Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №4/2007

Nachrichten aus Deutschland

Lockende Pracht

Auf dem Friseurstuhl sitzend schrie Katharina Laible aus vollem Hals – aber nicht vor Freude, nicht vor Entsetzen, sondern vor Schmerzen. Für die Erfindung ihres Mannes musste die tapfere Gattin ihren Kopf hinhalten – und bekam dafür die erste aller Dauerwellen.

Hamburg – Nur als ihr die versengten Haare ausfielen, wurde die Frau etwas ungeduldig, heißt es. Aber da hatte sie die rund sechs Stunden andauernde Prozedur auch schon hinter sich. Inspiriert von der Natur, in der sich Gräser und Blumen bei herannahendem Regen zusammenziehen, aber nach zwei bis drei Stunden wieder ihre ursprüngliche Struktur zurückerlangen, hatte Karl Ludwig Nessler eine Mission: Glattes Haar sollte gewellt werden, und zwar dauerhaft.

Wie ein Igel: Karl Nessler mit Miss Amerika 1926, der er Dauerwellen-Wickel ins Haar geflochten hat

Jahrelang tüftelte der Friseur aus dem Schwarzwald an seiner Erfindung. Und so mussten die Frauen in seinem Umfeld leiden. Nesslers Schwester und seine spätere Frau Katharina Laible waren die Versuchsmodelle, deren Köpfe der Schustersohn immer und immer wieder mit verschiedenen chemischen Mixturen und heißen Zangen quälte. Häufig fielen die Haare seiner Probandinnen aus, zahlreiche Brandblasen überzogen ihre Kopfhaut.

Am 8. Oktober 1906 war es nach langen Jahren der schmerzvollen Experimente so weit: Vor Kollegen in London präsentierte Nessler seine Erfindung. Die Haarsträhnen wurden um einen Metallstab geschlungen und mit einer in stinkenden Chemikalien getränkten Binde umwickelt. Eine Spezialzange wurde dann auf einer Gasflamme erhitzt, über die Konstruktion gestülpt und das Haar anschließend gekocht. Drei Jahre später verringerte sich das Risiko einer Dauerwelle deutlich: Elektrische Heizpatronen ersetzten die Zangen.

Die «dauerhafte Haarwelle am lebenden Kopfe» war in den USA der letzte Schrei. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog Nessler nach New York, wo er in den folgenden Jahren zahlreiche Salons eröffnete und sogar Ehrungen von Frauenorganisationen erhielt.

In Deutschland waren Dauerwell-Apparate seit 1943 von den Nazis verboten: Die eingesetzten Chemikalien wurden für die Kriegsproduktion benötigt. Ein englischer Professor entwickelte indes einen neuen Wellstoff, der es ermöglichte, die Haare ohne Hitzezufuhr zu formen. Bei Kriegsende setzt sich die Kaltwelle weltweit durch.

In den siebziger und achtziger Jahren folgte die Blütezeit der gewellten Pracht. Auftoupierte Mähnen à la «Dallas» oder «Denver» waren ebenso wie die Miniplies einiger Fußballer der Trend schlechthin. Seither, so heißt es, habe man die Produkte erheblich verbessert.

Didaktisierungsvorschlag

1. Einführende Aufgaben

1.1. Schauen Sie sich bitte das Bild an! Beschreiben Sie es! Beantworten Sie bitte die Fragen:
a) Was hat der Mann mit Messerschnitt besucht?
b) Wie sieht er aus?
c) Welchen Beruf übt der Mann mit der Fliege aus? Kann dieser Beruf gefährlich sein? Für wen?
d) Was kann man sich in einem Damen- und Herrensalon machen lassen?
e) Gehen Sie gern zum Friseur? Sind Sie immer mit Ihren Besuchen beim Friseur zufrieden?
f) Was halten Sie vom Beruf eines Friseurs?


«Ich habe Ihnen gleich gesagt, Messerschnitt steht nicht jedem.»

1.2. DAUERWELLE. Was fällt Ihnen zu diesem Wort ein?

1.3. Der Artikel heißt «Lockende Pracht». Wovon könnte in diesem Artikel die Rede sein?

2. Wortschatz


tüf|teln <sw. V.; hat> [H. u.] (ugs.): sich mit viel Geduld u. Ausdauer mit etw. Schwierigem, Kniffligem in seinen Einzelheiten beschäftigen: sie tüftelte so lange an der Maschine, bis sie wieder lief.

tou|pie|ren <sw. V.; hat> [zu Toupet]: das Haar strähnenweise in Richtung des Haaransatzes in schnellen u. kurzen Bewegungen kämmen, um es fülliger erscheinen zu lassen.

3. Arbeit am Wortschatz

3.1. Schreiben Sie bitte Vokabeln zum Thema «Beim Friseur» aus dem Text heraus!

3.2. Vervollständigen Sie bitte Ihre Vokabelliste durch folgendes Wortmaterial! Gruppieren Sie bitte die oben angeführten Wörter nach Farbe und Art des Haares!

