Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №20/2007

Wissenschaft und Technik

Urwesen aus dem Wasser

Fortsetzung aus Nr. 18, 19/2007

Das evolutionäre Grundrezept für Tunfisch und Hering war geschrieben. Aus den geradlinigen Nautiliden entwickelten sich die spiralig aufgerollten Ammoniten1. Riesige farbenprächtige Riffe wuchsen empor. Ein erstes großes Barriereriff im Westen Australiens erreichte eine Länge von mehr als 1000 Kilometern. Gegen Ende des Devons stiegen die Amphibien aus dem Süßwasser aufs Festland. Die Quastenflosser, in der eigenen Entwicklung bereits auf dem absteigenden Astund erst spät ins Meer umgesiedelt, hatten den ersten Landwirbeltieren ein kostbares evolutionäres Vermächtnis hinterlassen: vier fleischige Flossen, die zu Beinen wurden.

Im Karbon zogen sich mächtige Wälder durch die sumpfigen Niederungen. Die ersten fliegenden Insekten eroberten den Luftraum. In den Urmeeren nahm das Leben an Tempo zu. Die plumpen, gepanzerten Fische räumten das Feld für flinkere Vertreter, vor allem Haie und Strahlenflosser.

Den Meeresboden bedeckte stellenweise ein dichter Rasen aus Seelilien, kelchartigen Stachelhäutern. Im Perm2 verschmolzen alle Kontinente zu einer einzigen Landmasse, Pangäa, umflossen vom Ozean Panthalassa. Klimaveränderungen machten dem Leben zu schaffen, die Meeresspiegel fielen ab und stiegen wieder an. Gegen Ende des Perms, so vermuten die Forscher, traf ein Meteorit die Erde. Im Meer überlebten nur wenige Tiergruppen. Die Trilobiten3 verlöschten endgültig.

Die Dinosaurier kommen

Zeit für eine neue Welt. An Land erschienen die Dinosaurier. Auch die ersten mausgroßen Säugetiere wagten sich hervor. In den Urmeeren der Trias4 erhielten die Fische räuberische Konkurrenz. Riesige Reptilien stiegen vom Festland in die Ozeane. Erste im Bund waren wahrscheinlich die Nothosaurier, langhalsige Fischfresser mit paddelartigen Füßen, die an Land und im Wasser lebten, ähnlich den heutigen Robben. Ihnen folgten die Pflasterzahnechsen (Placodontia), die sich völlig dem Lebensraum Meer ergaben und mit ihren Plattenzähnen Schalentiere zerquetschten.

Beide überlebten die Trias nicht. Ihre Nachfahren, die Plesiosaurier, glichen kleinköpfigen Schlangen, die man durch einen Schildkrötenpanzer gefädelt hatte. Bei den Pliosauriern, die zu den größten Raubtieren aller Zeiten auf Erden gehören, sparte die Evolution an Hals und Schwanz, steckte dafür mehr Masse in den Schädel.

Karlsruher Paläontologen entdeckten vor zwei Jahren in Mexiko das «Monster von Aramberri», einen Pliosaurier von 18 Meter Länge und einem Kopf von der Größe eines Kleinwagens – ein nicht ausgewachsenes Jungtier aus der Jurazeit5. Die besten Schwimmer unter den marinen Reptilien, die alle als Lungenatmer zum Luftholen an die Wasseroberfläche mussten, waren die delfinähnlichen Fischechsen (Ichthyosaurier).

Die Ozeanriesen mit dem spindelförmigen Körper besaßen Augen groß wie Pizzateller, insbesondere bei Vertretern der Gattung Temnodontosaurus, die auf eine Körperlänge von zwölf Metern heranwachsen konnten. Im Jahr 2003 legte ein Forscherteam vom Naturkundemuseum in Stuttgart in der Nähe von Göppingen die gut erhaltenen Überreste eines etwa sieben Meter langen Temnodontosaurus frei. Dieser auf den Spitznamen «Monster von Eislingen» getaufte Fischsaurier gilt als einer der größten in Deutschland bekannten.

Zu den etwas kleineren Fischsauriern gehören Brachypterygius und Leptonectes, sie wurden rund fünf Meter lang. Die Welt der Urmeere gedieh im älteren Erdmittelalter auch an anderer Stelle. Korallen und Kalkalgen bauten gemeinsam mächtige Riffe auf, die sich später zu Gebirgen wie den Dolomiten auftürmen sollten. Ammoniten und ihre tintenfischartigen gehäuselosen Verwandten, die Belemniten, machten die Meere unsicher. Viele Haie durchkreuzten die Fluten. Die Vorläufer der modernen Krebse wie Hummer und Shrimps legten einen bescheidenen evolutionären Start hin. Und Verwandte der Dinosaurier ließen sich unter Wasser blicken – die Meereskrokodile.

Der Riesenkontinent Pangäa brach auseinander. Der Zerfall nahm seinen Anfang im Bereich der Tethys6; der Vorläufer des heutigen Mittelmeers setzte große Teile Eurasiens unter Wasser.

