Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №17/2007

Landeskunde

Brotzeit, Bier und Belustigung – Das Münchner Oktoberfest

Die Hochzeit des Kronprinzen Ludwig mit der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen und das sich anschließende Pferderennen bildeten im Oktober 1810 den Auftakt zu einem schließlich jährlich stattfindenden Volksfest. Die Oktoberfestgeschichte, die Kontinuität aber auch Wandel widerspiegelt, lässt sich in etwa drei Perioden untergliedern: der erste Abschnitt endete im Wesentlichen in der Mitte des 19. Jahrhunderts, da bis dahin das Oktoberfest und das Zentrallandwirtschaftsfest gleichbedeutend nebeneinander existierten. Neben dem Bedeutungsverlust des ZLF erfuhr das Oktoberfest in einem zweiten Abschnitt, der bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts reichte, einige grundsätzliche Veränderungen, wie z. B. die umfangreichere Verköstigung sowie die Art der Unterhaltung. In der dritten Phase nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Wiesn endgültig zum größten Volksfest der Massen. Beinahe jedes Jahr macht das bei allen Nationen beliebte «Bierfest» mit neuen Rekorden Schlagzeilen: 7 Millionen Besucher, fast genauso viele getrunkene Maß Bier und eine halbe Million gebratne halbe Hendl ...

Kupferstich und Lithographie des Hochzeitspaares Ludwig Carl August, Kronprinz von Bayern (1786–1868), und Prinzessin Therese Charlotte Louise von Sachsen-Hildburghausen (1792–1854)

München, 12. Oktober 1810. Am Maximilianstag, dem Namenstag des Königs, feiert Bayern die Vermählung des Kronprinzen Ludwig mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Fünf Tage dauern die Hochzeitsfeierlichkeiten – eine Folge von Hofbällen und öffentlichen Festen, bei denen das Volk kostenlos mit Speisen und Getränken versorgt wird.

Die Nationalgarde dritter Klasse unter Major Andreas von Dall’ Armi leistet einen ganz besonderen Beitrag zum Fest: sie veranstaltet am 17. Oktober zu Ehren des Brautpaares ein Pferderennen. Schauplatz ist ein großes Areal weit draußen vor der Stadt «… seitwärts der Straße, die nach Italien führt.»

Auf der einen Seite erhebt sich eine kleine Anhöhe. Vom «Sendlinger Bergerl» aus kann man das Rennen bestens verfolgen. Gleichzeitig haben die Besucher hervorragende Sicht auf das Königszelt, in dem das Hochzeitspaar samt Familie Hof hält. Die Braut trägt weißblau und wird mit einer besonderen Ehrung bedacht. Noch während des Festes erreicht König Max den Ersten Joseph die Bitte der Nationalgarde: «Die Wiese, worauf das erste bayerische Nationalfest gefeiert worden, zum bleibenden Andenken Theresiens Wiese benennen zu dürfen.»

Der König zeigt sich erfreut – und auch der Bräutigam Ludwig äußert sich wohlwollend: «Volksfeste freuen mich besonders. Sie sprechen den Nationalcharakter aus, der sich auf Kinder und Kindes-Kinder vererbt. Ich wünsche nun auch Kinder zu erhalten; und sie müssen gute Baiern werden.»

