Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №7/2008

Methodisches

Musik im Fremdsprachenunterricht

Musik im Fremdsprachenunterricht – eine Idee so naheliegend und doch zurzeit dem durchschnittlichen Fremdsprachenlehrer einer allgemeinbildenden Schule in Russland so fremd, wie es nur irgend geht.
Dabei müsste im Fremdsprachenunterricht zunehmend neben bildender Kunst auch Musik eine bedeutende Rolle spielen, wobei man sich keineswegs nur auf die klassischen Stilrichtungen der Musik beschränken darf.
Musik steht im Zentrum der ästhetischen Alltagserfahrung nicht nur der Jugendlichen, sondern der zeitgenössischen Gesellschaftsstruktur überhaupt, und im Unterricht ist sie nicht zuletzt wegen der Möglichkeit eines unmittelbaren, ganzheitlichen Zugangs zur Wesensart des Schülers stark motivierend.
Leider fehlt es jedoch heute an vielfältigen und wirkungsvollen Methoden, die oft übersehenen oder vergessenen Zusammenhänge zwischen Kunst im Ganzen, der Musik als Teil und dem regulären Fremdsprachenunterricht wieder zu entdecken und effektiv für sich zu nutzen. Dabei sind es nicht nur grundsätzliche theoretische und konzeptuelle Fragen, die vorerst ungeklärt bleiben, sondern auch elementare unterrichtspraktische Verknüpfungen zwischen Literatur, bildender Kunst und vor allem Musik als den wichtigsten der psychoästhetisch bedeutenden Faktoren, die vom Lehrer gewöhnlich außer Acht gelassen werden; von der Tatsache, dass bestimmte musikalische Rhythmen und Harmonien sich besonders positiv beziehungsweise besonders negativ auf das Hörverstehen und den Empfang von Informationen auswirken können, ganz zu schweigen.
Es ist zum Beispiel wissenschaftlich bewiesen, dass musikalische Begleitung in Dur, mittlerem Musikregister, und mit einfacher, vorzugsweise auf abwechselnder Tonika und Dominante aufgebauter Melodie Konzentrationsmöglichkeiten verringert, das Gehör jedoch schärft und demzufolge auf die Aufnahme eines neuen Lautbildes einstellt. Moll, tiefes Register und eine Melodie mit dominierenden Toniken und subdominanten Harmonien helfen der Konzentration, sind jedoch bei phonetischen Übungen eher zu vermeiden, da Gehör und Aufmerksamkeit des Schülers «nach innen» gerichtet sind – demzufolge wäre derartiges mehr während selbstständiger Übungen in der Klasse oder Kontrollarbeiten gefragt.
Aber selbst die überaus naheliegende und einfach zu realisierende Idee, Musik häufiger im regulären Unterrichtsalltag während der Deutschstunden eine maßgebende Rolle spielen zu lassen, kommt dem Lehrer von heute recht selten. Wenn er dann aber doch den Entschluss gefasst hat, ein wenig Licht ins Dunkel der Grammatik- und Orthografieübungen zu lassen, so geht dieser schwache Schein nicht über das Kerzenflimmern des Singens von Volksliedern hinaus. Dass hier wohl die Frage angebracht wäre, wozu man sich überhaupt die Mühe machte, kommt nach «vollbrachter Heldentat» nur selten jemandem in den Sinn.
Seit den 90er Jahren des 20. Jhs. beginnen sich langsam auch verschiedene Wissenschaftler – sowohl Germanisten als auch Musiktheoretiker – für die Möglichkeit des vom didaktischen Standpunkt aus legitimisierten Einsatzes von Musik im Fremdsprachenunterricht zu interessieren. Um allerdings zahllose neue Unterrichtsformen, die der Einsatz von Musik für den Fremdsprachenunterricht verwendbar macht, auch tatsächlich effektiv verwenden zu können, muss zuerst die wichtigste aller Fragen beantwortet werden, nämlich: Was ist eigentlich gute Kindermusik, und welcher Art muss sie sein, um für den Fremdsprachenunterricht brauchbar zu sein? Und eben an dieser Stelle treten die ersten Schwierigkeiten auf, da Kriterien, die uns für eine für unseren Unterricht tatsächlich sinnvolle Auswahl sensibel machen, zwar existieren, aber recht selten zur Hand sind.
Außerdem muss auch die individuelle Wesensart und der Charakter der Schüler mit in Betracht gezogen werden.