Haarfarbe Art des Haares
blond borstig

 

blond
borstig
braun
brünett
dicht
dünn
ergraut
gebleicht
gefärbt
grau
graumeliert
hell
kraus
kurz
kurz geschoren
lang
licht
lockig
rot
schütter
schwarz
seidig
strähnig
weich
wellig


3.3. Wie heißen die Nomen zu den Adjektiven?
Muster: - Sein Haar ist borstig. Er fühlt sich an wie eine Bürste mit hartenSein Haar ist borstig. Er fühlt sich an wie eine Bürste mit harten Borsten.
a) Ihr Haar ist strähnig. Oft hängen ihr die … ins Gesicht.
b) Ihr Haar ist seidig. Es glänzt wie …
c) Ihr Haar ist lang und wellig. Er fällt in … herab.
d) Nicht jeder Mensch hat lockiges Haar. Beim Friseur kann man sich jedoch … machen lassen.

3.4. Setzen Sie bitte passende Adjektive ein:
a) Menschen in Skandinavien haben meist … Haare.
b) Viele Afrikaner haben … Haare.
c) Darüber lasse ich mir keine … Haare wachsen. (Redensart)
d) Die Sorgen haben ihn niedergedrückt, und er ist schon stark …
e) Sein Haarausfall ärgerte ihn, denn man sah schon … Stellen.

3.5. Welche angegebenen Vokabeln sind Bezeichnungen für welliges Haar?

strähnig – kraus – lockig – glatt – borstig

3.6. Nehmen Sie Stellung zu den folgenden Sprichwörtern:
a) Krause Haare, krauser Sinn, steckt der Deibel neun Mal drin.
b) Lange Haare – kurzer Verstand (oder Sinn).

3.7. Beschreiben Sie die Haare Ihrer Nachbarin / Ihres Nachbarn!

3.8. Unterscheiden Sie bitte zwischen
die Dauerwelle – die Kaltwelle.

3.9. Die goldenen Fünfziger. Hoch toupierte Haare gelten als besonders chic.


Was bedeuten die Verben toupieren / auftoupieren / hoch toupieren? Was ist unter den auftoupierten Mähnen zu verstehen? Zeichnen Sie eine auftoupierte Mähne auf!

3.10. Beschreiben Sie bitte das Bild! Verwenden Sie dabei die Verben toupieren / auftoupieren / hoch toupieren!

«Haben Sie meinen Toupierkamm gesehen?»

3.11. Mit welchen Verben lassen sich die folgenden Substantive verbinden?
die Haare …
die Erfindung …

auftoupieren • beschreiben • bürsten • färben • fönen • formen • haben • kämmen • legen • locken • machen • pflegen • präsentieren • schneiden • tönen • toupieren • trocknen • vergessen • versengen • vorstellen • waschen • wellen

 

3.12. Partnerübung. Reagieren Sie bitte auf die Äußerungen Ihres Partners und gebrauchen Sie bitte dabei das Substantiv die Haare mit passenden Verben!
Muster:
– Du hast eine schöne Frisur! Warst du beim Friseur?
– Nein. Ich habe mir die Haare endlich mal gewaschen und gekämmt.

a) Es kommt mir vor, dass deine Haarsträhnen angebrannt sind.
–…
b) Gestern versuchte ich meiner Frisur mit jeder Menge Spray und Haarlack Halt zu geben. Vergebens.
– …
c) In der letzten Zeit fallen mir die Haare aus.
– …
d) Meine lockigen Haare gehen mir auf die Nerven!
–…
e) Mit ihrer langen Mähne sieht sie schlampig aus!
– …
f) Du hast jetzt ein paar helle Strähnen!
– …

3.13. Erzählen Sie eine Bildgeschichte!

«Fühlen Sie, wie Ihre Haarwurzeln aufatmen?»

3.14. Wie werden die Ausdrücke der Trend sein / der letzte Schrei sein im Text gebraucht? Beantworten Sie die Fragen und gebrauchen Sie bitte diese Ausdrücke!
a) Welche Frisuren waren in den goldenen Fünfziger der letzte Schrei?
b) Welche Frisuren sind jetzt der Trend?
c) Ist die Dauerwelle jetzt Mode?
d) Würden Sie sich Ihre Haare lila färben lassen, wenn es der letzte Schrei ist?
e) Würden Sie sich Ihren Kopf kahl scheren, wenn es gerade der Trend ist?

3.15. Gruppenarbeit. Jede Gruppe bekommt eine Kopie des Bildes.


Mick und seine Freundin gehen zum Friseur.
Aufgabe. Machen Sie Mick und seiner Freundin eine neue Frisur! Zeichnen Sie Haare in die Köpfe rechts! Wählen Sie eine Haarfarbe! Schneiden Sie Ihre Frisuren aus und kleben Sie sie auf die Köpfe links. Jede Gruppe präsentiert das Ergebnis ihrer Arbeit der Klasse und erklärt, welche Frisuren Mick und Freundin haben.

3.16. Neues Image. Zeichnen Sie eine neue Frisur für Ihre Nachbarin / Ihren Nachbarn! Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Erläutern Sie, welche Frisur und warum Sie gewählt haben.