Die Kreide7 war eine Zeit des Übergangs. Alt und Neu teilten sich die Welt. Zukunftsträchtige Modelle von Muscheln und Schnecken tummelten sich neben eingerollten Riesenaustern der urtümlichen Art. Kieselalgen breiteten sich aus, das Plankton in den Meeren gewann an Modernität. Die tierischen Seelilien machten dem pflanzlichen Seegras Platz. Höher entwickelte Knochenfische eroberten die Ozeane: die Vollendetknocher (Teleosteer).

Statt viereckiger Schuppen trugen sie runde Schuppen am Leib und erfreuten sich eines stärkeren Innenskeletts. Kulinarische Tragweite des neuen Entwurfs für den Menschen: Gräten auf dem Teller. Hübsche Sonderformen der Teleoste erbrachte die Evolution auch hervor, etwa die Seepferdchen, ohne Gräten.

Schalentiere hatten angesichts der zahlreichen kleineren Fleischfresser einen schweren Stand. Unter Wasser wurde kräftig gebissen, zerquetscht und gebohrt. An Land kamen zu den Nadelhölzern die ersten Blütenpflanzen hinzu. Pangäa war endgültig zerfallen; das mächtige Bruchstück Gondwana ereilte das gleiche Schicksal. Gegen Ende der Kreidezeit schlug im Gebiet des Golfes von Mexiko ein Asteroid auf der Erde auf. Dieser Aufprall gilt als Ursache für das einsetzende Massensterben auf der ganzen Welt. In den Meeren blieben neuzeitliche Lebensformen übrig. Die Ammoniten und Meeresreptilien gehörten nicht dazu.


Räuber des Jura: Die schlanke Form des Temnodontosaurus täuscht – dieser Ichthyosaurier wurde stattliche neun Meter lang. Er jagte vorzugsweise Tintenfische und Ammoniten und besaß die größten Augen, die das Tierreich je hervorgebracht hat.

Auftritt der Säugetiere

Mit dem Aussterben der Dinosaurier war das Land frei für die Herrschaft der Säugetiere. Auch die Ozeane blieben nicht unentdeckt. Die ersten Neuankömmlinge unter Wasser waren die Wale. In den Küstenbereichen zeigten sich die Pinguine, möglicherweise die ersten Robben. Später kamen die Delfine hinzu, eine Spezialanfertigung aus dem Hause Wal. Die Alpen und der Himalaya falteten sich zu Hochgebirgen auf. Die Tethys schrumpfte zusammen; ein Teil des südliches Armes wurde zum Mittelmeer, ein Teil des nördlichen zum Schwarzen Meer. Die Kontinente schoben sich langsam auf ihre heutigen Positionen.

Die ferne Zukunft des Planeten

Vor rund 2,5 Millionen Jahren betrat die Gattung Homo den irdischen Schauplatz, vor ungefähr 150 000 Jahren der moderne Mensch – ein beschleunigendes Element für Veränderungen im Ökosystem des Blauen Planeten, eine Nullnummer in der kosmischen Zeitrechnung. Die Kontinente schieben sich weiterhin über die Erdoberfläche.

Die Afrikanische und Eurasische Platte steuern aufeinander zu, im östlichen Mittelmeerraum werden sie vermutlich schneller kollidieren als im westlichen. In rund sieben Milliarden Jahren läuft die Sonnenuhr ab. Unser sterbender Hausstern wird sich zu einem Roten Riesen aufblähen, die Erde kräftig einheizen und ihr das Blau aus dem Leib saugen. Die Evolution wird anfangs noch auf Bewährtes aus der nassen Kinderstube des Lebens zurückgreifen können. Die ersten Bewohner dieser Welt werden vielleicht die letzten sein – die Bakterien.

Irgendwann wird auch ihnen das Wasser ausgehen.

Von Ute Schmidt


1Am|mo|nit, der; -en, -en: a) (Zool.) zu einer ausgestorbenen Gruppe von Kopffüßern aus dem Mesozoikum gehörendes Tier; b) (Geol.) spiralförmige Versteinerung eines Ammoniten.

2Perm, das; -s [nach dem ehem. russ. Gouvernement Perm] (Geol.): jüngste Formation des Paläozoikums.

3Tri|lo|bit, der; -en, -en: meerbewohnender fossiler Gliederfüßer.

4Tri|as, die; -, -: hier: <o.Pl.> (Geol.) älteste Formation des Mesozoikums.

5Ju|ra, der; -s (Geol.): erdgeschichtliche Formation des Mesozoikums (die Lias, Dogger u. Malm umfasst).

6Te|thys, die; -, Te|thys|meer, das <o.Pl.> [nach der Titanin Tethys, der Mutter der Gewässer in der griech. Sage] (Geol.): während des Mesozoikums sich vom Mittelmeerraum bis Südostasien erstreckendes Meer.

7Krei|de, die; -, -n: hier: <o.Pl.> (Geol.) jüngste Formation des Mesozoikums (zwischen Jura und Tertiär).

Der Text ist entnommen aus:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,484331-3,00.html