Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №11/2007

Sonderthema

Die Barbarossasage

Die Sagenwelt der Menschen ist schon sehr alt. Zunächst bezogen sich die Wünsche und Sehnsüchte der Menschen, die in den Sagen zum Ausdruck kommen, auf die Götter. Später werden berühmte Kaiser zum Mythos.

Grundtenor aller Sagen ist der Gerechtigkeitssinn der einfachen Menschen. Das Wunschdenken war oft die einzige Möglichkeit, sich über widerfahrenes Unrecht zu trösten. Die Sehnsucht nach einem geordneten, friedlichen Leben und einer gerechten Obrigkeit verband sich mit dem «einstmals wiederkehrenden Kaiser».

Drückende Not und soziale Missstände im deutschen Reich nach 1250 waren ein Nährboden für die Entstehung eines großen Sagenkreises. Krieg und Elend, zahllose soziale, weltliche wie geistliche Missstände erinnerten das Volk an die einstige Reichsherrlichkeit unter den Staufern.

Der Zweifel am Tode Friedrichs II., der fernab von Deutschland in Italien starb, ist die Vorstufe der Barbrossa- oder Kyffhäusersage. In der sächsischen Weltchronik von 1521 heißt es: «Zu diesen Zeiten sagte man, dass Kaiser Friedrich gestorben sei. Ein Teil des Volkes sagte, er lebe noch. Der Zweifel währte lange Zeit.» Das Auftreten «falscher Friedriche» bereits in den 80er Jahren des 13. Jh. bestärkte die Menschen in ihrem Glauben.

Die Kaisersage berichtet, dass der «wiederkehrende Kaiser» zunächst «überall» als Waller (Wanderer) oder Pilger umherwandere.

Im 15. Jh. lokalisierte sich die Sage vornehmlich auf dem Kyffhäuser. Die Sage konzentrierte sich in einem Gebiet, das ehemaliges Zentrum mittelalterlicher kaiserlicher Macht war. Hier, wo die Zersplitterung des Reiches nach 1250 besonders stark und die feudalen Machtkämpfe erbittert waren, war die Sehnsucht der Menschen nach einem geordneten und friedvollen Leben ausgeprägter als anderswo.

In den Überlieferungen des 14. und 15. Jhs. wurde vielfach nur der Name Friedrich genannt, es bleibt also offen, ob Friedrich I. Barbarossa oder sein Enkel Friedrich II. gemeint war. Das Volksbüchlein (1519) «Eine wahrhafftige historij von dem Kaiser Friederich der erst seines namens, mit ainem langen roten bart, den die Wahlen (Italiener) nenten Barbarossa» sprach erstmals von Friedrich I. als Sagenkaiser und setzte ihn auch in den Berg hinein.

Über einen längeren Zeitraum hinweg wurde es um die Sage ruhiger. Später reicherte sich der Sagenstoff mit ausschmückenden Elementen (Rabenmotiv) an.

1703 fasst der Nordhäuser Stadtphysikus Behrens die grundlegenden inhaltlichen Elemente der Sage zusammen: «... auch Keyser Friederich der Erste, Aenobarbus oder Barbarossa, das ist Rotbart, sich selbst mit etlichen der Seinigen in diesen Ort verfluchet habe, auch dieserwegen mit ihnen daselbst auf der Banck, an einem steinernen Tisch sitzend, und den Kopf in der Hand haltend, ruhe oder schlaffe, dem Keyser aber sey sein rother Bahrt durch den tisch bius auf die Füße gewachsen, nicke stetig mit dem Kopfe und zwinckere mit den Augen, als wenn er nicht recht schlieffe, oder bald wieder aufwachen wolle ... und sein verlassenes Keyserthum auf das Neue antreten und bestätigen werde.»

Da Friedrich I. Barbarossa sich auf jeden Fall ein Mal in der Nähe der Reichsburg Kyffhausen, in der Königspfalz Tilleda aufhielt und mehrere Male in benachbarten Pfalzen, liegt es nahe, dass er zum Sagenkaiser wird. Auch hielt sich Barbarossa den größten Teil seiner Regierungszeit in Deutschland auf, was man von seinem Enkel Friedrich II. nicht sagen kann.

Die Kyffhäusersage hat auch immer an einem einfachen Sagenbild festgehalten. Der Kaiser spricht mit dem gemeinen Mann, dem es glückt, ihn zu sehen, von seiner Wiederkehr auf die Erde.