Die Tradition lebt weiter: Alphornbläser spielen während des üblichen Standkonzerts auf den Stufen der Bavaria.Bayern ist erst seit wenigen Jahren Königreich, hat erst seit wenigen Jahren seine jetzige Größe: Es gilt, Franken und Altbayern, Schwaben und Tiroler zusammenzubringen. Für den Kronprinzen geht das nur über ein gemeinsames Nationalgefühl. Die Königsfamilie soll als zentrale Institution im Bewusstsein der Bevölkerung verankert werden. Das Fest bietet dafür reichlich Gelegenheit. Der Volkskundler und Oktoberfest-Experte Florian Dehring (vom Münchner Stadtmuseum): «Zum Beispiel beim Zentrallandwirtschaftsfest, das ist beim nächsten Mal, also 1811, aufgeführt worden, hat man die Leute aufgefordert, mit ihren Tieren und Produkten nach München zu kommen und die sind dann in München prämiert worden und man hat die – das heißt ‹die Auszeichnung aus des Königs Hand› vorm Königszelt – also wenn man sich heute die Wiesen vorstellt und das Areal sieht mit der Pferderennbahn war das ungefähr da, a bissl weiter nördlich von der Bavaria ist das Königszelt gestanden, das war früher das absolute Zentrum des Festes. Und da sind die dann mit den prämierten Kühen und Pferden und Schafen und so vorbei gezogen und haben dann diese Medaillen gekriegt. Und diese Preise waren beachtlich, es war absolut lukrativ, wenn man einen Preis gewonnen hat, dann hat man richtig Geld gekriegt.»

Ehrenmedaillen für treue Dienstboten, freie Verköstigung für brave Feiertagsschüler – viele haben die Chance auf eine Auszeichnung. Es gibt sogar einen «Weit-Preis», den immer der Besucher bekommt, der von seiner – bayerischen – Heimat aus den weitesten Weg in die Landeshauptstadt zurückgelegt hat: «Eben zum Ansporn, von möglichst weit die Leut’ hier nach München zu bringen.»

«Maximilianswochen» wird das Oktoberfest auch genannt, weil die Veranstaltungen rund um den Namenstag des Königs stattfinden. Hauptattraktion ist das Pferderennen, zunächst ausgerichtet vom «Landwirtschaftlichen Verein», später von der Stadt München. Dazu kommt die Präsenz der Wittelsbacher, die Besucher aus allen Landesteilen anzieht. Denn nirgendwo sonst trifft man so zuverlässig die königliche Familie an, fast zum Anfassen nahe!

«Also wirklich, das waren 50 000, 100 000 an diesen Haupttagen manchmal, da strömen die Leute zusammen zu diesem Ereignis und – der König und die königliche Familie im Königszelt, wenn die gekommen sind, das war praktisch der Höhepunkt des Festes. Dass man der Monarchie huldigt und dass man der königlichen Familie huldigt.»

Millionen von Besuchen trinken Millionen Liter Bier, tanzen auf Bänken und Tischen und schreien laut die Melodien mit, die aus Verstärkern dröhnen.

Das Oktoberfest im 21. Jahrhundert: aus dem einstigen National-Fest wurde der Welt größter National-Rausch!

Der Festbestandteil «Verköstigung» begann recht bescheiden, wie ein Gemälde aus dem Jahr 1820 zeigt: unter freiem Himmel hockt eine Verkäuferin in Tracht mit Pelzmütze vor breiten Körben, in denen sie ihre Ware anbietet – Zwetschgen, von denen sie gerade eine Portion für eine Bürgersfrau mit Riegelhaube abmisst. Ein kleines Mädchen steht daneben und hält erwartungsvoll die blaue Schürze auf.

«Würdig, bedürftig und ortsansässig» mussten die Frauen sein, die von der Stadt die Genehmigung erhielten, auf dem Oktoberfest ein «Standl» zu betreiben. Nicht nur ihnen bot das Fest vermutlich gute Möglichkeiten zum Zuverdienst: Statistiken der Münchner Leihhäuser zeigen, dass in und nach den Wiesnwochen auffällig viele Pfänder ausgelöst wurden.

«Ist ja logisch, es sind ja tausende von Leuten beieinander, und die muss man halt verköstigen, und die nächste Stelle, wo man was kriegt hat, war erst in der Stadt drin. Und wir wissen auch ein bisschen was über die ersten Wirte: ein Wirt ist bekannt, das ist der Wirt von der Praterinsel.»

