Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №23/2008

Fortbildungskurs

Entwicklung der grammatischen Kompetenz mithilfe des Aufgaben- und Übungssystems

Lektion 7. Der Konjunktiv

Erstellt von Alexander Bashanow

(Fortsetzung des Artikels aus Nr. 17, 18, 19, 20, 21, 22/2008)

PLAN

Zeitung
Nr.

Lektion

17

Lektion 1. Bildung und Gebrauch der Zeitformen im Deutschen

18

Lektion 2. Genera Verbi im Deutschen

19

Lektion 3. Infinitivformen im Deutschen
Kontrollarbeit Nr. 1

20

Lektion 4. Objekt- und Subjektsätze

21

Lektion 5. Attributsätze

22

Lektion 6. Temporalsätze
Kontrollarbeit Nr. 2

23

Lektion 7. Der Konjunktiv

24

Lektion 8. Konjunktivformen als Mittel zum Ausdruck der Irrealität
Abschlussarbeit

Neben Indikativ und Imperativ ist der Konjunktiv einer der deutschen Modi, dem verschiedene Funktionen zukommen.
Jeder Modus verfügt im Deutschen über sein eigenes mehr oder weniger ausgebautes Formensystem, was aber die Zusammenfälle von Formen gar nicht ausschließt. Die Verbmodi Indikativ, Konjunktiv und Imperativ sind in funktionaler Hinsicht der Modalität zuzuordnen, zu der auch die Modalverben, einige Satzarten und bestimmte Arten von Adverbialien und Partikeln gehören. Bei der Modalität handelt es sich um bestimmte Ausdrucksmöglichkeiten, die die Auffassung des Sprechers davon, was in der Wirklichkeit der Fall und was nicht der Fall ist, wie auch den Geltungsanspruch seiner Aussage, seinen Wissenshorizont und die Quellen seines Wissens, seine Glaubenswelt, seinen Willen und seine Wünsche in Bezug auf die Wirklichkeit, seine Einstellungen zu dem, was gesagt wird, widerspiegeln. Dabei berühren die Verbmodi nur einen Teil dieses Bereichs. Bevor aber auf Funktionen des Konjunktivs eingegangen wird, sollte man auf die Regeln hinweisen, auf denen die Bildung seiner Zeitformen beruht.
Das Zeitformensystem des Konjunktivs umfasst dieselben Tempora, die auch der Indikativ entwickelt hat: Futur II Konjunktiv, Futur I Konjunktiv, Präsens Konjunktiv, Präteritum Konjunktiv, Perfekt Konjunktiv, Plusquamperfekt Konjunktiv. Es gibt ohnehin noch zwei zusätzliche Formen – Konditionalis I und Konditionalis II –, die auch würde-Formen genannt werden. Das Schema/Paradigma, dem bei der Konjugation im Konjunktiv alle Verben folgen, unterscheidet sich von dem des Indikativs dadurch, dass die Endungen für beide synthetischen Zeitformen (Präsens und Präteritum) gleich sind und dass es weniger Abweichungen von dem Basismuster gibt. Im Allgemeinen sieht dieses Schema/Paradigma folgenderweise aus:

ich

e (Suffix des Konjunktivs) + Nullendung

du

e + st

er/sie/es

e + Nullendung

wir

e + n

ihr

e + t

sie/Sie

e + n

Nach diesem Muster werden fast alle Verben im Deutschen konjugiert. Starke Verben wechseln ihren Stammvokal nicht, auch andere unregelmäßige Verben (z. B. wissen, haben) sowie Modalverben unterliegen keinen Änderungen. Das einzige Verb, das von diesem Schema etwas abweicht, ist das Verb sein, dessen Formen man sich merken sollte.

ich

fahr-e

les-e

könn-e

du

fahr-e-st

les-e-st

könn-e-st

er/sie/es

fahr-e

les-e

könn-e

wir

fahr-e-n

les-e-n

könn-e-n

ihr

fahr-e-t

les-e-t

könn-e-t

sie/Sie

fahr-e-n

les-e-n

könn-e-n

 

ich

wiss-e

hab-e

sei

du

wiss-e-st

hab-e-st

sei-e-st

er/sie/es

wiss-e

hab-e

sei

wir

wiss-e-n

hab-e-n

sei-e-n

ihr

wiss-e-t

hab-e-t

sei-e-t

sie/Sie

wiss-e-n

hab-e-n

sei-e-n

Diesem Schema folgen deutsche Verben auch bei der Bildung des Präteritums, man schließt aber das Suffix und die entsprechende Endung an den präteritalen Verbstamm. Starke Verben erfahren noch eine Änderung: Sie bekommen den Umlaut. Vokale a, o, u im Verbstamm werden zu ä, ö, ü.

