen zu: denn oft war eine Krankheit noch nicht völlig überstanden, wenn sich eine andere bereits wieder einfand. Dieser kränkliche Zustand machte mich so glücklich, dass ich von der zartesten Jugend an in allen denen Wissenschaften, dazu mein Alter fähig war, fleißig unterrichtet wurde. Denn da mein seliger Vater merkte, dass ich meine anhaltende Schwachheit viel gelassener ertrug, wenn ich dabei dem Unterricht des älteren unter meinen Brüdern beiwohnen durfte, so bewilligte derselbe gar gern, dass ich seine Mitschülerin wurde, so oft er ihn unterrichtete.»

Universität Halle

Dorothea Christiana wurde am 13. November 1715 in der Kleinstadt Quedlinburg geboren. Ihre Mutter Anna Sophia war eine Pastorentochter, der Vater – Arzt und Schriftsteller. Von ihren drei Geschwistern stand ihr der älteste Bruder am nächsten, mit dem zusammen sie unterrichtet wurde. Als der fortschrittlich denkende Vater merkte, wie begabt seine Tochter war, verpflichtete er auch Privatlehrer. Bei Tobias Eckhard, dem Rektor des Quedlinburger Gymnasiums, lernte Dorothea Latein.

Eckhard war es wohl auch, der ihr von der ungewöhnlichen Laufbahn der Italienerin Laura Bassi erzählte, die im Jahr 1733 in Bologna den Doktorgrad in Philosophie erwarb und kurze Zeit später als erste Frau auf einen Lehrstuhl für Physik berufen wurde. Ein Ereignis, das damals sensationell war, denn in Deutschland gab es noch keine einzige Frau mit einem akademischen Grad. Die Universitäten waren den Männern vorbehalten und das sogenannte Gynäceum in Halle war bisher der einzige Versuch einer höheren Schule für Mädchen. Ein Versuch, der schon 1740 wieder beendet wurde.

Wie wenig Möglichkeiten zu Erziehung und Bildung Frauen am Anfang des 18. Jahrhunderts hatten, wurde immerhin in einzelnen Büchern und Wochenschriften beklagt – zum Beispiel im «Patriot»: «Wir geben uns durchgängig viel weniger Mühe, unsere Töchter wohl aufzubringen, als unsere Söhne und glauben noch dazu, dass wir recht darin haben. Wir meinen, die Wissenschaften sind dem Frauenzimmer nichts nütze; und lassen deswegen mit Fleiß unsere Töchter in der dicksten Unwissenheit aufwachsen.»

Dorothea war also in einer besonders privilegierten Situation –
zumal ihr Vater schon früh damit anfing, seinem Sohn und seiner Tochter den Beruf des Arztes beizubringen. Dorothea zeigte sich darin besonders geschickt und wissbegierig. Leporin gab ihr die wichtigsten medizinischen Lehrbücher zum Studieren und nahm sie schon als 20-Jährige zu Krankenbesuchen mit. Als der Bruder sich dann auf das Universitätsstudium vorbereitete, eignete sie sich ebenfalls den Stoff an. Sie beneidete ihren Bruder, denn ihm stand es frei, die neu gegründete Universität in Halle zu besuchen: «Er wurde dadurch des Glücks teilhaftig, große Lehrer selbst zu hören. Wie oft habe ich gewünscht, mit ihm gleiches Glück zu genießen, und diejenigen Lehrer hören zu können, welche ich jederzeit mit so großer Hochachtung verehret habe.»

1740 entschloss sich Dorothea zu einer mutigen Tat. Sie suchte mit einer Petition an den eben gekrönten Preußenkönig Friedrich II. um Erlaubnis nach, zusammen mit dem Bruder an der Universität Halle promovieren zu dürfen. Denn es war damals nicht unbedingt erforderlich, dafür auch regelmäßig Vorlesungen besucht zu haben.

Zu ihrer Überraschung erhielt sie die Erlaubnis.

Am 30. März 1741 erklärte das Preußische «Departement der Geistlichen Affairen» sich bereit «mit dem allergrößten Vergnügen, alles was uns möglich ist, beizutragen», dass «diese beyden Candidaten», Bruder und Schwester, ihr Ziel erreichen könnten. Die medizinische Fakultät der Universität Halle wurde angewiesen, der Dorothea Leporin keine Schwierigkeiten in den Weg zu legen, sobald sie sich zur Promotion melde.

