Главная страница «Первого сентября»Главная страница журнала «Немецкий язык»Содержание №17/2007

Literatur

Christoph Meckel: Gedichte

Dämmerung des Morgens im Bergland. Als erstaune
das Universum beim Anblick der Erde
und es erschiene Licht ein erstes Mal
nach ungeheurer Nacht, an fremder
Materie tastend, langsam erlösend
das in ihr Vorhandene, Unbekannte
aufleuchtend von Tau, Gestein, bewegten Blättern
von Lebewesen beansprucht, voll seltsamer Laute.
Me importa poco. El mundo importa.
Es grato ser objeto para el mundo.

Immer liebte ich, mehr als mich selbst,
die Oberfläche des Gestirns, Materie
(andre sind Namen im Raum, zersprühte Körper
verschwendet an Nichts, den Göttern nachgeworfen)
lebendig in dieser Sekunde, die Nadeln der Lärche
hell und trocken im Geröll verstreut
im Wind aus dem Raum, in der Kälte des Morgens.
Ich habe keine Zeit, von Tod zu reden.
Col de Larche 4. 10. 85

September. Apfelgärten in Sankt Johann.
Brechende Äste im Nebel. Die Wörter sind gut
verrauscht in Blätterschauern, verblutet in Kindheit
taub im Gedächtnis des Weltraums und der Toten.
Apfelgärten in Sankt Johann und der Satz:
Die Apfelgärten in Sankt Johann.

Wind, der die Samen der Pappeln ins Zimmer warf.
Geruch von Staub und Tau, das flutende Süßgras.
Wir atmen schwer in der täuschenden
Blüte des Gartens.
Julia schließt das Fenster. Es war der Holunder
weiße duftende Dolde in ihrer Hand.

Fortsetzung folgt

Christoph Meckel

(* 12. Juni 1935 in Berlin)

ist ein deutscher Schriftsteller und Grafiker.
Christoph Meckel verbrachte seine Jugend in Freiburg im Breisgau, wo er das Gymnasium bis zur Unterprima besuchte. 1954/55 studierte er Grafik an der Kunstakademie in Freiburg im Breisgau, 1956 an der Kunstakademie in München.
Seit 1956 ist er parallel als Schriftsteller und Grafiker tätig. Er unternahm ausgedehnte Reisen durch Europa, Afrika und Amerika und lebte in Oetingen im Markgräflerland, in Berlin, in Südfrankreich und in der Toskana.

Sein grafisches Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen präsentiert. Meckel war bis zu seinem Austritt 1997 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik Deutschland. Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Meckel ist Empfänger zahlreicher Literaturpreise, u. a.: 1966 Preis Junge Generation zum Kunstpreis Berlin; 1978 Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik; 1982 Georg-Trakl-Preis; 2005 Schiller-Ring der Deutschen Schillerstiftung (Weimar).

Werke: Tarnkappe (1956), Nebelhörner (1959), Der Krieg (1960), Welttheater (1960), Der Turm (1961), Wildnisse (1962), Lyrik, Prosa, Graphik aus zehn Jahren (1965), Die Savannen (1966), Bei Lebzeiten zu singen (1967), Der glückliche Magier (1967), In der Tinte (1968), Bilderbotschaften (1969), Die Geschichte der Geschichten (1971), Kranich (1973), Wen es angeht (1974), Nachtessen, (1975), Der Strom (1976), Liebesgedichte (1977), Licht (1978), Säure (1979), Das Dings da (1980), Anabasis (1982), Jahreszeiten (1984), Anzahlung auf ein Glas Wasser (1987), Von den Luftgeschäften der Poesie (1989), Hans im Glück (1991), Archipel (1994), Nachtmantel (1996), Dichter und andere Gesellen (1998), Die Ruine des Präsidentenpalastes (2000), Suchbild: meine Mutter (2002), Ungefähr ohne Tod im Schatten der Bäume (2003).

Aus: Christoph Meckel: Anzahlung auf ein Glas Wasser. Gedichte. Carl Hanser Verlag, München, Wien 1987. S.7–21.