ich

führ-e

läs-e

macht-e

du

führ-e-st

läs-e-st

macht-e-st

er/sie/es

führ-e

läs-e

macht-e

wir

führ-e-n

läs-e-n

macht-e-n

ihr

führ-e-t

läs-e-t

macht-e-t

sie/Sie

führ-e-n

läs-e-n

macht-e-n

 

ich

hätt-e

wär-e

du

hätt-e-st

wär-e-st

er/sie/es

hätt-e

wär-e

wir

hätt-e-n

wär-e-n

ihr

hätt-e-t

wär-e-t

sie/Sie

hätt-e-n

wär-e-n

Auch für Mischverben gilt diese Regel, wenn auch nur zum Teil. Die Modalverben dürfen, können, mögen, müssen bekommen den Umlaut, die Modalverben wollen und sollen bleiben ohne Umlaut.

ich

dürft-e

könnt-e

möcht-e

du

dürft-e-st

könnt-e-st

möcht-e-st

er/sie/es

dürft-e

könnt-e

möcht-e

wir

dürft-e-n

könnt-e-n

möcht-e-n

ihr

dürft-e-t

könnt-e-t

möcht-e-t

sie/Sie

dürft-e-n

könnt-e-n

möcht-e-n

 

ich

müsst-e

sollt-e

wollt-e

du

müsst-e-st

sollt-e-st

wollt-e-st

er/sie/es

müsst-e

sollt-e

wollt-e

wir

müsst-e-n

sollt-e-n

wollt-e-n

ihr

müsst-e-t

sollt-e-t

wollt-e-t

sie/Sie

müsst-e-n

sollt-e-n

wollt-e-n

Die unregelmäßigen Verben bringen, denken, brennen, kennen, nennen, rennen bekommen auch den Umlaut im Präteritum Konjunktiv, bei den Verben wie brennen erscheint er graphisch in Form eines e.

ich

brennt-e

kennt-e

nennt-e

du

brennt-e-st

kennt-e-st

nennt-e-st

er/sie/es

brennt-e

kennt-e

nennt-e

wir

brennt-e-n

kennt-e-n

nennt-e-n

ihr

brennt-e-t

kennt-e-t

nennt-e-t

sie/Sie

brennt-e-n

kennt-e-n

nennt-e-n

 

ich

rennt-e

brächt-e

dächt-e

du

rennt-e-st

brächt-e-st

dächt-e-st

er/sie/es

rennt-e

brächt-e

dächt-e

wir

rennt-e-n

brächt-e-n

dächt-e-n

ihr

rennt-e-t

brächt-e-t

dächt-e-t

sie/Sie

rennt-e-n

brächt-e-n

dächt-e-n

Die Verben senden und wenden, die sowohl eine starke als auch eine schwache Form im Präteritum haben, leiten die Konjunktivform von ihrer schwachen Form ab, abgesehen von den bestehenden Bedeutungsunterschieden. Das Verb wissen bekommt auch den Umlaut. Es gibt noch ein Verb, das von dem allgemeinen Konjugationsmuster im Präte­ritum Konjunktiv abweicht, und zwar das Verb brauchen, das in der Umgangssprache den Umlaut bekommt.

ich

sendet-e

wendet-e

du

sendet-e-st

wendet-e-st

er/sie/es

sendet-e

wendet-e

wir

sendet-e-n

wendet-e-n

ihr

sendet-e-t

wendet-e-t

sie/Sie

sendet-e-n

wendet-e-n

 

ich

wüsst-e

bräucht-e

du

wüsst-e-st  

bräucht-e-st

er/sie/es

wüsst-e

bräucht-e

wir

wüsst-e-n

bräucht-e-n

ihr

wüsst-e-t

bräucht-e-t

sie/Sie

wüsst-e-n

bräucht-e-n

Die konjunktivischen analytischen Zeitformen bildet man nach gleichen Regeln wie die indikativischen.

