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Sonderthema

Paul Gerhardt Zum 400. Geburtstag des Dichters und Theologen

Paul GerhardtPaul Gerhardt war ein evangelisch-lutherischer Theologe und einer der bedeutendsten Dichter von Kirchenliedern im deutschen Sprachraum. Nach Martin Luther gilt er als der bekannteste und zugleich bedeutendste deutschsprachige Kirchenlieddichter überhaupt.

Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 in dem damals etwa 1000 Einwohner zählenden Städtchen Gräfenhainichen am Rande der Dübener Heide im Kurfürstentum Sachsen als zweiter Sohn einer Gastwirtsfamilie geboren und erhielt den Namen seines Großvaters, der sich in Gräfenhainichen sesshaft gemacht hatte. Seine Eltern, der Gräfenhainicher Bürgermeister Christian Gerhardt und Dorothea Starcke, hatten am
12. Mai 1605 in der Eilenburger Nikolaikirche geheiratet.

Dorothea war eine Tochter des Eilenburger Superintendenten1 Caspar Starcke und folgte ihrem Mann in dessen Vaterstadt, die damals «Henichen» genannt wurde. Hier wurde 1606 zunächst der Sohn Christian geboren. Es folgten Paul, Anna (1612) und Agnes (1619).

Als Kind besuchte Gerhardt die Stadtschule seiner Heimatstadt, in der er Grundkenntnisse in der lateinischen Sprache und im Chorgesang erwarb. Sein Vater verfügte über Gartenland und konnte durch dessen Bewirtschaftung seiner Familie eine regelmäßige Nahrungsquelle bieten. Durch sein Engagement im Rat der Stadt erwarb er sich Ansehen und wurde zu einem der drei Bürgermeister der Stadt gewählt. Bald brachen mit dem Dreißigjährigen Krieg auch in Kursachsen schwere Zeiten an. Hungersnöte, Seuchen und Übergriffe von Soldaten dezimierten die Bevölkerung und rotteten ganze Familien aus. Auch Gerhardts Familie wurde von dem Leid in der damaligen Zeit erfasst, als 1619 sein Vater und 1621 seine Mutter starben.

Grimma

Gerhardt konnte sich die nötigen Vorkenntnisse erwerben, um am 4. April 1622, wie schon sein Bruder zwei Jahre zuvor, in die Fürstenschule St. Augustin in Grimma aufgenommen zu werden. Die Schule galt als Eliteschmiede des sächsischen Pfarrer- und Beamtennachwuchses. In einem straff organisierten Tagesablauf wurde den Schülern vor allem Wissen in Religion und Sprachen vermittelt. Daneben wurden auch die Fähigkeiten in Rhetorik, Dialektik, Musik und Poetik ausgeprägt. Gerhardt kam willig den Anforderungen der Lehrer nach und hatte keine Schwierigkeiten, sich durch Fleiß und Gehorsam auszuzeichnen. Daher bescheinigte man ihm das Talent, sich den geforderten Aufgaben zu stellen. Drei Tage nach seiner erfolgreichen Prüfung verließ Gerhardt am 15. Dezember 1627 die Fürstenschule und verfügte nun über die Voraussetzungen, eine Universität zu besuchen.

Wittenberg

Gerhardt entschied sich für die Universität Wittenberg, wo er sich am 2. Januar 1628 immatrikulierte. Hier fand er Aufnahme in der philosophischen Fakultät, wo August Buchner2 Vorlesungen über Dichtkunst hielt, der den Mittelpunkt des Wittenberger Dichterkreises bildete, in Beziehung zur Fruchtbringenden Gesellschaft3 und zu dem Dichterkreis in Schlesien um Martin Opitz stand und Gerhardts Schaffen inspirierte. Gerhardt, der sowohl im Elternhaus als auch in Grimma mit der Theologie der reinen lutherischen Lehre in Kontakt gekommen war, fand in Wittenberg bedeutende Lehrer der lutherischen Orthodoxie4.