Auch wenn Kinder und Jugendliche heutzutage den vielfältigsten Hörereignissen ausgesetzt sind, kann sich doch ein differenzierter Musikgeschmack entwickeln. Aus eigener Erfahrung weiß jeder, dass Laute, Geräusche, die eigene Stimme, die Verklanglichung von Texten und zum Beispiel darin enthaltene feste Wendungen uns nicht mehr aus dem Ohr gehen. Dies ist zweifellos für den Fremdsprachenunterricht ein überaus wertvoller Tatbestand!
Musik im Fremdsprachenunterricht verbindet die körperlichen Aktivitäten mit einer kreativen Leistung – beispielsweise aktiviert das Singen die Stimmbänder und hebt die Laune, eine Grundvoraussetzung für erfolgreiches Lernen überhaupt.
Außerdem muss unbedingt die Tatsache in jedes neue Lehr- und Lernkonzept einbezogen werden, dass die Wahrnehmung des Menschen überhaupt auf einem Ensemble der Sinne basiert, wobei im Alltag der eine oder andere mal stärker und mal schwächer angesprochen wird – warum auch dies nicht mit einbeziehen und didaktisch nutzen? Es ist bestimmt sehr wichtig, die Synthese der Sinne selbst in Lernzusammenhängen immer mit wiederherzustellen. Hören, Sehen und Wahrnehmen gleichermaßen im Unterricht zu beachten und möglichst zusammenzuführen, ist eine Herausforderung sowohl an die ästhetische Erziehung der Schüler wie auch an die fachliche – in unserem Fall Fremdsprache Deutsch – Lehrkunst des Lehrers.
 Dass leider nur ein recht schwaches wissenschaftlich unterlegtes Fundament besteht, das die Sprachlehrer in ihrem Bemühen, die kommunikative und die soziale Kompetenz ihrer Schüler in der jeweiligen Zielsprache durch eine planmäßige Einbeziehung interaktiver musikalischer Elemente in den Unterricht zu stärken, unterstützen könnte, ist das große Minus bei allen Versuchen, aus Musik im Fremdsprachenunterricht mehr als das Singen von Volksweisen zu machen.
Da die Musikerziehung an sich der Meinung vieler Experten nach sehr im Argen liegt, Kinder und Jugendliche jedoch viel mehr Zeit als noch vor etwa zehn Jahren mit Musik verbringen, etwa 7 bis 8 Stunden am Tag aktiv oder passiv Musik hören und Musik demzufolge einer der wesentlichen Bestandteile des Lebens der zeitgenössischen Jugend ist, kann eben diese «Schwäche» in die Motivationskraft für erfolgreiches Lernen und das Erlernen einer Fremdsprache verwandelt werden.
Wenn man Kindern und Jugendlichen mehr böte, als den traditionellen Fremdsprachenunterricht mit Übungen zum Hörverstehen ab und an und eben jener Deutschlandkunde, die meist mit Grimms Märchen und Volksliedern endet, wäre es auch realer, ein richtiges Sprachgefühl bei den Schülern zu formen, und eben hier könnte Musik – die landeseigene zweifellos, doch nicht ausschließlich im Genre der Volksmusik gehalten – ebenfalls Großes bewirken. Denn während das Phänomen Sprache eher die linke, für rationales Denken zuständige Gehirnhälfte beansprucht, reagiert auf Musik eher die rechte, für Emotionen zuständige.
Zusätzlich kommt noch auf die Waage, dass der wissenschaftlich bewiesene Fakt, dass ein ganzheitlich beanspruchtes menschliches Gehirn um mehrere Dutzend Mal aufnahmefähiger und mit Informationen belastbarer ist, unverrückbar bestehen bleibt.
Die Musikbegeisterung vieler Jugendlichen kann und sollte vom Lehrer für den Fremdsprachenunterricht nutzbar gemacht werden, denn das Phänomen Musik stellt neben dem sprachlichen heutzutage ein bedeutendes Kommunikationsmedium dar, mit dessen Hilfe man «sich ausdrücken» beziehungsweise  «sich auszudrücken» lernen kann – nicht nur in der Muttersprache, sondern auch – und sogar besonders – in jeder Fremdsprache.

Literatur:
P. Holoubek: Musik im Deutschunterricht. Frankfurt a. M. 1998.
W. Wangerin (Hrsg): Musik und Bildende Kunst im Deutschunterricht. Baltmannsweiler-Verlag 2006.
J. Wermke (Hrsg.): Hören und Sehen. Beiträge zu Medien- und Ästhetischer Bildung. Bd. 4. München 2004.

Ljuba Klenner
Moskauer Städtische Pädagogische Universität, 3. Studienjahr