Futur II
Konjunktiv

werden                        Vollverb
(Präsens          +          (Infinitiv II)
Konjunktiv)

Futur I 
Konjunktiv

werden                        Vollverb
(Präsens          +        (Infinitiv I)
Konjunktiv)

Perfekt
Konjunktiv

haben/sein                 Vollverb
(Präsens          +        (Partizip II)
Konjunktiv)

Plusquamperfekt
Konjunktiv

haben/sein                 Vollverb
(Präteritum     +        (Partizip II)
Konjunktiv)

Hier einige Beispiele:
(1) Er werde das Haus gebaut haben. Er werde aufgewacht sein. (Futur II Konjunktiv)
(2) Er werde das Haus bauen. Er werde aufwachen. (Futur I Konjunktiv)
(3) Er habe das Haus gebaut. Er sei aufgewacht. (Perfekt Konjunktiv)
(4) Er hätte das Haus gebaut. Er wäre aufgewacht. (Plusquamperfekt Konjunktiv).
Das Deutsche hat noch zwei Konjunktivformen entwickelt, und zwar: den Konditionalis I und den Konditionalis II, die man auf folgende Weise bildet:

Konditionalis I

werden                       Vollverb
(Präteritum     +        (Infinitiv I)
Konjunktiv)

Konditionalis II

werden                       Vollverb
(Präteritum     +        (Infinitiv II)
Konjunktiv)

(5) Er würde das Haus bauen. Er würde aufwachen.
(6) Er würde das Haus gebaut haben. Er würde aufgewacht sein.
Die Konjunktivformen werden im Deutschen in zwei funktionale Gruppen eingeteilt, den Konjunktiv I und den Konjunktiv II.

Konjunktiv I

Konjunktiv II

Futur II
Futur I
Präsens
Perfekt

Präteritum
Plusquamperfekt
Konditionalis I
Konditionalis II

Es geht bei dieser Einteilung bloß um die Funktionen, Bedeutungen und Anwendungsbereiche, die sich teilweise überlappen, aber auch die Zeitformen auseinan­derhalten helfen und dem Leser/Hörer bestimmte Informationen, die zum großen Teil nicht kontextgebunden sind, vermitteln. Es kommen dem Konjunktiv im Deutschen zwei Hauptfunktionen zu: Einerseits markiert er die indirekte oder referierte Rede1(7), andererseits drückt er die Irrealität (8) aus:
(7) Der Ministerpräsident teilte mit, sein Rücktritt habe teilweise die Finanzkrise bewirkt, die er hätte nicht meistern können.
(8) Wenn er etwas später gekommen wäre, hätten wir alles rechtzeitig erledigt.

Nun gehen wir ausführlicher auf den Gebrauch des Konjunktivs in der indirekten Rede ein. Während im Russischen die indirekte Rede mithilfe von lexikalischen Mitteln markiert wird, hat das Deutsche auch grammatische Mittel entwickelt, die nicht nur zeigen, dass es sich um die Wiedergabe von jemandes Aussagen handelt, sondern auch dem Sprechenden/Schreibenden seine Stellung zu dieser Aussage zu nehmen verhelfen.
Im Allgemeinen besteht Konkurrenz zwischen dem Indikativ und dem Konjunktiv I, da man im Deutschen die Aussage einer Person auch im Indikativ wiedergeben kann. Also kann die sogenannte indirekte Rede sowohl im Indikativ als auch im Konjunktiv formuliert werden:
(9) Hans sagt: «Das Wetter ist morgen wieder gut.» (direkte Rede) – Hans sagt, dass das Wetter morgen wieder gut ist. (indirekte Rede im Indikativ)
(10) Hans sagt: «Das Wetter ist morgen wieder gut.» (direkte Rede) – Hans sagt, dass das Wetter morgen wieder gut sei. (indirekte Rede im Konjunktiv)
Beide Sätze mit der indirekten Rede lassen sich auch in Form eines uneingeleiteten Nebensatzes gestalten, sodass sich beide Modi in dieser Hinsicht voneinander kaum unterscheiden:
(11) Petra sagt: «Das Telefon ist wieder kaputt.» (direkte Rede) – Petra sagt, das Telefon ist wieder kaputt. (indirekte Rede im Indikativ)
(12) Petra sagt: «Das Telefon ist wieder kaputt.» (direkte Rede) – Petra sagt, das Telefon sei wieder kaputt. (indirekte Rede im Konjunktiv)
Pragmatisch gesehen gibt es aber einen wichtigen Unterschied zwischen dem Indikativ und dem Konjunktiv: Gebraucht man in der indirekten Rede den Indikativ, so will man zeigen, dass man der Aussage glaubt und sie kaum in Zweifel zieht. Oder dass man die Bezweiflung oder Überprüfung für unnötig und unwichtig hält. Greift man aber zum Konjunktiv, dann macht man den Lesenden/Hörenden darauf aufmerksam, dass die Aussage nicht vom Sprechenden/Schreibenden stammt, dass man jemandes Aussage wiedergibt, ohne selber ganz sicher zu sein, dass sie stimmt:
(13) Monika sagt: «Ich konnte nicht kommen, weil ich im Fahrstuhl stecken geblieben bin.» (direkte Rede) – Monika sagt, dass sie nicht kommen konnte, weil sie im Fahrstuhl stecken geblieben ist/war. (Indirekte Rede im Indikativ. Das war meiner Meinung nach auch so, sie ist im Fahrstuhl stecken geblieben.)
(14) Monika sagt: «Ich konnte nicht kommen, weil ich im Fahrstuhl stecken geblieben bin.» (direkte Rede) – Monika sagt, (dass) sie habe nicht kommen können, weil sie im Fahrstuhl stecken geblieben sei. (Indirekte Rede im Konjunktiv. Das sagt sie, ob so etwas passiert ist, ist mir nicht bekannt, ich werde das nicht überprüfen, aber ganz sicher, ob ihre Aussage stimmt, bin ich auch nicht.)
Wenn die indirekte Rede im Konjunktiv formuliert wird, sollte man auch einige wichtige Regeln einhalten.