Ein erstaunliches Ereignis! Wie war es dazu gekommen? Angeblich war Friedrich II. auf die Familie Leporin durch eine Huldigungsschrift aufmerksam geworden, die Dorotheas Vater anlässlich der Krönung verfasst hatte. Außerdem stand der junge König, der nur drei Jahre älter als Dorothea und zu diesem Zeitpunkt erst 29 war, dem Problem der Frauenbildung aufgeschlossen gegenüber: «Ich war oft empört bei dem Gedanken, wie gering man in Europa diese Hälfte des Menschengeschlechts schätzt. Das geht so weit, dass man alles vernachlässigt, was ihren Verstand ausbilden kann. Es gibt so viele Frauen, die den Männern nicht nachstehen!»

Trotzdem stieß die Sonder­erlaubnis zur Promotion für Dorothea in der Öffentlichkeit auch auf Ablehnung und Empörung. Die fortschrittlichen Ideen der Aufklärung entsprachen nur den Ansichten von wenigen. Die breite Masse des Volkes wollte nichts wissen von Frauenbildung und -emanzipation. Die Vorurteile gegen gelehrte Frauen waren groß – sogar bei den klügsten Köpfen der damaligen Zeit. Immanuel Kant zum Beispiel meinte: «Mühsames Lernen oder peinliches Grübeln, wenn es gleich ein Frauenzimmer darin hochbringen sollte, vertilgen die Vorzüge, die ihrem Geschlechte eigentümlich sind, und können dieselbe wohl um der Seltenheit willen zum Gegenstande einer kalten Bewunderung machen, aber sie werden zugleich die Reize schwächen, wodurch sie ihre große Gewalt über das andere Geschlecht ausüben.»

Dorothea Erxleben kannte die­se Vorurteile nur zu gut. In ihrer wissenschaftlichen Abhandlung Gründliche Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Studieren abhalten hat sie sich detailliert damit auseinandergesetzt.

In 410 Paragraphen referiert und widerlegt sie Vorurteile wie: Frauen fehle zur Gelehrsamkeit das ausreichende Maß an Verstand, ihr gefühlvolles und unbeständiges Temperament sei dafür nicht geeignet; es schicke sich nicht, Frauen gemeinsam mit Männern zu unterrichten; gelehrte Frauen seien hochmütig und ihren Männern keine guten Ehefrauen mehr; gelehrte Frauen würden den Haushalt vernachlässigen ...

Dass immer wieder die «Haushalts-Kunst» als einzige angemessene «Weisheit» der Frauen genannt wird, empört sie besonders: «Gott hat dem weiblichen Geschlecht nicht nur Güter des Leibes, sondern auch Kräfte des Gemüts gegeben; so sind wir auch nicht in der Welt bloß für die Erhaltung des Leibes zu sorgen, sondern unsere vornehmste Sorge soll dahin gehen, das Wohlsein unserer Seele zu befördern. Dieses aber kann nicht geschehen, wo wir nicht bemühet sind, dieselbe aus der Unwissenheit herauszureißen.»

In ihrer akribischen Untersuchung ist Dorothea Erxleben bemüht, nichts unberücksichtigt zu lassen. Mit einem besonders absurden Vorurteil will sie sich allerdings nicht auseinandersetzen: «Ich lasse mich aber wohl bedächtlich nicht mit denen ein, die das weibliche Geschlecht sogar aus der Zahl der Menschen ausschließen; denn diese verdienen nicht, dass man sich ihrethalben bemühe.»

Dieses «Versäumnis» holte übrigens ihr Vater nach, als er die Abhandlung 1742 herausgab. Außerdem betont er in seinem Vorwort, dass die Männer keine Angst haben müssten, ihre Frauen könnten ihre Gelehrsamkeit dazu benützen, «das Joch der Männer von sich zu werfen» – Ungehorsam sei nicht zwangsläufig die Folge von Bildung. Dass er diese Ergänzung für nötig hielt, sagt viel über die damaligen Verhältnisse.

Die Gedenktafel am Geburtshaus

Als Dorothea Erxleben im März 1741 die offizielle Erlaubnis zur Promotion bekam, hatte sie sich also schon jahrelang theoretisch mit dem Problem des Frauenstudiums beschäftigt. Doch vorerst änderte sie ihre Pläne. Denn ihre Familie hatte ständig wachsende Geldprobleme. Ob sie sich deshalb entschloss, im August 1742 zu heiraten, ist nicht klar. Auf jeden Fall kam eine Promotion vorerst nicht mehr in Frage: «Ob ich gleich durch die Erfahrung überzeuget wurde, dass der Ehestand das Studieren des Frauenzimmers nicht aufhebe, sondern dass es sich in der Gesellschaft eines vernünftigen Ehegatten noch vergnügter studieren lasse, wurde dennoch die vorgehabte Promotion durch meine Heirat vorerst verzögert, da die mir nun mehr obliegende Sorgfalt für die Erziehung fünf noch unerzogener Kinder, deren Anvertrauen ich als das erste Pfand der Liebe meines Mannes anzusehen hatte, meine Abwesenheit nicht wohl verstattete.»