Paul-Gerhardt-Haus GräfenhainichenVor allem von Paul Röber5 dürfte Gerhard erfahren haben, dass sich lutherische Rechtgläubigkeit und tiefe, poetisch geformte Frömmigkeit keineswegs einander ausschließen. Jener war ein Mann mit vielfältigen Begabungen und schöngeistigen Neigungen. Er hatte sich mit seinen Predigten hervorgetan, in denen Gefühl und Fantasie sich nicht ohne spielerischen Redeschmuck und süßliche Wortformen mit emblematischer Themenfassung und Einstreuung von Liedversen verbanden. So hat sich Gerhardt hier das Wort und die Wahrheit der Bibel denkend und glaubend verinnerlicht, was sich später in seinen Liedtexten widerspiegelt und was Verwandtschaft mit der dichterischen Richtung seiner Zeit verrät.

Die Studienzeit war für Gerhardt nicht ohne Probleme. Finanzielle Mängel begleiteten sein Dasein, sodass er beim Archidiakon der Wittenberger Stadtkirche August Fleischhauer eine Anstellung als Hauslehrer annahm und als solcher in dessen Haus einzog. Auch in Wittenberg wurden die Folgen des Dreißigjährigen Krieges sichtbar. In der Stadt hatten viele Menschen Zuflucht gesucht, wodurch im Jahr 1636/37 die Pest eingeschleppt wurde. Das Kirchenamt musste extra Sterbebücher anlegen, in die ausschließlich die Pesttoten eingetragen wurden. Auch Paul Gerhardts nahe gelegene Heimatstadt wurde von den Kriegsereignissen erfasst und am 11. April 1637 von schwedischen Soldaten vollständig zerstört. Am 7. November 1637 starb zudem Gerhardts Bruder Christian.

Die Wittenberger Erfahrungen wirkten prägend auf Gerhardt. Am 26. April 1642 verfasste er hier sein erstes Gelegenheitsgedicht anlässlich einer Feier für das bestandene Magisterexamen des Sohnes eines Hamburger Professors.

Erste Berliner Zeit

St. Augustin im 17. Jh. Stich, Gymnasium GrimmaUm 1643 wandte sich Gerhardt nach Berlin. Die Stadt war durch den Dreißigjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Pest, Pocken und die Ruhr hatten die Situation noch verschlimmert, sodass sich die Bevölkerungszahl von 12 000 vor dem Krieg auf 5000 Einwohner bei Kriegsende reduziert hatte. Hier fand Gerhardt bei dem Kammergerichtsrat Andreas Barthold und seiner Frau Elisabeth eine Anstellung als Hauslehrer. Im selben Jahr heiratete eine Tochter der Familie Sabina, der er mit einem seiner ersten Gedichte, einer Ode, Glück wünschte.

Gerhardt schuf unter den Eindrücken der Kriegsereignisse weitere Liedtexte und entwickelte sich auch theologisch. Dabei beschränkte er sich nicht nur auf die Reflexion dieser Eindrücke, sondern beteiligte sich aktiv an der geistlichen und geistigen Erbauung seiner Zeitgenossen, denen er in diesem Kontext neuen Mut und Hoffnung zu geben hoffte.

Sein seelsorgerisch geistlicher Beitrag wurde vor allem an der Berliner Nikolaikirche deutlich. Hier wirkte seit 1622 Johann Crüger6 als Kantor, der 1640 erstmalig das Gesangbuch Praxis Pietatis Melica – Das ist Übung der Gottseligkeit in christlichen und trostreichen Gesängen herausgegeben hatte. Mit ihm sollte Gerhardt eine langjährige freundschaftliche Zusammenarbeit verbinden. Als Crüger 1647 sein Gesangsbuch erneut auflegte, befanden sich bereits 18 Lieder von Gerhardt darin. Bis zur 5. Auflage 1653 stieg ihre Zahl auf 82. Auch mit dem Propst der Kirche, Petrus Vehr, pflegte Gerhardt freundschaftlichen Umgang, der ihm später den Weg zum Pfarramt nach Mittenwalde ebnete.