1. Der Zeitformengebrauch
Spricht man über etwas Bevorstehendes, so wird Futur I oder eventuell Futur II verwendet, dabei bedient man sich des Futurs II selten. Geht es um etwas Gegenwärtiges, steht dem Sprechenden/dem Schreibenden Präsens Konjunktiv zur Verfügung. Berichtet man dagegen über etwas, was schon in der Vergangenheit liegt, so entscheidet man sich für Perfekt Konjunktiv:
(15) Ralf sagt: «Morgen fahre ich mit meiner älteren Schwester nach München.» – Ralf sagt, dass er morgen mit seiner älteren Schwester nach München fahren werde.
(16) Der Ministerpräsident sagte in der Pressekonferenz: «Die Wirtschaftslage ist jetzt stabil und verspricht neues Wachstum.» – Der Ministerpräsident sagte in der Pressekonferenz, dass die Wirtschaftslage jetzt stabil sei und neues Wachstum verspreche.
(17) Der Politiker sagte in der Pressekonferenz: «Unsere Partei hat die Wahlen gewonnen, weil wir mehr Bemühungen in unseren Erfolg investiert haben». – Der Politiker sagte in der Pressekonferenz, dass seine Partei die Wahlen gewonnen habe, weil sie mehr Bemühungen in ihren Erfolg investiert haben.
Satz 15 kann auch im Präsens Konjunktiv formuliert werden. Wichtig ist auch, dass es im Konjunktiv keinen relativen Zeitformengebrauch gibt, also werden die zeitlichen Korrelationen von den beschriebenen Ereignissen kaum in Betracht gezogen. Von Bedeutung ist, ob zu dem Zeitpunkt, an dem darüber erzählt wird, etwas schon geschenen ist (also der Vergangenheit gehört), noch läuft oder erst bevorsteht:
(18) Klaus erzählt: «Nachdem ich in Moskau angekommen war, bin ich zu meinen Freunden gefahren. Als ich bei ihnen war, hat mich meine Mutter angerufen. Ich habe aber meine Freunde gebeten, zu sagen, dass ich für ein paar Minuten rausgegangen bin.» – Klaus erzählt, dass er zu seinen Freunden gefahren sei, nachdem er in Moskau angekommen war. Als er bei ihnen gewesen sei, habe ihn seine Mutter angerufen. Er habe aber seine Freude gebeten, zu sagen, dass er für ein paar Minuten rausgegangen sei.
(19) Klaus erzählt: «Die Forscher sind jetzt sicher, dass es auch auf anderen Planeten im Weltall Lebewesen gibt. Sie können das noch nicht beweisen, aber einiges zeugt davon.» (direkte Rede) – Klaus erzählt, dass die Forscher jetzt sicher seien, dass es auch auf anderen Planeten im Weltall Lebewesen gebe. Sie können das noch nicht beweisen, aber einiges zeuge davon. (indirekte Rede)
(20) Klaus erzählt: «In den nächsten 20 Jahren werden Roboter die meiste Arbeit übernehmen und auf diese Weise die Menschen entlasten. So wird der Mensch endlich die Gelegenheit nutzen können, seine Fähigkeiten frei zu entwickeln, ohne den Gesellschaftsdruck zu spüren.» (direkte Rede) – Klaus erzählt, dass Roboter in den nächsten 20 Jahren die meiste Arbeit übernehmen und die Menschen auf diese Weise entlasten werden. Der Mensch werde endlich die Gelegenheit nutzen können, seine Fähigkeiten frei zu entwickeln, ohne den Gesellschaftsdruck zu spüren. (indirekte Rede)
Da einige verbale Formen im Indikativ und im Konjunktiv zusammenfallen, beide Modi aber unterschiedlichen pragmatischen Wert haben, und sie zu unterscheiden in vielen Fällen von Bedeutung ist, wird in Zweifelsfällen statt des Konjunktivs I der Konjunktiv II verwendet, sodass das Präteritum Konjunktiv oder der Konditionalis I das Präsens Konjunktiv ersetzt, während das Plusquamperfekt oder seltener der Konditionalis II für das Perfekt Konjunktiv steht:2
(21) Klaus sagt: «Wir haben selber beschlossen, dass wir ihm kündigen.» (direkte Rede) – Klaus sagt, dass sie selber beschlossen hätten (die Form des Perfekts haben im Konjunktiv würde dann mit der Form des Verbs im Indikativ zusammenfallen), dass sie ihm kündigen würden. (Indirekte Rede; wird die Form des Futurs Konjunktiv verwendet, so ist es schwer zu bestimmen, ob der Sprechende/Schreibende den Indikativ oder den Konjunktiv gebraucht.)
Eigentlich fallen nicht so viele Formen im Indikativ und im Konjunktiv zusammen, sodass es nicht so oft zu den Zeitformen des Konjunktivs II gegriffen wird.