3.17. Gruppieren Sie bitte die Synonyme zueinander: die Frau, das Versuchsmodell, die Probandin, die Gattin.

3.18. Was bedeutet das Verb tüfteln an etw.? Wie wird es im Text verwendet?

3.19. Gebrauchen Sie bitte die folgenden Vokabeln in einer Situation:
den Kopf hinhalten, aus vollem Hals schreien, an etw. tüfteln, quälen, leiden, etw. hinter sich haben, so weit sein.

3.20. Deuten Sie bitte die folgenden Komposita: der Dauerwell-Apparat, der Friseurstuhl, der Wellstoff, die Haarwelle, die Hitzezufuhr, die Brandblasen.

4. Arbeit am Text

4.1. Wer von den Schülern hatte Recht mit seinen Annahmen? (Aufgabe 1.3)?

4.2. Finden Sie bitte im Text Stellen, die erklären, wie die Dauerwelle und die Kaltwelle gemacht werden!

4.3. Stimmt das?
a) Karl Ludwig Nessler hat die Dauerwelle erfunden.
b) Er stammte aus dem Schwarzwald und war Schuster von Beruf.
c) Nesslers Vater und seine spätere Frau Katharina Laible waren die Versuchsmodelle, deren Köpfe er quälte.
d) Diese Experimente waren sehr schmerzvoll.
e) Wenn es so weit war, präsentierte Nessler vor seinen Kollegen im Schwarzwald seine Erfindung.
f) Die Dauerwelle war in den USA der letzte Schrei.
g) In New York eröffnete Nessler zahlreiche Salons und erhielt sogar Ehrungen von Frauenorganisationen.

4.4. Ordnen Sie bitte den Fakten die unten stehenden Stichwörter zu!

1. rund 6 Stunden
2. am 8. Oktober 1906
3. 1909
4. 1914 (bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges)
5. seit 1943
6. 1945 (bei Kriegsende)
7. in den siebziger und achtziger Jahren

a) die Erfindung präsentieren
b) elektrische Heizpatronen statt Zangen verwenden
c) Dauer der schmerzvollen Prozedur
d) die Blütezeit der gewellten Pracht
e) nach New York ziehen, zahlreiche Salons eröffnen
f) die Dauerwell-Apparate in Deutschland verbieten
g) weltweite Durchsetzung der Kaltwelle

4.5. Partnerübung. Stellen Sie Fragen an Ihren Partner! Gebrauchen Sie dabei den Sprachstoff (Aufgabe 4.4)!
Muster:
– Kannst du mir bitte sagen, wann Nessler seine Erfindung präsentiert hat?
– Soviel ich weiß, hat der Friseur seine Erfindung am 8. Oktober 1906 in London präsentiert.

4.6. Beantworten Sie bitte die Fragen:
a) Wie ist Karl Ludwig Nessler auf die Idee gekommen, glattes Haar dauerhaft zu wellen?
b) Wie lange tüftelte er an seiner Erfindung? Warum mussten die Frauen in seinem Umfeld leiden?
c) Warum waren die Dauerwell-Apparate in Deutschland von den Nazis verboten?

4.7. Deuten Sie bitte die folgenden Textstellen:
a) «Nur als ihr die versengten Haare ausfielen, wurde die Frau etwas ungeduldig, heißt es. Aber da hatte sie die rund sechs Stunden andauernde Prozedur auch schon hinter sich.»
b) «Seither, so heißt es, habe man die Produkte erheblich verbessert.»

4.8. Sprechen Sie bitte zu folgenden Themen:
a) Karl Ludwig Nessler als Erfinder der Dauerwelle.
b) Dauerwelle und ihre Bedeutung.

4.9. Stellen Sie sich vor:
a) Vor 100 Jahren. Sie waren eine der Probandinnen bei Karl Ludwig Nessler. Erzählen Sie über Ihre Erlebnisse auf dem Friseurstuhl!
b) Jahr 1906. Als Friseur präsentieren Sie Ihren Kollegen eine neue Erfindung. Erklären Sie ihnen, wie die Dauerwelle gemacht wird.

4.10. Passt Ihrer Meinung nach die Artikelüberschrift? Welchen Titel würden Sie dem Artikel geben?

5. Weiterführende Aufgaben

5.1. Deuten Sie bitte die folgenden Worte! Sind Sie damit einverstanden?
a) Wenn wir schön sind, sind wir ungeputzt am schönsten. (Lessing, Minna von Barnhelm)
b) Das einfach Schöne soll der Kenner schätzen, Verziertes aber spricht der Menge zu. (Goethe, Die natürliche Tochter)

5.2. Nehmen Sie bitte Stellung zu den Worten: Красота требует жертв. Schönheit fordert Opfer. Wären Sie bereit zu leiden, wenn Sie dabei schöner werden?


Lösungen:
Zu 3.4: a) blonde; b) krause / borstige / dichte/ schwarze; c) grauen; d) ergraut; e) lichte.

Didaktisiert von Natalia Konstantinowa

Der Text ist entnommen aus:
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,441282,00.html