Am und um den Kyffhäuser hat sich ein reicher Sagenkranz gebildet, und nur hier konnte diese deutsche Volkssage ihre wirksamste und einzigartige Verwirklichung finden.

In der deutschen Romantik, Anfang des 19. Jhs., richtete man seine Aufmerksamkeit verstärkt auf das Mittelalter. Die Kyffhäusersage wurde neu belebt. Ludwig Bechstein und auch die Gebrüder Grimm haben uns einen reichen Sagenschatz hinterlassen.

Mit dem Zusammenbruch des Deutschen Kaiserreiches 1806 und der erneuten Zersplitterung des Reiches besann man sich auf die einstige Reichsherrlichkeit unter den Staufern, besonders auf Barbarossa. 1817 entstand das bekannte Gedicht von Friedrich Rückert Der alte Barbarossa, das zum Inhalt der Kyffhäusersage wurde. Das Gedicht war Pflichtstoff in der Schule, und viele Menschen kamen so mit der Idee und den Gedanken der Sage in Berührung. In den Jahren bis 1871 wurden der Kyffhäuser (die Ruinen der alten Reichsburg) und ebenso die Barbarossasage zum Symbol für die Freiheitsbestrebungen der fortschrittlichen Kräfte, die für die Entstehung eines deutschen Nationalstaates eintraten. Einer ihrer Hauptgedanken war die Hoffnung, die Sehnsucht und der Wunsch nach einem geeinten Deutschen Reich. Die Barbarossasage entwickelte sich in dieser Zeit zur Nationalsage des deutschen Volkes.

Im Wortlaut der Barbarossasage heißt es: «Der alte Kaiser Friedrich Barbarossa ist durch einen Zauber, d. h. eine übernatürliche heimliche Gewalt, in ein unterirdisches Schloss des Kyffhäuserberges in Thüringen versetzt worden. Hier sitzt er schlafend auf einem Stuhl von Elfenbein und stützt sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein roter Bart, bei Lebzeiten dem gelben Flachse ähnlich, leuchtet wie Glut des Feuers und ist durch den Tisch, ja fast um denselben herumgewachsen. Zuweilen bewegt der Kaiser das blonde Haupt, hebt die schweren Augenlider halb und zwinkt oder blinzelt mit den Augen. Durch solch’ traumhaftes Augenzwinkern winkt er in langen Zeiträumen – von 100 Jahren – einem Zwerg, kaum der Größe eines Knaben, hinaufzugehen und nachzusehen, ob die Raben, die Bilder der Zwietracht und des Unglücks, noch um den Berg fliegen und krächzen. Ist dies der Fall, so schließt der Kaiser seufzend die Augen, schläft und träumt abermals 100 Jahre. Erst wenn der Bart ganz um den runden Marmortisch gewachsen ist und ein mächtiger Adler in stolzem Flug sich aufschwingt, den Berg umkreist und den Rabenschwarm verscheucht, erst dann wird der Kaiser mit seinen gleichfalls verzauberten Getreuen erwachen.»

Der alte Barbarossa

Gustave Doré (1832–1883): Der Tod des Kaisers Friedrich I. während des 3. Kreuzzuges, Gemälde Der alte Barbarossa,
Der Kaiser Friedrich,
Im unterird’schen Schlosse
Hält er verzaubert sich.

Er ist niemals gestorben,
Er lebt darin noch jetzt;
Er ist im Schloß verborgen
Zum Schlaf sich hingesetzt.

Er hat hinabgenommen
Des Reiches Herrlichkeit,
Und wird einst wiederkommen
Mit ihr, zu seiner Zeit.

Der Stuhl ist elfenbeinern,
Darauf der Kaiser sitzt;
Der Tisch ist marmelsteinern,
Worauf das Haupt er stützt.

Sein Bart ist nicht von Flachse,
Er ist von Feuersglut,
Ist durch den Tisch gewachsen,
Worauf sein Kinn ausruht.

Er nickt als wie im Traume,
Sein Aug’, halb offen, zwinkt;
Und je nach langem Raume
Er einem Knaben winkt.

Er spricht im Schlaf zum Knaben:
«Geh hin vors Schloß, o Zwerg,
und sieh, ob noch die Raben
herfliegen um den Berg!

Und wenn die alten Raben
Noch fliegen immerdar,
So muß ich auch noch schlafen
Verzaubert hundert Jahr.»

Friedrich Rückert (1817)

Der Text ist entnommen aus:
http://roskothen.com/kyff/index1.htm