Dem Schreibenden/Sprechenden stehen zwei mögliche Wege zur Verfügung, die indirekte Rede syntaktisch zu gestalten. Zum einen in Form eines Satzgefüges (man fängt mit einem dass-Nebensatz an, die darauf folgenden Sätze werden auch in Nebensätze verwandelt. Zum anderen behält man auch in der indirekten Rede die Strukturen der Aussage, die wiedergegeben wird, dabei fängt man meistens mit dem dass-Satz an:
(22) Sabine berichtet: «Als ich in der Schweiz ankam, fiel mir sofort auf, dass ich fast nichts verstehe, was gesprochen wird.» (direkte Rede) – Sabine berichtet, dass ihr sofort aufgefallen sei, als sie in der Schweiz angekommen sei, dass sie fast nichts verstanden habe, was gesprochen worden sei. (indirekte Rede)
(23) Der Präsident sagte in der Pressekonferenz: «Ich bin vom Volk gewählt worden und freue mich über meinen Sieg. Ich bin dankbar, dass man mir die Chance gibt, das Land aus der Krise herauszuführen. Die letzte Regierung konnte ihre Chance nicht nutzen. Die Lage war noch nie so ernst. Die Zeit ist reif für eine Wende.» (direkte Rede) – Der Präsident sagte in der Pressekonferenz, dass er vom Volk gewählt worden sei. Er sei dankbar, dass man ihm die Chance gebe, das Land aus der Krise heraus­zuführen. Die letzte Regierung habe ihre Chance nicht nutzen können. Die Lage sei noch nie so ernst gewesen. Die Zeit sei reif für eine Wende. (indirekte Rede)
Der erste Weg ist oft der Fall, wenn es um kürzere Aussagen geht. Hat man aber größere Fragmente in die indirekte Rede umzuwandeln, so passt der zweite Weg am besten, weil in diesem Fall die Struktur der Aussage übersichtlich bleibt und das Verständnis nicht erschwert. Dem Sprechenden/Schreibenden ist aber vorbehalten, selber eine Entscheidung zu treffen, wie er die indirekte Rede gestalten will.
Man sollte auch berücksichtigen, dass es bei der indirekten Rede manchmal auch um kompliziertere Fälle geht, z. B. wenn die direkte Rede (direkte Rede 1) selbst noch eine direkte Rede (direkte Rede 2) enthält:
(24) Der Großvater erzählt seinem Enkel: «Einst herrschte Krieg im Land. Der Feind kam immer näher und der Bauer wollte seinen Hof verlassen. Er sagte zu seinem Esel: ‹Geh mit mir, bevor du dem Feind in die Hände fällst!› Unterwegs fragte ihn der Esel: ‹Muss ich denn beim Feind mehr Säcke tragen als jetzt?› Der Bauer schaute ihn verwundert an und antwortete: ‹Ich glaube nicht, denn dann würdest du ja zusammenbrechen.› Da blieb der Esel stehen und sagte: ‹Ich sehe nicht ein, wa­rum ich mit dir gehen soll, wenn ein Esel hier wie dort die gleiche Arbeit tun muss.›»
Es gelten in diesem Fall dieselben Regeln wie auch bei einfacheren Aussagen: Bei der Wahl unter Futur, Präsens oder Perfekt Konjunktiv ist der zeitliche Bezug des Gesagten auf die Redezeit ausschlaggebend, also direkte Rede 1 berichtet (wenn man diesen zeitlichen Bezug in Betracht zieht) über die Vergangenheit, bei der direkten Rede 2 geht es um die Gleichzeitigkeit bzw. Nachzeitigkeit:
(25) Der Großvater erzählt seinem Enkel, dass einst im Land Krieg geherrscht habe. Der Feind sei immer näher gekommen und der Bauer habe seinen Hof verlassen wollen. Er habe zu seinem Esel gesagt, dass der mit ihm gehen sollte, bevor er dem Feind in die Hände fallen werde. Unterwegs habe der Esel den Bauern gefragt, ob er beim Feind mehr Säcke tragen müsse als jetzt. Der Bauer habe den Esel verwundert angesehen und geantwortet, dass er dies nicht glaube, denn da würde der Esel zusammenbrechen. Da sei der Esel stehen geblieben und habe gesagt, dass er nicht einsehe, warum er mit dem Bauern mitgehen solle, wenn ein Esel hier wie dort die gleiche Arbeit tun müsse.
Man sollte auch beachten, dass der Konjunktiv II, falls er in der direkten Rede vorkommt, keiner Umwandlung unterliegt und unverändert in der indirekten Rede bleibt:
(26) Monika sagt: «Wenn ich morgen mehr Zeit hätte, würde ich dich besuchen, aber ich habe morgen viel zu tun.» (direkte Rede) – Monika sagt, dass sie mich besuchen würde, wenn sie morgen mehr Zeit hätte, aber sie habe morgen viel zu tun. (indirekte Rede)