Der Wirt Anton Gruber betrieb in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts auf der Praterinsel in der Isar eine beliebte Gaststätte mit Karussell und Schaukel, die «Praterwirtschaft» – benannt nach dem Wiener Vergnügungspark. 1818 erhielt Gruber von der Stadt die Genehmigung, während des Festes auf der Theresienwiese Speisen zu verkaufen und Bier auszuschenken.

«Und später haben die Wirte halt noch zusätzlich ein bissl Belustigung gemacht, Kletterbaum für die Kinder oder mit dem Kegelspielen, a bissl was dazu … Aber das muss man sich alles sehr bescheiden vorstellen, kleine Holzhütten, davor Tische und Bänke in Zimmermannsarbeit, aber noch nichts transportabel, einfach nur hingestellt und danach wieder abgerissen, das war alles.»

Mit dem Ruf «Ozapft is» eröffnet der jeweilige Münchner Oberbürgermeister das Oktoberfest. Nur im Königszelt und auf der benachbarten Tribüne wurde mehr serviert als Zwetschgen, Radi oder Brez’n – hier nahm der Münchner Adel sein Gabelfrühstück ein. Neben einfachen Belustigungen wie Glückshafen oder Vogelschießen – «dazu soll man einen zweckmäßigen Vogel verfertigen lassen, damit er nicht sogleich heruntergeschossen werde!» – daneben gab es auch Sensationen wie den denkwürdigen Auftritt von Madame Reichard. Sie startete beim 10-jährigen Oktoberfest-Jubiläum 1820 mit einem Gasballon: «Der Ballon strotzte während der ganzen Zeit der Preisverteilung und des Pferderennens, welches ein Zeichen seiner vorzüglichen Güte war. Um 3 Uhr 44 Minuten stieg Frau Reichard auf. Es war zu verwundern, mit welcher Fertigkeit sie die Höhe ihres Ballons dirigierte. Um vier Uhr schwebte der Ballon im Schatten einer Wolke, die über Obersendling stand und zwei Minuten später sank die kühne Frau unter diesem Schatten herab und ihre Höhe konnte nicht mehr dreimal die Frauenturmhöhe betragen. Endlich stieg sie ganz herab und man verlor sie hinter dem Walde in der Nähe von Keferlohe aus dem Gesichtsfeld des Fernrohrs. Der Ballon kam unweit Zorneding auf einer leichten Waldstelle herab. Der Wachstuchfabrikant Seltenhorn, der eben von einer Reise zurückkehrte, nahm Frau Reichard mit ihrem Ballon in seinem Wagen auf und so war es möglich, dass dieselbe schon um acht Uhr abends wieder eintraf.»

Attraktionen dieser Art zogen immer stärker auch Besucher aus dem Ausland an. Dazu kam, dass München ab Mitte des 19. Jahrhunderts zur «Bierstadt» wurde, als Brauer wie Pschorr und Sedlmayer die neuen Möglichkeiten nutzen, die Lindes Kühlmaschine bot. Das berühmte Münchner Bier wurde beim berühmten Münchner Oktoberfest kräftig getrunken. Zunächst nur hinter dem Königszelt.

«Das waren so etwa 20 Bierhütten von den verschiedenen Brauereien, und vor allen Dingen, darf man heut gar nicht mehr laut sagen, waren da auch auswärtige Brauereien dabei. Es war sogar mal eine Wiener Brauerei dabei, und auch Tölzer Bier ist getrunken worden, es war also noch nicht so reglementiert wie es jetzt ist. Und dieses Rondell hinter dem Königszelt ist dann aufgelöst worden ab den 1890er Jahren, da hat man dann mehrere Hütten zusammengefasst und hat dann die ersten Bierburgen und Bierzelte gebaut. Und da geht das jetzt los. Weil in so a Hütte können sie natürlich nicht so eine Bombenstimmung produzieren, wie sich die nachher entwickelt hat, wie diese Großzelte entstanden sind.»

Fortsetzung folgt

Der Text ist entnommen aus:
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