Mittenwalde

Paul-Gerhardt-Denkmal vor der Kirche in MittenwaldeNach dem Tod des langjährigen Ersten Mittenwalder Pfarrers 1651 und einer gewissen Erholung von den Kriegsfolgen setzte sich der Rat der Stadt in der Frage der Neubesetzung der Pfarrstelle mit dem Berliner Konsistorium in Verbindung. Dieses empfahl den theologischen Kandidaten Paul Gerhardt, der in der Berliner Gemeinde durch Fleiß und Gelehrsamkeit als lutherischer Theologe ein untadeliges Zeugnis erworben und sich beliebt gemacht hatte. Die Stadtväter von Mittenwalde folgten dem Anraten und luden Gerhardt am 28. September 1651 zu einer Probepredigt für zwei Tage ein. Nach der theologischen Prüfung durch das Kirchenamt wurde er am 18. November 1651 in der Berliner Nikolaikirche auf das Konkordienbuch7, d. h. die Confessio Augustiana sowie auf deren Apologie, die Schmalkaldischen Artikel8, den kleinen und großen Katechismus und die Konkordienformel9 verpflichtet und ordiniert.Daraufhin wurde er am 30. November in sein Amt eingeführt. Von nun an gehörte es zu seinen Aufgaben, der Gemeinde beim Gottesdienst die Predigt zu halten und das Abendmahl zu reichen. So führte er auch die Amtshandlungen zu Taufen, Trauungen, Beichten und Begräbnissen durch. Mit der Übernahme des Propst-Amtes war er auch Inspektor der umliegenden Pfarreien geworden. Ihm unterstanden elf Pfarrstellen, die er theologisch und verwaltungsmäßig kontrollieren, beraten und unterstützen musste. In seinen vier erhaltenen Leichenpredigten ist eine volkstümliche und gegenständliche Predigtweise erkennbar. Dabei beschränkt er sich auf eine detaillierte, eingängige Erklärungsweise, deren Einfachheit sich auch in seinen Liedern widerspiegelt.

Neben seiner pfarramtlichen Tätigkeit pflegte er auch in Mittenwalde die Liedkunst. 1653 erschien die fünfte Auflage von Crügers Gesangbuch, in dem sich 82 neue Lieder von Gerhardt befanden. Während dieser Zeit verfasste er unter anderem das Passionslied O Haupt voll Blut und Wunden, das heute zum Weltkulturerbe gerechnet wird und in der 6. Auflage von Crügers Gesangbuch 1656 erschien. Es ist die Übersetzung des lateinischen Salve caput cruentatum von Arnulf von Löwen10, das durch Johann Sebastian Bach in der Matthäus-Passion Eingang fand.

Während dieser Zeit hat er nie die Beziehungen zur Berliner Gemeinde vernachlässigt. Am 11. Februar 1655 heiratete er Anna Maria, die Tochter von Andreas Barthold. Das Paar wurde im Barthold’schen Haus in Berlin durch Propst Petrus Vehr getraut. Im Jahr darauf, am 19. Mai 1656, wurde dem Paar eine Tochter, Maria Elisabeth, geboren, die bereits ein halbes Jahr später am 28. Januar 1657 starb. Sie wurde in Mittenwalde begraben.

Erneut Berlin

Im Mai 1657 wurde Gerhard darüber informiert, dass er zum zweiten Diakon an der Berliner Nikolaikirche gewählt worden war. Nachdem er am 4. Juni der Wahl zugestimmt hatte, nahm er am 22. Juli mit der Taufe eines Kindes seine erste Amtshandlung vor.