Fünf Kinder brachte der Quedlinburger Diakon Johann Christian Erxleben mit in die Ehe. Die hatte die 26-Jährige jetzt zu versorgen. Dazu kamen in den nächsten Jahren noch vier eigene. 1747, sechs Jahre nach ihrer Heirat, starb ihr Vater und hinterließ der Familie hohe Schulden. Bald darauf erkrankte auch Dorotheas Mann. Die Verantwortung für die große Familie lag nun allein auf ihren Schultern.

Dorothea Erxlebens Büste, Halle

Dorothea Erxleben entschied sich zu einem Schritt, der für sie der einzige Ausweg aus der finanziellen Misere zu sein schien: Sie begann als Ärztin zu praktizieren. Das heißt, sie tat das, was sie schon als junges Mädchen getan hatte, wenn sie ihren Vater auf Arztbesuche begleitete oder in der Praxis vertrat. Die Leute in der Stadt kannten sie und hatten Vertrauen zu ihr – auch ohne akademisches Diplom.

Einige Jahre lang ging das gut. Doch 1753 beschwerten sich drei Quedlinburger Ärzte und bezichtig­ten sie der Kurpfuscherei. In dem Beschwerdebrief an den Magistrat heißt es: «Dass kein rechtschaffener medicus mehr substieren kann, in dem nicht nur Feldscherrn, sondern auch Bader und Barbier, Hebammen, und andere, wie auch des Herrn Diacon Erxlebens Ehelibste curieren, die Letztere mit einer unverschämten Verwegenheit in der medizinischen Pfuscherey, da sie die Patienten öffentlich besuchet, und sich ohne Scheu Frau Doctorin grüßen lässt.»

Aus Unwissenheit und wegen mangelnder Ausbildung – so warfen ihr die Ärzte vor – wäre ihr eine Patientin an Frieselfieber gestorben. Dorothea Erxleben war empört über die Verlogenheit der drei Herren: «Kaum kann ich mich überwinden, die lächerliche Beschuldigung zu berühren, dass ich mich Frau Doctorin nennen lasse. Die Herren belieben jemanden darzubringen, dem ich solches geheißen, oder der gehöret, dass ein anderer mich so genannt, ohne dass es ihm ausdrücklich verwiesen worden. Wer sich aber unter ihnen in seinem Gewissen vor Gott überzeuget findet, dass ihm niemals an einer so gefährlichen Krankheit ein Patient gestorben sei, dem gebe ich hiermit die Freiheit den ersten Stein auf mich zu werfen.»

Zu ihrer Verteidigung erinnerte Dorothea an den königlichen Erlass von 1741 – und kündigte nun, 12 Jahre später, ihre Dissertationsschrift an. Eine Frist wurde ihr gestellt, die sie wegen der Geburt ihres vierten Kindes noch einmal überziehen musste. Dann –
im Januar 1754 war es so weit: Sie reichte ihre Dissertation ein. Ihr Promotionsgesuch wurde noch einmal Friedrich II. vorgelegt. Wieder gab er seine Erlaubnis.

Dorothea Erxleben sollte nun also tatsächlich – mit 39 Jahren –
den Doktorhut erhalten. Juncker, der Dekan der medizinischen Fakultät von Halle, beschrieb das Ereignis: «Ein jeder schätzte diese Sache der größten Aufmerksamkeit wert: es war eine unerhörte Begebenheit, und die einzige in ihrer Art. Eine Matrone, die von keiner jugendlichen Hitze hingerissen ward, sondern die bereits ein gesetztes Alter erlanget hatte; welche bei ihren Tugenden und guten Eigenschaften eine lobenswürdige Bescheidenheit besaß, welche die Pflichten einer Ehegattin, einer Mutter, einer Hauswirtin also verwaltete, dass sie andern zum nachahmungswürdigen Beispiel diente; ein solch geehrtes Frauenzimmer überreichte eine Probeschrift von ihrer Arzneigelehrtheit, woraus eine sehr gründliche Wissenschaft und eine große Erfahrung hervorleuchtete.»

Im Mai 1754 fand die mündliche Prüfung in Halle statt: «Sind meine Kräfte auch nur gering, mangelt es mir auch an der Kunst der wohl gesetzten Rede, zumal aus einem so ungewohnten Anlass, wie ich ihn nie erwarten durfte ...»