2. Die Verschiebung von Pronomen
In der direkten Rede markieren die Personalpronomen kommunikative Rollen: So wird in der direkten Rede mit «ich» oder «wir» der/die Sprechende(n) bezeichnet, mit «du», «ihr» oder «Sie» – der/die Angesprochene, mit «er», «sie», «es» – der/die/das Besprochene. Dabei werden die Pronomen nicht kontextgebunden gebraucht, man nimmt darauf kaum Bezug, was der direkten Rede vorauskommt:
(27) Die Mutter (= sie) sagt zu ihrem Sohn (= er): «Ich habe dir einen neuen Anzug gekauft.» (die eventuellen Pronomen in der indirekten Rede stimmen mit denen in der direkten Rede nicht überein, die Pronomen werden unabhängig voneinander gebraucht.)
Die indirekte Rede ist dadurch gekennzeichnet, dass Pronomen in beiden Teilen übereinstimmen sollen:
(28) Die Mutter (= sie) sagt zu ihrem Sohn (= er), dass sie ihm einen neuen Anzug gekauft habe.
Man sollte also immer aufpassen, wer spricht, wer angesprochen wird und wer oder was besprochen wird:
(29) Ich habe ihr über dich gesagt: «Er hat eine gute Stimme.» – Ich habe ihr über dich gesagt, («er» markiert das Thema des Gesprächs oder die besprochene Person, in diesem Beispiel wird über dich gesprochen, also) du habest eine gute Stimme.
(30) Du hast ihm über sie gesagt: «Sie muss mehr arbeiten.» – Du hast ihm über sie gesagt, («sie» markiert das Thema des Gesprächs oder die besprochene Person, in diesem Beispiel wird über sie gesprochen, also) sie müsse mehr arbeiten.
(31) Sie haben mir über sie gesagt: «Sie macht beim Sprechen noch viele Fehler.» – Sie haben mir über sie gesagt, («sie» markiert das Thema des Gesprächs oder die besprochene Person, in diesem Beispiel wird über sie gesprochen, also) sie mache beim Sprechen viele Fehler.
(32) Er hat ihnen über mich gesagt: «Er ist mit der Beurteilung nicht zufrieden.» – Er hat ihnen über mich gesagt, («er» markiert das Thema des Gesprächs oder die besprochene Person, in diesem Beispiel wird über mich gesprochen, also) ich sei mit der Beurteilung nicht zufrieden.
(33) Er hat ihr über uns gesagt: «Sie sind immer hilfsbereit und freundlich.» – Er hat ihr über uns gesagt, («sie» markiert das Thema des Gesprächs oder die besprochene Person, in diesem Beispiel wird über uns gesprochen, also) wir seien immer hilfsbereit und freundlich.