Der brandenburgische Kurfürst Johann Sigismund war vor dem Krieg vom lutherischen zum reformierten11 calvinistischen Glauben übergetreten und erhob diesen zur Hofund Beamtenreligion. Seine Untertanen blieben jedoch weitgehend lutherisch, sodass es zu konfessionellen Spannungen kam. Daraufhin übernahm der Kurfürst Friedrich Wilhelm das Verfügungsrecht über die Kirchenangelegenheiten und begann eine Politik, die die Lutheraner ausgrenzte. Dies führte wiederum zu einer Verschärfung des Konflikts und zur verstärkten Auseinandersetzung mit den Vertretern der lutherischen Orthodoxie. Die Folge war, dass der Kurfürst seinen Untertanen verbot, an der Universität Wittenberg zu studieren.

Auch im Land des Kurfürsten selbst regte sich der Unmut der lutherischen Theologen, deren Zentrum Berlin war. So war auch Gerhardt an den Auseinandersetzungen beteiligt und vertrat vehement den lutherischen Standpunkt, um dem Synkretismus12 keinen Vorschub zu leisten. Die starre Haltung der Lutheraner kam der Politik des Kurfürsten nicht gelegen. Er sah darin eine Gefährdung des Friedens und verordnete daher am 16. September 1664 das Toleranzedikt. Die Verordnungen der reformierten Lehre waren für den lutherischen Standpunkt nicht vertretbar, bedeuteten sie doch die Anerkennung einer vermeintlich ketzerischen Religion und damit die Abkehr vom unverfälschten selig machenden Glauben. Dennoch forderte der Kurfürst die Lutheraner auf, das Toleranzedikt mit ihrer Unterschrift anzuerkennen. Jene, die sich weigerten, wurden vom Kurfürsten entlassen.

Nikolaikirche Berlin. Stich, 1740. Zentral- und Landesbibliothek BerlinAm 31. Januar 1666 sollte auch Gerhardt seine Unterschrift leisten. Wie viele andere verwehrte er diese und wurde daraufhin am 13. Februar als Pfarrer entlassen. Die Berliner Bürger und Gewerke waren mit der Amtsenthebung Gerhardts nicht einverstanden und forderten in einer Vielzahl von Eingaben dessen Wiedereinsetzung unter Befreiung der Unterschriftsleistung. Der Berliner Magistrat wandte sich daher an den Kurfürsten, der dieses Ansinnen zunächst ablehnte. Da sich Gerhardt mit seinen geistlichen Liedern auch außerhalb Berlins Ansehen erworben hatte, intervenierten die märkischen Landstände gegen Gerhardts Entlassung. Der Kurfürst setzte Gerhardt am 12. Januar 1667 wieder in sein Amt ein. Der jedoch verzichtete aus Glaubens- und Gewissensgründen auf sein Amt. Daraufhin verfügte der Kurfürst am 4. Februar 1667 die endgültige Entlassung Gerhardts, der nun ohne Einkommen war.

Bereits 1666 hatte Gerhardt begonnen, kleine Hefte anzulegen, die bis zum Jahr 1667 gedruckt wurden und jeweils 12 Arbeiten von Gerhardt enthielten. Diese wurden in den 1667 erschienenen Geistlichen Andachten als erste Gesamtausgabe seiner Liedertexte zusammengefasst. Herausgeber war Johann Georg Ebeling, der als neuer Kantor an der Nikolaikirche der Nachfolger Johann Crügers war. Die Ausgabe wurde in Berlin und Frankfurt/Oder gedruckt. Sie enthält 120 Lieder von Gerhardt, darunter 26 Neuerscheinungen. In jene Zeit der Entbehrungen fiel auch der Tod seiner Frau Anna Maria, die am 5. März 1667 starb. Dem Paar waren zwar noch die Kinder Anna Catharina, Andreas Christian und Andreas geboren worden, die aber bald verstorben waren. Einzig der Sohn Paul Friedrich überlebte seine Eltern.