So begann Dorothea Erxleben ihre Rede. Durch bescheidenes Auftreten versuchte sie den Erwartungen zu entsprechen, die ihr als Frau entgegengebracht wurden: «... so empfinde ich meine Schwäche, nicht nur die, von der sich kein Mensch frei glauben darf, sondern auch jene, die alle dem schwächeren Geschlecht nachzusagen pflegen.»

Der Dekan der medizinischen Fakultät war begeistert: «Sie hat zwei ganze Stunden hindurch die an sie getanen Fragen mit einer bewunderungswürdigen Bescheidenheit und Fertigkeit angenommen, gründlich und deutlich darauf geantwortet, und die vorgelegten Zweifel mit der größten Richtigkeit aufgelöst.

Hierbei bediente sie sich eines so schönen und zierlichen Lateins, sodass wir glaubten eine alte Römerin in ihrer Muttersprache reden zu hören. Ebenso geschickt und geschwind zeigte sie ihre zusammenhängende und gründliche Erkenntnis in der Lehre von der Gesundheit des Körpers, in der Wissenschaft von der Krankheit desselben, und in ihrer Heilung.»

Trotz des glänzenden Prüfungsergebnisses waren nicht alle Mitglieder der medizinischen Fakultät einverstanden mit der sofortigen Promotion. Einige Professoren hielten die Sache doch für bedenklich. Schließlich handelte es sich um eine Frau, die nach dem geltenden Gesetz kein öffentliches Amt bekleiden durfte! Und war die Medizin – die Ausübung dieses Berufes etwa kein solches öffentliches Amt? Der Streit konnte nur beigelegt werden, indem noch einmal der König – nun schon zum dritten Mal – um Erlaubnis gebeten wurde.

Und wieder erteilte Friedrich II. diese Erlaubnis: «Nachdem Uns aus Eurem Bericht vom 11. dieses Monats der Dorotheen Christiana Erxlebin besondere Wissenschaft und Geschicklichkeit im Studio Medico angerühmet und dabei angezeiget worden, dass sie um die Doctorwürde demütigst anhalte, Wir auch bei obiger Bewandtnis solches gar gerne gestatten wollen; also werdet ihr gnädigst authorisieret, gedachter Erxlebin … den Gradum in Eurer Fakultät … zu erteilen, jedoch mit der Bedingung, dass wenn sie in Unsern Landen praxin zu treiben entschlossen sei, sie sich vorher denen … vorhandenen Reglements unterwerfen müsse.»

Endlich konnten sich die Professoren einigen. Im Juni 1754 wurde Dorothea Erxleben unter dem üblichen Zeremoniell der Doktorhut aufgesetzt. Damit hatte sie erreicht, was vor ihr noch keiner Frau in Deutschland gelungen war.

Allerdings war ihr Erfolg von dem Wohlwollen abhängig, das so aufgeklärte Patriarchen, wie Friedrich II., der Dekan der Universität Halle und natürlich ihr Vater, ihren Bildungswünschen entgegenbrachten. Gesetzliche Regel war die akademische Ausbildung für Frauen noch lange nicht.

Über ihr weiteres Leben ist wenig bekannt. Offensichtlich hat sie wie bisher als Ärztin praktiziert. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie es nun mit behördlicher Erlaubnis und dem Titel Frau Doctor tat. Sie führte in Quedlinburg eine gut gehende Praxis, musste ihre Kinder allein versorgen, als ihr Mann 1759 starb.

Nur drei Jahre später, noch keine 47 Jahre alt, starb sie selbst. Wahrscheinlich an Lungentuberkulose. In einem Nachruf, der in einer Berliner Zeitung erschien, heißt es: «So wie diese außergewöhnliche Frau voller Mut bei allen Vorfällen des Lebens, so hat sie sich auch im Sterben erwiesen. Ohne Schrecken sah sie dem Tode entgegen, machte dessen Ankunft ihren Kindern kund, bestellte ihr Haus und starb sitzend sanft und selig am 13. Juni an einer Verblutung, so ein gefährlicher Schade an der Brust verursachet im 47. Jahre ihres rühmlichen Lebens.»

Erst hundertfünfzig Jahre später, im Jahr 1901, promovierte an der Universität Halle wieder eine Frau zum Doktor der Medizin.

Autorin: Irene Schuck

© Bayerischer Rundfunk 2003

Der Text ist entnommen aus: http://www.br-online.de/wissen-bildung/collegeradio/medien/ethik/erxleben/manuskript/