3. Die Verschiebung von Adverbien
Dasselbe gilt auch für die Adverbien, besonders für die, die die Zeit des Geschehens angeben. Hat man so ein Adverb in der direkten Rede, so muss man darauf achten, dass bei der Umformung die Zeitverhältnisse die gleichen bleiben. Das kommt aber viel öfter vor, wenn der Zeitpunkt nicht genannt, sondern nur darauf hingedeutet wird:
(34) Letzten Dienstag hat sie zu ihm gesagt: «Ich fahre morgen weg.» – Letzten Dienstag hat sie zu ihm gesagt, dass sie morgen/am Mittwoch wegfahre.
(35) (Das Gespräch fand vor drei Tagen statt, es war Mittwoch) Er sagte zu mir: «Ich war gestern die ganze Zeit zu Hause.» – Er sagte zu mir, dass er am Dienstag die ganze Zeit zu Hause gewesen sei.

4. Indirekte Bitten, Aufforderungen und Befehle
Wenn man sich vornimmt, einen indirekten Aufforderungssatz zu formulieren, was häufig der Fall ist, so sollte man beachten, dass im Deutschen dabei immer wieder ein Modalverb gebraucht wird, und zwar eine Wahl unter sollen, müssen und mögen treffen. Das Modalverb zeugt nicht nur davon, dass es weiter um einen Aufforderungssatz geht, sondern es bringt auch feinere Differenzierungen zum Ausdruck. So zeigt man mit dem Modalverb mögen, dass es sich um eine Bitte handelt, die Modalverben müssen und sollen bezeichnen eine Aufforderung oder einen Befehl:
(36) «Sieh nicht so viel fern!» – Die Mutter sagt zu ihrem Sohn, dass er nicht so viel fernsehen solle/müsse.
(37) «Verschwinde!» – Er sagte zu mir, ich solle/müsse verschwinden.
(38) «Hilf mir bitte!» – Er bat mich, dass ich ihm helfen möge.
(39) «Verzeihen Sie mir bitte meine Verspätung.» – Ich habe meinen Chef angefleht, er möge mir meine Verspätung verzeihen.

5. Indirekte Fragen
Wenn man Fragen in indirekte Rede umwandelt, so sollte man nicht außer Acht lassen, dass es im Deutschen zwei Hauptarten von Fragen gibt: mit einem Fragewort und ohne dieses. Die indirekten Fragen werden in Form eines Objektsatzes formuliert, die mit dem Fragewort werden zu Objektsätzen mit einem Fragepronomen, die ohne Fragewort – zu Objektsätzen mit der Konjunktion ob:
(40) Sie fragte ihn: «Wohin fährst du morgen?» – Sie fragte ihn, wohin er morgen fahre.
(41) Er fragte uns: «Seid ihr schon mit der Aufgabe fertig?» – Er fragte uns, ob wir mit der Aufgabe schon fertig seien.
Im Unterschied zu anderen Arten der indirekten Rede lassen sich die indirekten Fragen nur in verkürzter Form formulieren, nicht aber in Form eines uneingeleiteten Nebensatzes:
(42) «Wozu bist du hierher gekommen? Was machst du hier?», fragte ich und fuhr fort: «Willst du vielleicht, dass sie dich hier sieht? Kannst du nicht begreifen, dass sie dich nicht mehr liebt?» – Er fragte ihn, wozu er hierher gekommen sei. Was er hier mache. Ob er vielleicht wolle, dass sie ihn hier sehe? Ob er nicht begreifen könne, dass sie ihn nicht mehr liebe.

Mögliche Übungen

1. Formen Sie die direkte Rede in die indirekte um:
(Man könnte mit einfachen Sätzen anfangen, dann die Schüler direkte Rede mit Satzgefügen umformen lassen, danach ist es ratsam, indirekte Fragen und Aufforderungssätze zu üben, erst dann kann man zur Umformung längerer Erzählungen übergehen, anschließend kann man auch kompliziertere Erzählungen (mit direkter Rede 1 und 2) in die indirekte Rede setzen.)

2. Man kann Schüler einander interviewen und danach die Antworten und Aussagen voneinander in der indirekten Rede nacherzählen lassen.
(Man kann auch die Schüler zwischen Konjunktiv I und Konjunktiv II wählen lassen, je nachdem ob sie den Antworten voneinander vertrauen.)

3. Man kann Schüler auch Zeitungsberichte oder Reportagen schreiben lassen, in denen sie über Ereignisse, die neulich passiert sind, erzählen und dabei Kommentare von verschiedenen Fachleuten in der indirekten Rede verfassen können.