Lübben

Am 5. September 1668 war der Pfarrer von Lübben gestorben. Der Rat von Lübben, das damals nicht zu Brandenburg, sondern zu Kursachsen gehörte, suchte daraufhin eine geeignete Person zur Neubesetzung der Stelle. Man entschloss sich, Gerhardt zu einer Gastpredigt einzuladen. Gerhardt folgte bereitwillig dem Ruf nach Lübben und hielt dort am 14. Oktober 1668 seine Gastpredigt. Daraufhin wurde er am 29. Oktober 1668 durch den Bürgermeister und den Rat in das Amt des Archidiakons an der damaligen Nikolaikirche berufen. Sein Amtsantritt verzögerte sich, weil sein Sohn erkrankt und zudem die angebotene Unterkunft viel zu klein für den Hausstand Gerhardts war.

Daher wurde durch den Rat zunächst die Wohnung ausgebaut und Gerhardt zog erst im Juni 1669 nach Lübben, wo er am 16. Juni feierlich in sein Amt eingeführt wurde. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre in bescheidenen Verhältnissen. Dennoch hat er stets seine geistlich-seelsorgische Arbeit erledigt und die organisatorischen Kirchenangelegenheiten geklärt. Gerhardt starb in seinem 70. Lebensjahr am 27. Mai 1676 in seiner Lübbener Pfarrwohnung. Er wurde im Chorraum nahe dem Altar seiner letzten Wirkungsstätte beigesetzt, die seit 1930 seinen Namen Paul-Gerhardt-Kirche trägt.

Ihm zu Ehren erhielt die Kirche in Lübben ein Gedenkgemälde. Dieses ist von einem unbekannten Maler um 1700 geschaffen worden und mit einem lateinischen Epigramm versehen. Übersetzt lautet dieses:

Wie lebend siehst Du hierPaul-Gerhardt-Büste im Paul-Gerhardt-Stift der Lutherstadt Wittenberg
Paul Gerhardts teures Bild,
Der ganz vom Glaube, Lieb und
Hoffnung

War erfüllt.
In Tönen voller Kraft,
Gleich Asaphs Harfenklängen
Erhob er Christi Lob
Mit himmlischen Gesängen.
Sing seine Lieder oft, o Christ,
in heil’ger Lust,
so dringet Gottes Geist
durch sie in deine Brust.

 


1Su|per|in|ten|dent, der; -en, -en [kirchenlat. superintendens (Gen.: superintendentis), subst. 1. Part. von: superintendere = die Aufsicht haben, zu lat. intendere, intendieren]: (in einigen evangelischen Landeskirchen) geistlicher Amtsträger, der einem Dekanat vorsteht.

2Buchner, August, * Dresden 2.11.1591, † Wittenberg 12.02.1661, dt. Altphilologe, Poetiker u. Literaturtheoretiker der Barockzeit.

3Die Fruchtbringende Gesellschaft (lat. societas fructifera): nach ihrem Emblem, dem «indianischen Palmbaum», auch bekannt als Palmenorden, mit 890 Mitgl. die größte literarische Gruppe des Barock.

4lutherische Orthodoxie (1580–1730), eine theologiegeschichtliche Epoche am Übergang von Reformation zur Neuzeit. Es handelt sich um eine Phase der Konsolidierung der lutherischen Theologie im Anschluss an die Wirren der Reformationszeit. Besonders kennzeichnend für diese Epoche ist die Ausbildung eines lutherischen Lehrsystems und die Publikation zahlreicher dogmatischer Systeme.

5Röber, Paul, auch Paul Roeber, Paulus Röberus, * Wurzen 5.02.1587,† Wittenberg 18.03.1651, dt. lutherischer Theologe.

6Crüger, Johann, * Groß Breesen bei Guben 9.04.1598, † Berlin 23.02.1662, sorbischstämmiger Komponist bekannter Kirchenlieder.

7Kon|kor|di|en|buch, das; -[e]s: [lat.; dt.]:

8Schmalkaldische Artikel, für den Schmalkald. Bund verfasste Bekenntnisschrift Luthers (1536) über die grundlegenden Aussagen des christl. reformator. Glaubens; 1580 in das Konkordienbuch aufgenommen.