Fragen und Aufgaben

  1. Welche Modi gibt es im Deutschen?
  2. Was ist Modalität?
  3. Welche Tempora umfasst das Zeitformensystem des Konjunktivs im Deutschen?
  4. Was ist der Konditionalis?
  5. Wie werden die Konditionalis-Formen gebildet?
  6. Aus welchen Morphemen bestehen die Verben im Präsens Konjunktiv?
  7. Aus welchen Morphemen bestehen die Verben im Präteritum Konjunktiv?
  8. Was ist für die Bildung des Präteritums Konjunktiv der starken Verben typisch?
  9. Wie werden die Formen des präteritalen Konjunktivs der modalen Verben gebildet.
  10. Erklären Sie den Buchstaben «e» im Präteritum Konjunktiv einiger Verben (z. B. brenntest, kenntest, nenntest u. a. m.)
  11. Wie bekannt, können die Verben senden, wenden u. a. sowohl schwach als auch stark sein. Von welcher Form (der schwachen oder der starken) wird der präteritale Konjunktiv dieser Verben gebildet?
  12. Was ist Konjunktiv I?
  13. Was ist Konjunktiv II?
  14. Führen Sie drei Beispiele für höfliche Bitten oder Aufforderungen im Konjunktiv an.
  15. Welche Hauptfunktionen kommen dem Konjunktiv im Deutschen zu?
  16. Welchen Unterschied gibt es bei der Wiedergabe der indirekten Rede im Indikativ und im Konjunktiv?
  17. Welche Regeln muss man einhalten, wenn man die indirekte Rede im Konjunktiv wiedergibt?

Grammatisches deutsch-russisches Wörterbuch
der Imperativ: повелительное наклонение
der Indikativ: изъявительное наклонение
die Irrealität: ирреальность, нереальность
der Konditionalis: кондиционалис (особая форма сослагательного наклонения в немецком языке)
der Konjunktiv: сослагательное наклонение
die Modalität: модальность (грамматическая категория)
der Modus: наклонение (грамматическая категория)
die Rede: речь
direkte Rede: прямая речь
indirekte Rede: косвенная речь

Fortsetzung folgt


1  Der Konjunktiv II wird außerdem in einer höflichen, in Form einer Frage gekleideten Bitte und in einer vorsichtigen zurückhaltenden Feststellung verwendet:

Würden Sie bitte hereinkommen? (Eine Aufforderung im Imperativ würde härter wirken.)
Ich wüsste wohl, was zu tun wäre. (Der Satz klingt weniger aufdringlich, als einer im Indikativ.)

Der Konjunktiv I drückt auch Wünsche, Bitten und Aufforderungen aus:

Seien wir doch vernünftig. (Aufforderung)
Seien Sie so lieb und ... (Aufforderung/Bitte)
Man nehme fünf Eier ... (Aufforderung/Hinweis; oft in Rezepten, Gebrauchsanweisungen, mathematischen Texten)
Er lebe hoch! (Wunsch)
Es komme, was kommen will. (Wunsch)

 

2 Der Konjunktiv II dient zur Wiedergabe der indirekten Rede nicht nur, wenn die Formen des Konjunktivs I mit denen des Indikativs zusammenfallen. Man kann mithilfe des Konjunktivs II den Zweifel an jemandes Aussagen ausdrücken, also die wiedergegebenen Aussagen in Zweifel ziehen. Man vermittelt damit nicht nur, dass die Aussage von jemandem, nicht aber von dem Sprechenden/Schreibenden stammt, sondern auch dass der Sprechende/Schreibende sie für fraglich und zweifelhaft hält. Man sollte aber die Fälle berücksichtigen, in denen der Konjunktiv II nicht die Alternative zum Konjunktiv I ist, sondern den Letzteren ersetzt, um Eindeutigkeit zu schaffen. Vergleichen Sie:

Klaus sagt: «Ich habe letztes Wochenende für das Examen gelernt.» – Klaus sagt, dass er letztes Wochenende für das Examen gelernt hat. (Indirekte Rede im Indikativ. Der Sprechende identifiziert sich mit der Person, von der diese Aussage stammt, er hält es für unnötig, zu unterstreichen, dass diese Aussage nicht von ihm stammt.)
Klaus sagt: «Ich habe letztes Wochenende für das Examen gelernt.» – Klaus sagt, dass er letztes Wochenende für das Examen gelernt habe. (Indirekte Rede im Konjunktiv I. Der Sprechende unterstreicht, dass die Aussage nicht von ihm stammt, er kann sie also nicht bestätigen, er weiß nichts Genaueres darüber.)
Klaus sagt: «Ich habe letztes Wochenende für das Examen gelernt.» – Klaus sagt, dass er letztes Wochenende für das Examen gelernt hätte. (Indirekte Rede im Konjunktiv II. Der Sprechende unterstreicht nicht nur, dass die Aussage nicht von ihm stammt, sondern spielt auch darauf an, dass er es für unwahrscheinlich und zweifelhaft hält, dass Klaus das wirklich getan hat, er vermutet, dass sich Klaus nicht einmal eine Stunde auf das Examen vorbereitet hat.)