9Konkordienformel [lat.] (Formula Concordiae),die am weitesten verbreitete Sammlung lutherischer Bekenntnisschriften (1580). letzte, allgemein anerkannte Bekenntnisformel zur Beilegung innerluth. Streitigkeiten, im Konkordienbuch veröffentlicht (1577).

10Arnulf von Löwen, * Löwen, Belgien um 1200; † Villers 1250, belgischer Zisterziensermönch, Abt und Dichter, Verfasser eines Zyklus von sieben lateinischen Passionsgedichten unter dem Titel Salve Mundi salutare (Gegrüßet seist du, Heil der Welt). Dieser Zyklus war im 17. Jh. bei Katholiken wie Lutheranern verbreitet und beliebt.

11reformierte Kirche, Konfessionsgemeinschaften, deren Entstehung v. a. auf Zwingli und Calvin zurückzuführen ist und die sich v. a. in West- (Niederlande, Schottland) und Ost-Europa (Ungarn, Böhmen-Mähren) und später in den USA durchsetzten. Für Lehre und Gemeindeordnung sind v. a. die ab etwa 1530 entstandenen Bekenntnisschriften maßgeblich. – Zum Wesen der Kirche gehört notwendig die Kirchenordnung; ihre Verfassung ist presbyterial. – Die heute über 140 r. K. sind im Reformierten Weltbund (1875 in London gegr.; Sitz [seit 1949] Genf) zusammengeschlossen.

12Synkretismus [griech.], in der Religionswiss. Bez. für eine Vermischung verschiedener Religionen bzw. einzelner ihrer Phänomene, meist ohne innere Einheit.

 

Paul Gerhardt, Theologe und Dichter Zeittafel

1607 Am 12. März in Gräfenhainichen bei Wittenberg als Sohn wohlhabender Bürger geboren.

1622 Tod der Eltern; Besuch der Fürstenschule in Grimma.

1628 Theologiestudium in Wittenberg (Einfluss der lutherischen Orthodoxie); Unterricht in der Dichtkunst bei August Buchner.

1643–1651 Hauslehrer in Berlin beim Kammergerichtsadvokaten
A. Barthold; Umgang mit der bürgerlichen Oberschicht der Juristen und Theologen. Gerhardt erlebt seine dichterisch produktivste Zeit, in der die meisten seiner von den Traditionen der Mystik und der lutherischen Orthodoxie beeinflussten Kirchenlieder entstehen: u. a. Nun ruhen alle Wälder, Nun danket all und bringet Ehr, Geh aus mein Herz und suche Freud, Befiehl du deine Wege, O Haupt voll Blut und Wunden.

1647 Es erscheint das Gesangbuch Praxis Pietatis Melica des Kantors Johann Crüger, das 18 Lieder von Gerhardt enthält (Vertonungen von Crüger).

1651 Ordination zum Probst von Mittenwalde; Eheschließung mit Anna Maria Barthold.

1657 Diakon der Nicolaikirche in Berlin.

1661 Eine Neuauflage von Crügers Praxis Pietatis Melica enthält 95 Kirchenlieder von Paul Gerhardt.

1664 Gerhardt verweigert die Unterzeichnung eines Toleranzediktes (Verbot religiöser Polemik) des Großen Kurfürsten, was zwei Jahre später zu seiner Amtsenthebung führt.

1667 Proteste vonseiten des Magistrats bewirken Gerhardts Wiederzulassung zu seinem Amt als Diakon, worauf er jedoch verzichtet.

Pauli Gerhardi Geistliche Andachten Bestehend in hundert und zwantzig Liedern (herausgegeben und mit neuen Melodien versehen von dem Lüneburger Kantor J. G. Ebeling).

1669 Archidiakon in Lübben im Spreewald.

1676 Am 27. Mai stirbt Gerhardt in Lübben.

Zum 400. Geburtstag des Dichters und Theologen
Der Text ist entnommen aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Gerhardt